Klaus von Dohnanyi

Nationale Interessen

Orientierung für deutsche und europäische Politik in Zeiten globaler Umbrüche
Cover: Nationale Interessen
Siedler Verlag, München 2022
ISBN 9783827501547
Gebunden, 240 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Zeitenwende in der Weltpolitik: Was für Deutschland auf dem Spiel stehtIn einer Welt des rapiden machtpolitischen und technologischen Wandels müssen sich Deutschland und Europa strategisch neu orientieren: Im Wettkampf zwischen den USA und China gerät Europa bereits zwischen die Fronten. Und dies wird auch unser Verhältnis zu Russland verändern müssen. Jetzt ist ein nüchterner, illusionsloser Blick auf die neuen Realitäten notwendig, wie Klaus von Dohnanyi zeigt: Auf "Wertegemeinschaften" oder "Freundschaften" können wir nicht vertrauen, Deutschland und Europa müssen vielmehr offen ihre eigenen, wohl verstandenen Interessen formulieren und mit Realismus verfolgen. So fordert von Dohnanyi in seinem Buch grundsätzliche Kurskorrekturen - im Bereich der äußeren Sicherheit ebenso wie in der Industriepolitik, weg von einseitigen Abhängigkeiten, hin zu einer Politik der Eigenverantwortung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.04.2022

Klaus von Dohnanyi hat seine Schrift, die für Deutschland "Nationale Interessen" neu definieren will, vor Beginn von Russlands Krieg gegen die Ukraine verfasst, aber auch Thomas Speckmanns Rezension wirkt eher notdürftig aktualisiert. Positiv rechnet Speckmann dem einstigen SPD-Granden an, dass er zu einer realistischen Einschätzung der eigenen Kräfte aufruft, Sicherheit nicht nur militärisch, sondern auch sozial und demokratisch versteht, und etwa angesichts erster Klimafolgen eine Stärkung des Katastrophenschutzes fordert. Wenn aber Dohnanyi angesichts drohender Konflikte zwischen den USA, Russland und China eine neutrale Position für Europa fordert, eine "nachdrückliche Entspannung" gegenüber Moskau und ein Ende der Sanktionen, kann der Rezensent nur abwinken.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.03.2022

Rezensent Victor Mauer hält das Buch von Klaus von Dohnanyi für rundum misslungen. Wer sich vom Ex-Bundesminister Orientierung im Wirrwarr der Weltpolitik verspricht, wird wie unser Rezensent bitter enttäuscht. Was der Autor über europäische, amerikanische und russische Interessen schreibt, klingt so verlockend einfach, dass sich Mauer verdutzt die Augen reibt. Europa muss sich einfach unabhängiger machen, lautet die entsprechend simple These des Autors. Für Mauer läuft das jedoch auf eine "Frontstellung zu den USA" hinaus, die schon mal nichts Gutes verheißt. Wenn Dohnanyi schließlich über einige atemberaubende Volten zu dem Schluss kommt, das Beste für Europa sei Allianzneutralität, klappt Mauer das Buch entnervt zu. Zu viele innere Widersprüche prägen die Gedankengänge des Autors, findet er.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 21.02.2022

Rezensentin Nana Brink traut ihren Augen und Ohren kaum. Dass Klaus von Dohnanyi, einst Hamburger Bürgermeister und Minister unter Willy Brandt und Helmut Schmidt, zum Putin-Versteher mutiert, kann sie kaum glauben. Der Autor will provozieren und zur Diskussion anregen, ahnt sie, was Dohnanyi im hohen Alter vom Stapel lässt, bleibt für sie dennoch starker Tobak. Der Autor spricht von unterschiedlichen Interessen zwischen USA und Deutschland und von einer Osterweiterung der NATO, die Moskau "verständlicherweise" ein Dorn im Auge ist, wundert sich Brink. Auch Dohnanyis Rat an Deutschland, Distanz zu wahren, nicht etwa zu Russland, sondern zu den USA, muss die Rezensentin erst einmal verdauen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.01.2022

Der hier rezensierende Historiker Florian Keisinger hält Klaus von Dohnanyis Streitschrift über nationale Interessen für ein Buch zur rechten Zeit. Dass der SPD-Politiker damit bei der neuen Regierung auf offene Ohren trifft, möchte Keisinger jedoch bezweifeln. Zu wenig nüchtern scheint ihm der Autor für ein selbstbewusstes, starkes und von den Interessen der USA unabhängiges Europa zu werben. Auch die Nachsicht, die der Autor bezüglich Russlands und Chinas übt, indem er etwa Russlands Krim-Politik mit Verfehlungen der USA vergleicht, scheint Keisinger eher zu irritieren, als dass sie ihn für den Autor einnimmt.
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