Kurt Flasch

Philosophie hat Geschichte

Band 1: Historische Philosophie. Beschreibung einer Denkart
Cover: Philosophie hat Geschichte
Vittorio Klostermann Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783465032670
Gebunden, 374 Seiten, 49,00 EUR

Klappentext

Kurt Flasch begründet hier seine Denkart und Arbeitsweise. Er nennt sie "historische Philosophie" und zeigt, wie sie die Trennung von philosophischer Systematik und Philosophiehistorie unterwandert und damit das Problem des "Historismus" auf neue Weise stellt. Er geht über zur Theorie des historischen Wissens und untersucht Grundbegriffe wie "Epoche", "Tradition" und "Kontinuität". Flasch konfrontiert anders konzipierte Theorien - z.B. die von Luhmann und Gadamer - mit seiner eigenen historiographischen Erfahrung und gewinnt neue Einsichten in das Verhältnis von Mittelalter, Renaissance und Reformation. Das Buch wendet sich argumentierend gegen die Trennung von Wissen und Zeit und kritisiert damit Aneignungsweisen des Gewesenen, welche die Zeitdifferenz ignorieren oder zum bloß äußeren Umstand herabsetzen. Diesem ersten Band werden zwei bis drei weitere Bände mit Studien und Kritiken von Kurt Flasch folgen. Band 2, mit Beiträgen zur Theorie der Philosophiehistorie und zur Philosophie des Mittelalters, soll im Jahr 2005 erscheinen

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.10.2003

Immer noch "unerforscht" ist sie, die Philosophie im Mittelalter, sprich das "Denken der Europäer in den Jahrhunderten zwischen der Völkerwanderung und der Entdeckung der Buchdruckerkunst" - diese Behauptung hat Rezensent Jürgen Busche bei Kurt Flasch gelesen. Dessen neues Buch beschäftige sich mit zweierlei Dingen: einerseits mit den "Entdeckungen", die in puncto mittelalterliches Denken noch ausstehen, und andererseits mit den Angriffen mancher Kritiker, die eben solches nicht hören wollen. Flasch beabsichtige, sich von heute nicht mehr "dienlichen", etwa epochalen Systematisierungskategorien zu verabschieden, und neue zu bestimmen, die "aus unserer Sicht" treffender seien. Dies findet der Rezensent sehr lobenswert. Dass Flasch allerdings, als Philosoph, ausgerechnet unter dem Stichwort "Historismus" arbeiten will, kann der Rezensent nicht ganz nachvollziehen. Es sei nicht nur "überflüssig", sondern auch "störend".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.09.2003

"Philosophie hat keine Geschichte", heißt es, wie wir von Rezensent Christian Geyer erfahren, an pointierter Stelle bei Gadamer. Dem stelle Flasch nun, schreibt Geyer, unter dem Titel "Philosophie hat Geschichte" eine auf zwei Bände angelegte Verteidigung seines Programms entgegen, das vor allem das eine erklären wolle: "dass es keine Einsicht gibt, der der Zahn der Zeit nichts anhaben könnte, keine Wahrheit, die nicht irgendwann alt aussieht." Vor allem hebt der Rezensent aber hervor, dass dieses Buch klar mache, wie viel das Denken Flaschs eigentlich Michel Foucault verdankt und wie nahe jede von Flaschs Arbeiten denen Foucaults stehe. Wie ein roter Faden durchziehe Flaschs hier vorgelegte methodologische Überlegungen dann so etwa auch die Frage, "inwieweit das Erscheinen einer Aussage als Anwendungsfall einer diskursiven Ordnung - sei es abweichend oder affirmativ zu dieser Ordnung - immer auch singuläres Ereignis ist." Und so wie Geyer schon die "gewitzten Attacken" Flaschs auf seine Kritiker in diesem Buch gefallen haben sowie ferner, wie "liebevoll" Flasch hier "das Handwerkszeug des Wissenssoziologen" ausbreitet und wie "frisch" dabei auf einmal ganz alte Fragen erscheinen, so hat ihm schließlich auch gefallen, dass Flasch hinsichtlich der Lösung des genannten foucaultschen Problems "auf sympathische Weise unentschieden" bleibt. Und so freut sich unser Rezensent schon auf den zweiten Band.
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