Klaus Böldl

Der Atem der Vögel

Roman
Cover: Der Atem der Vögel
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2017
ISBN 9783103972702
Gebunden, 144 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Seit zwei Jahren lebt Philipp auf den Färöer Inseln nördlich von Schottland. Er, ein Deutscher Mitte dreißig, ist ein Einzelgänger, seine Tage verbringt er mit ausgedehnten Spaziergängen durch die raue Natur. Von seiner Lebensgefährtin Johanna, einer Krankenhausärztin, entfremdet er sich immer mehr, mit ihrer kleinen Tochter Rannvá hingegen verbindet ihn ein stilles Einvernehmen. Als Johanna und Rannvá auf eine Reise gehen, macht sich auch Philipp auf den Weg: Er beginnt eine Wanderung über die Inseln, die ihn immer tiefer in die Natur führt. Wird er erst im Weggehen zu sich kommen? Wird er erst im Verschwinden seinen Ort finden?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.10.2017

Diesem Autor vorzuwerfen, seine Romane hätten keine Handlung, geht am Punkt vorbei, meint Rezensent Ulrich Baron. Die Weltflucht ist ja gerade das Thema Klaus Böldls. In diesem Roman hat sich der Hauptprotagonist und Ich-Erzähler bei einer Frau und deren kleiner Tochter auf einer der Faröer Inseln eingenistet. Hier pflegt er die Kunst der Naturbeobachtung und -beschreibung, die Böldl wunderbar beherrscht, versichert der Rezensent. Möwen, Felsen, Meer, alles atmet und lebt für diesen Protagonisten, der am liebsten, lesen wir, mit der Natur verschmelzen oder vielmehr in ihr verschwinden zu wollen scheint. Für die Lebenden ist da eigentlich kein Platz. Schon die Spuren der Anwesenheit seiner Freundin nerven denn Mann. Ob Baron dieser Geschichte außer den Naturbeschreibungen etwas abgewinnen konnte, erfahren wir nicht. Die totale Egozentrik des Erzählers scheint ihm aber durch eine gehörige Portion Ironie in der Geschichte erträglich zu sein.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 29.04.2017

Mit Lebensmüdigkeit hat das Befinden von Klaus Böldls melancholischen Helden nichts zu tun, findet Christoph Schröder, der Böldls neuen Roman über eine Flucht in den hohen Norden, zu "sehnsuchtsvoller Ereignislosigkeit", mit Wohlwollen liest. Trotz Subtext aus religiösen und Todesmotiven, meint Schröder. Glücklich machen Schröder die Versessenheit und Detailfreude, mit der der Autor am Verschwinden seiner Figur arbeitet. Ein intensives, wenngleich kurzes Leseerlebnis, findet er, mit einem starken Gespür für Rhythmus, Klang und psychische Minimalbewegungen und garantiert ohne Pathos und Esoterik. Für Schröder in der deutschsprachigen Literatur durchaus eine Seltenheit. So würde Handke gerne schreiben können, vermutet er.