Klaus Siblewski

Telefongespräche mit Ernst Jandl

Ein Porträt
Cover: Telefongespräche mit Ernst Jandl
Luchterhand Literaturverlag, München 2001
ISBN 9783630620183
Kartoniert, 190 Seiten, 9,46 EUR

Klappentext

Mit diesem Buch legt Klaus Siblewski ein spätes Porträt von Ernst Jandl anhand der Telefongespräche aus den Jahren vor seinem Tod vor. Das Telefon war das einzige Medium, mit dem Jandl noch Kontakt nach außen halten konnte. Gesprochen wurde über alles, und es zeigte sich immer deutlicher, unter welchen Bedingungen Jandl ein Leben lang arbeitete.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 31.01.2002

Klaus Siblewski hat sich über zwei Jahrzehnte als Lektor des Luchterhand-Verlags um die Publikation von Ernst Jandls Werk, vor allem um verstreute oder gar in Schubladen schlummernde Texte verdient gemacht, schickt Christiane ihrer umfangreichen Kritik über dessen jüngst herausgegebene "Telefongespräche mit Ernst Jandl" voraus. Siblewski habe von seinen Telefonaten mit Jandl Protokolle erstellt, sei doch der Dichter seit Mitte der neunziger Jahre aus gesundheitlichen Gründen auf dieses Kommunikationsmittel auch für seine Arbeit stärker angewiesen gewesen als andere, informiert sie. Diese Gesprächsprotokolle beinhalten auch viel Privates, was heute Zeugnis ablegen kann von Krisen und anderem möglicherweise Interessantem aus dem Leben des Dichters oder vielmehr der Privatperson Ernst Jandl. Aber ist dies wirklich nötig zum Verständnis seines Werkes, fragt sich Zintzen, oder werde hier nicht entweder das voyeuristische Interesse des Publikums bedient oder auch die in den Jahren der Zusammenarbeit manchmal verletzte Eitelkeit des möglicherweise unter einem "Eckermann-Syndrom" leidenden Lektors? Die Rezensentin ist jedenfalls der Meinung, dass man aus dem Werk des Meisters genug erfahre über "das Pathologische und Tragische dieser Schriftstellerexistenz". Für sie wandelt sich "die voyeuristische Anmutung schnell in Zumutung".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.01.2002

Mit Ernst Jandl zu telefonieren, muss ebenso schön wie anstrengend gewesen sein, vermutet Eberhard Falcke, da Jandl eine Person war, die alles sehr genau nahm. Sein Herausgeber Siblewski musste naturgemäß häufiger mit ihm telefonieren und hat diese "fernmündlichen Mini-Dramen" auf der Basis von Gesprächsnotizen (ob seiner eigenen oder Jandls, bleibt offen) erarbeitet. Die Gesprächsprotokolle jedenfalls entstanden nach Jandls Tod. Gute Arbeit! Schon nach ein paar Seiten habe man den echten Jandl vor Augen, schwärmt Falcke - und "im Ohr". Nebenbei entstehe auf diese Weise ein Porträt der letzten Lebensjahre Jandls, der zunehmend von Einsamkeit und Krankheit geplagt gewesen sei. Siblewski verzichte gänzlich auf Ausmalungen, schreibt Falcke, weshalb diese der Form nach eher dürftigen Gesprächsprotokolle eine solche Evokationskraft entwickeln konnten.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.09.2001

Benedikt Erenz hat sich bei der Lektüre dieser Telefonnotizen köstlich amüsiert. Und gerührt haben sie ihn wohl auch. Es geht um "Tagtägliches", um den üblichen "Redaktions- respektive Lektoratskram", um Lesungen, Abrechnungen, verlorene Postkarten etc. "Umwerfend komisch" sei das, weil die Gesprächsteilnehmer - wie in Jandls Bühnenstück "Sprechoper" - ausschließlich in der dritten Person und im Konjunktiv sprechen. "Abwegige Einfälle" hat Erenz hier ebenso gefunden wie "beste Groteske". Vor allem aber zeige Siblewski dem Leser Jandl als "Kippfigur": als Hausmeister, der das Chaos in seiner Wohnung fürchtet, aber als Anarchist gleichzeitig seine Freude daran hat. Oder als "verbitterten Studienrat", der von seinem Lektor jedes Datum überprüft haben will, die Sache als "heiterer Diogenes" aber gleich wieder vergessen hat.
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