Karen Köhler

Miroloi

Roman
Cover: Miroloi
Carl Hanser Verlag, München 2019
ISBN 9783446261716
Gebunden, 464 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Ein Dorf, eine Insel, eine ganze Welt: Karen Köhlers erster Roman erzählt von einer jungen Frau, die als Findelkind in einer abgeschirmten Gesellschaft aufwächst. Hier haben Männer das Sagen, dürfen Frauen nicht lesen, lasten Tradition und heilige Gesetze auf allem. Was passiert, wenn man sich in einem solchen Dorf als Außenseiterin gegen alle Regeln stellt, heimlich lesen lernt, sich verliebt? Voller Hingabe, Neugier und Wut auf die Verhältnisse erzählt "Miroloi" von einer jungen Frau, die sich auflehnt: Gegen die Strukturen ihrer Welt und für die Freiheit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.09.2019

Rezensentin Nadja Erb verteidigt Karen Köhler gegen ihre männlichen Kritiker. Köhlers Debütroman ist für sie ein klassischer Coming-of-Age-Text und eine ebenso klassisch konstruierte Dystopie, spielend in einer Inselgemeinschaft mit eigenen archaischen patriarchalen Regeln und Gesetzen. Bestechend findet sie die Form des Totenlieds für die Lebensgeschichte der widerständigen Protagonistin. Die Sprache, mit der Köhler die Selbstermächtigung ihrer Figur begleitet, scheint Erb zwar gewöhnungsbedürftig, aber poetisch kraftvoll. Ein mitreißendes Buch, das laut Erb in den feministischen Zeitgeist passt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 27.08.2019

Auf die im Feuilleton tobende Diskussion um Karen Köhlers Roman geht Ursula März in ihrer Besprechung nicht ein. Mit Begeisterung liest sie Köhlers "Miroloi" als Roman einer Befreiung. Zwar findet es März etwas riskant, wie eklektisch Köhler die mittelmeerisch-arachisch-fundamentalistische Gesellschaft zeichnet, aber beliebig erscheint sie ihr nicht: Sie sieht in "Miroloi" vielmehr eine glaubwürdige Saga, poetisch und anschaulich zugleich, universell und doch konkret.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.08.2019

Karen Köhlers Roman hat Theresa Hein ermüdet. Die Geschichte einer rebellischen Außenseiterin auf einer griechischen Insel im 20. Jahrhundert spielt mit zu vielen Motiven des Ausgeschlossenseins und der Identitätserkundung, findet sie. Wissensgier, Lust, Missbrauch, Misogynie, Glaubenskrisen verhandelt die Autorin laut Hein in uhrwerkgleich ratternden kurzatmigen Sätzen. Gut gefallen hat ihr der Text immer dann, wenn Köhler das Alltägliche hervorhebt und treffende Dialoge schreibt. Als Theaterstück hätte Hein sich das Buch gut vorstellen können. Leider kommt im Roman zu viel bemüht Wirkendes hinzu, meint sie, sprachlich wie inhaltlich, und die existenziellen Fragen, die der Text aufwirft, werden nicht weiter verfolgt.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.08.2019

Rezensent Burkhard Müller stampft Karen Köhlers Debütroman in Grund und Boden. Die Geschichte um eine archaische Dorfgemeinschaft, gegen die sich eine zunächst namenlose Ich-Erzählerin auflehnt, erscheint ihm wenig plausibel, zudem sprachlich unbedarft. Seitenweise schleppt er sich zunächst durch Schilderungen von Dorfritualen, stets in der Hoffnung, die gegen ihre Unterdrückung kämpfende Heldin oder die weiteren Figuren würden doch noch ein paar Facetten zeigen. Geschieht aber leider nicht - und so kommt der Kritiker nach 500 Seiten Lektüre zu dem Schluss: Dieses Buch wirkt wie "ein Stück naive Malerei - Hier stellt sich eine dümmer als sie ist".

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 19.08.2019

Vom Verlag unter dem "Trendthema Feminismus" als Spitzentitel positioniert und schon läuft die Marketing-Maschinerie, klagt Rezensent Jan Drees und wünscht sich KollegInnen, die Bücher auch mal wieder nach literaturkritischen Gesichtspunkten auswählen. Jene Rezensenten, die das Buch laut Kritiker wenigstens angemessen verreißen, hebt Drees in seiner eigenen Kritik dann auch hervor, um hinzuzufügen: Karen Köhlers Debütroman ist ein als Erwachsenenlektüre getarntes "Jugendbuch für LeserInnen ab 14 Jahre", leicht verdaulich, voller "Redundanzen" und "Logikfehler", ohne Drive und Dringlichkeit.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.08.2019

Rezensent Moritz Baßler hat eigentlich nichts auszusetzen an dem lang erwarteten ersten Roman von Kurzgeschichtentalent Karen Köhler: Leicht zu lesen, ironiefrei, ergreifend und mit "gut verdaulichem Feminismus", war die Geschichte über eine Waise, die in einer archaisch anmutenden aber landschaftlich schönen mediterranen Welt heranwächst, für ihn ein echtes Wohlfühlbuch. Letztlich empfand der Kritiker "Miroloi" aber als derart "liegestuhltauglich", dass er sich irritiert fragt: Darf Literatur so eingängig sein, wenn sie ernsthaft Kunst sein will?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.08.2019

Laut Rezensentin Sandra Kegel geht es in Karen Köhlers Debütroman um weibliche Autonomie und Selbstermächtigung. Dass sich die Autorin einen entlegenen Ort und eine archaisch-patriarchale Gemeinschaft als Setting ausgesucht hat, um ihr Thema grundsätzlich zu verhandeln, macht für Kegel Sinn. Zugleich erkennt die Rezensentin ein Problem des Textes darin, dass er von einer gewissen thesenhaften Einseitigkeit geprägt ist, die auf Kosten der "literarischen Ambivalenz" geht. Über Freiheit in totalitären Gesellschaften lässt sich mit dem Buch aber prima nachdenken, findet Kegel.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de