Joyce Carol Oates

Ausgesetzt

Roman
Cover: Ausgesetzt
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2005
ISBN 9783100540065
Gebunden, 334 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Silvia Morawetz. Joyce Carol Oates persönlichstes Buch ist eine intime und einschneidende Chronik der 60er Jahre Amerikas: elitäres Collageleben und Aufbruch in die sexuelle Freiheit. Oates erzählt mit unvergleichlicher Intensität - unheimlich und packend.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.07.2005

Meike Fessmann hat in diesem Roman von Joyce Carol Oates eine "sympathisch-unprätentiöse Erweckungsgeschichte" einer unsicheren jungen Frau, die sich zur Schriftstellerin entwickelt, entdeckt. Ist sie vom "ungelenken Ton" dieses autobiografisch geprägten Buches zunächst noch "irritiert", nicht zuletzt weil sie die "sprudelnde Eloquenz" von Oates früheren Romanen erwartet hat, findet sie ihn bei weiterer Lektüre immer "einleuchtender". Denn die namenlose Ich-Erzählerin ist zunächst ein äußerst zaghaftes Geschöpf aus schwierigen Verhältnissen, das sich seinen Platz in der Welt und seine Identität erst schaffen muss, erläutert die Rezensentin. Dabei erzähle die amerikanische Autorin die Geschichte ihrer Heldin nicht als "lineare Erfolgsgeschichte", sondern biete in drei Kapiteln verschieden Versuche der Identitätsfindung an, indem sich die Protagonistin im Studium zunächst in einer "Studentinnenverbindung" zu integrieren versucht, dann versucht, ganz in der Liebe zu einem Mann aufzugehen und sich schließlich darum bemüht, Anerkennung bei ihrem im Sterben liegenden Vater zu finden, erklärt die Rezensentin. Die philosophischen Reflexionen über "Bild und Bildnis", die sich untergründig durch den ganzen Roman ziehen, wirken zwar mitunter "etwas angestrengt", räumt Fessmann ein. Doch sieht sie sie durch die fortwährenden Bemühungen der Protagonistin gerechtfertigt, ein Bild von sich selbst zu entwerfen, was ihr schließlich als Schriftstellerin auch gelingt, so die Rezensentin eingenommen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.05.2005

Carol Joyce Oates bleibt ihren Themen treu, meint Rezensent Jörg Magenau nach der Lektüre ihres jüngsten Romans "Ausgesetzt". Auch in dieser Geschichte um Oates' namenloses (weil noch nach seiner Identität suchendes) alter ego, eine schwarze Studentin und Außenseiterin, arbeitet sich Oates an "Emanzipation der Frau, Bürgerrechte und Rassismus in den USA, die Weite der amerikanischen Landschaft und die Engstirnigkeit provinzieller Moral" ab. Gemeinsamer Nenner aller Episoden des Romans ist für den Rezensenten die Macht der Bilder und das Bedürfnis, Bilder zu schaffen. Dies werde deutlich im Scheitern der Beziehung mit dem intellektuellen Vernon, das von ihrer zu großen Identitätsabhängigkeit von ihm verschuldet wird, besonders aber in der Begegnung mit dem todkranken Vater, als dieser der Tochter befiehlt, sich ihm abgewandt zu nähern, damit sie sein Gesicht nicht sieht. Die Tochter, berichtet der Rezensent, widersetzt sich in einer mythologischen Wendung, indem sie einen Handspiegel zuhilfe nimmt. Wenn auch in den Sechziger Jahren angesiedelt, ist "Ausgesetzt" keine Chronik dieser Epoche. So wie auch die Emanzipation der Protagonistin keine politische, sondern "eine sehr persönliche und recht einsame Angelegenheit". Mit diesem Roman, der sehr ein feines Gespür für "innere Zustände" beweist, so das wohlwollende Fazit des Rezensenten, betreibt Oates "Forschungsarbeit am eigenen, vergangenen Ich".
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