Joyce Carol Oates

Mit offenen Augen

Die Geschichte von Freeky Green Eye (Ab 14 Jahre)
Cover: Mit offenen Augen
Carl Hanser Verlag, München 2005
ISBN 9783446206052
Gebunden, 240 Seiten, 15,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Birgitt Kollmann. Du bist stark. Du kannst Dich wehren! Das weiß Franky seit sie auf einer Party die hartnäckigen Annäherungsversuche eines älteren Jungen abgewehrt hat. Sie besitzt die Stärke ihres Vaters, eines berühmten TV-Sportjournalisten. So erfolgreich und beliebt wäre Franky auch gerne. Von ihrer ängstlichen Mutter Krista, die sich immer mehr von der Familie zurückzieht, entfremdet sie sich zunehmend. Bis Krista vermisst wird, und Franky erste Zweifel kommen, wer dagür verantwortlich ist. Als sie das Tagebuch der Mutter findet, erkennt Franky, wie lange sie die Bedrohung durch ihren Vater ignoriert hat. Jetzt musss sie einer Wahrheit ins Auge blicken, die ihr Leben verändern wird.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.06.2005

Siggi Seuss ist sich sicher: "Das ist gute Literatur". Ein landesweit populärer Sportreporter tyrannisiert seine Familie, will sie zum Abbild eines normativen Glücksideals trimmen. Dem jedoch widersetzt sich der Freiheitsdrang seiner Frau. Das ist die Grundkonstellation von Joyce Carol Oates' Jugendroman "Mit offenen Augen". Die Erzählerin der Geschichte ist 15 Jahre alt. In ihr gibt es eine Instanz, die Seuss als "Kämpferstimme" bezeichnet, "Freaky Green Eyes". Freaky regt sich zum ersten Mal, als jemand versucht, die Erzählerin, Franky, zu vergewaltigen. Was Freaky, die Stimme des Protests, will, ist ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit. Nirgendwo, rühmt Seuss, wird die Konstruktion des Romans sichtbar, und gebannt hat der Rezensent verfolgt, wie "die Fassaden der Wohlanständigkeit bröckeln, stürzen".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.03.2005

Die "Verpflichtung", die Joyce Carol Oates ihren jungen Lesern gegenüber empfindet, ist auch in ihrem zweiten Jugendbuch deutlich zu spüren, findet Rezensentin Isabelle Erler. Die Autorin zeige darin wieder einmal, dass es durchaus Wege gibt, die aus den "Abgründen" des Lebens "wegführen", diese allerdings keineswegs "geradlinig und schmerzfrei" sein müssten. Einen solchen Ausweg findet die Protagonistin im aktuellen Buch, die aus einer nur vordergründig heilen Familie stammt. Doch ein herrschsüchtiger Vater, der erst die Frau, dann die Kinder immer stärker unter Druck setzt, eine versuchte Vergewaltigung und eine eingeschüchterte Mutter stören das Idyll. Von der "sehr amerikanischen Welt" mit einem "gigantischen Medienkult", in der die Geschichte angesiedelt ist, sollte der Leser sich nach Ansicht der Rezensentin nicht stören lassen. Oates' Bilder seien dergestalt, dass sie "auch bei uns funktionieren" und dem Publikum die krankhafte Psyche eines Vaters verdeutlichen. Ein Buch, in dem eine "renommierte" Autorin wieder einmal erfolgreich "menschliche Abgründe" ins Visier nahm.
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