Jürgen Hogrefe

Gerhard Schröder

Ein Porträt
Cover: Gerhard Schröder
Siedler Verlag, Berlin 2002
ISBN 9783886807574
Gebunden, 223 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Würde man den Verlauf der ersten vier Jahre Gerhard Schröders im Amt des Kanzlers der Bundesrepublik Deutschland als Kurve zeichnen, sie würde erhebliche Ausschläge zeigen - nach oben wie nach unten. Dem glanzvollen Einzug ins Bonner Kanzleramt folgte ein negatives erstes Regierungsjahr. "Wir haben damals in den Abgrund geblickt", gibt Schröder mittlerweile zu. Heute, gut zwei Jahre später, feiert ihn die konservative "Welt" als den "unbestrittenen Beherrscher der deutschen Politik", der sich "anschickt, noch während seiner ersten Amtszeit zum maßgeblichen Regierungschef des Kontinents aufzusteigen". Das Formhoch muss aber nicht zwangsläufig anhalten...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.01.2003

Der Bundeskanzler steht in der Öffentlichkeit nach wie vor an höchster Stelle, doch haften dem derzeitigen amtierenden Gerhard Schröder viele mediale Attribute an, die ihn in die Rolle des Herrschers über die "Imaginationswelt" katapultiert haben, meint Rezensent Thomas Schmid. Zudem sei Schröder der Öffentlichkeit rätselhaft und Rätselhaftes mache interessant. Und vor allem stelle sich die Frage, wie er wohl nach oben gekommen ist. Darüber jedoch erfährt man in diesem Buch zu wenig, meint Schmid. Klar werde nur, dass Schröder als Rebell von "unten" kam und mit Hilfe kompetenter Berater und journalistischer Begleiter nach "oben" gelangte, dabei aber braver Kumpel blieb. Schmid ist enttäuscht, dass es einem "theoretischen" und "thesenstarken" Medienbeobachter wie dem Spiegel-Autor Hofgrefe nicht gelingt, den "umgänglichsten aller Kanzler" in seiner Verschlossenheit und mit seinem "banalen Geheimnis" zu enträtseln. Des weiteren bemängelt der Rezensent, dass auch Schröders Spontanität, seine "situative Schnelligkeit" in diesem Porträt zu kurz kommt. Denn gerade sie habe ihm zwar in den politischen Institutionen zu wirklicher Stärke verholfen, sei jedoch eine staatspolitische Schwäche.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.07.2002

Markus Brauck bespricht zwei Biografien von Gerhard Schröder, wobei er meint, dass es "fast unmöglich ist", über den amtierenden Bundeskanzler noch irgendetwas zu Tage zu fördern, was noch nicht bekannt wäre. Das mit 200 Seiten relativ knapp ausgefallene Buch von Hogrefe lobt der Rezensent für seine "souverän" gezogenen "Verbindungslinien". Es entlockt ihm durchaus Bewunderung, wie wenig scheu der Autor zeigt, "subjektive" Urteile zu fällen. Manchmal allerdings, so Brauck kritisch, wirken die Ausführungen auf Grund ihrer Knappheit "banal". Explizites Lob bekommt der Autor für sein "kluges" Kapitel über die Medien.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.06.2002

"Ein halber Meter Schröderiana" existiere schon, schmunzelt die Rezensentin Evelyn Roll, und es kommt nun Neues dazu. Zwei Schröder-Biografien nämlich, eine von Jürgen Hogrefe, die andere von Reinhard Urschel. Nachdem die Rezensentin, um dem Leser einen Eindruck der zu erwartenden Wonnen zu vermitteln, amüsiert einige absurd-köstlichen Momente aus dem Kapitel "Geld" des Hogrefschen Buches vorgetragen hat, die die "deutsche Kanzlerherrlichkeit" darlegen, bespricht sie beide Bücher im einzelnen. Hogrefes Versuch findet sie "sehr lesenswert" - die zwölf thematischen Kapitel hätten stellenweise sogar essayistisches Format. Urschel hingegen habe den Stoff undifferenziert und faktenhuberisch bearbeitet. So unterschiedlich die Umsetzung auch sein mag, beide Autoren, so Roll, sind mit der "klassischen Biografen-Schwierigkeit" nicht fertig geworden, die darin besteht, in allzu große Sympathie zum beschriebenen Menschen zu verfallen. Hier sei Vorsicht geboten und eigene Interpretationskategorien unabdingbar. Diese Schwäche verleite auch beide Autoren dazu, sich nie mit grundsätzlichen politischen Fragen auseinander zu setzen, was die Rezensentin "Berliner Krankheit" nennt.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.05.2002

Jens König bespricht zwei Biografien des Bundeskanzlers, die zweierlei Dinge gemeinsam haben: sie sind unkritisch und distanzlos, und ihre Verfasser zählen sich zum Freundeskreis des Politikers. (Neben Jürgen Hogrefes: "Gerhard Schröder - Ein Porträt" muss auch Reinhard Urschels "Gerhard Schröder - Eine Biografie" dran glauben.) Hogrefe gehört zum Berliner "Spiegel"-Büro, vermeldet König und merkt verärgert an, dass der Verfasser gleich im zweiten Satz darauf hinweise, wie lange er den Politiker Schröder kennt. Ziemlich lange, ziemlich peinlich, findet König. Aber bei weitem nicht die einzige Peinlichkeit des Buches, das für ihn ein "grandioses Beispiel für gefühligen People-Journalismus" abliefert. Lobhudelnd und langweilig. Vielleicht verführe ja auch Schröders hemdsärmeliger Umgang mit den Pressevertretern dazu, rätselt der Rezensent, sich einzubilden, den Politiker und Menschen Schröder gut zu kennen. Immerhin habe Hogrefe diesbezüglich eine These, so König: Schröder stellt für ihn einen Politiker dar, der sich zu inszenieren weiß, zugleich aber auch das, was er inszeniert, verkörpert. Politik und Person und Privatleben Schröders seien nicht mehr auseinanderzuhalten, und dafür liefert der Autor geradezu ein exemplarisches Beispiel ab: sein Kanzlerporträt müsse ohne jede Distanz und ohne jede Ironie auskommen. Hogrefe weiß viel, schließt König, aber er kann mit seinem Wissen nichts anfangen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.04.2002

Wer Schlechtes über Schröder lesen will, der sucht in diesem Buch vergeblich, meint Rezensent Michael Naumann zu diesem freundlichen Kanzlerporträt, das auch gar keine "politische Abhandlung" sein möchte. Elegant geschrieben und gut beobachtet fand er diesen Beitrag zum "personenzentrierten politischen Journalismus", dessen Berechtigung und Fragwürdigkeit der Rezensent thematisiert. Interessantes las Naumann zu den Hannoveraner Wurzeln Schröders, dem jahrelangen Misstrauen der eigenen Genossen gegenüber dem "robusten Aufsteiger" aus dem Arbeitermilieu, der bei den Wählern besser gelitten war als in der eigenen Partei. Auch Schröders Kindheit wird im Zusammenhang mit heutigen Verhaltensweisen beleuchtet und die immer wichtigere Rolle von Doris Schröder-Köpf wird dargelegt, schreibt Naumann, der bei allem Einverständnis die flüchtige Überarbeitung des Werkes bedauert. Der Autor ist davon überzeugt, dass Schröder die Qualitäten hat, derer es angesichts der unvermeidlichen gesellschaftlichen Konflikte in der Zukunft der Bundesrepublik bedarf, schreibt Naumann, der ihm darin nicht zu widersprechen scheint.