Jon Fosse

Ich ist ein anderer

Heptalogie III - V
Cover: Ich ist ein anderer
Rowohlt Verlag, Hamburg 2022
ISBN 9783498021429
Gebunden, 368 Seiten, 30,00 EUR

Klappentext

Aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt-Henkel. Jon Fosses "Heptalogie" spielt in unserer Welt, wenn auch nicht ganz. Da sind zwei Maler mit demselben Namen, Asle − der eine erfolgreich, aber Witwer, der andere säuft. Oft könnte man meinen, sie wären ein und derselbe, und doch begegnen sie sich manchmal, sprechen auch miteinander. Zeit und Raum folgen im Leben dieser beiden anderen Gesetzen, was an der Südwestküste Norwegens - dem Meer, den Fjorden - liegen mag.In diesem Buch ist Asle noch jung. Hier und da ein flüchtiger Kuss, eine Zigarette und Alkohol, Rockbands und Raufereien und im Hintergrund eine Mutter, die nörgelt, und ein Vater, der schweigt. In jenen Jugendjahren begegnen sich die beiden Asles zum ersten Mal. Sie sehen einander seltsam ähnlich, kleiden sich gleich, und beide wollen Maler sein. In der Kunstschule lernt Asle seine zukünftige Frau kennen, verliebt sich in sie.Geschrieben in betörend melodiöser Prosa, erzählt dieser geheimnisvolle, fast magische Roman von dem, was es ausmacht, am Leben zu sein: der Wärme eines Hundes auf dem Schoß, dem Vergnügen, allein mit dem Auto über Land zu fahren, dem Geschmack von Eiern mit Speck.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 31.03.2022

Rezensent Ulrich Greiner kann den zweiten Teil von Jon Fosses Heptalogie zwar nicht einfach so weglesen, dafür bleibt ihm die Lektüre lange im Gedächtnis. Die Lektüre, die Figur und die Bilder der norwegischen Fjordlandschaft, die Fosse entwirft. Vor allem aber nimmt Greiner einmal mehr der ihn an gregorianische Gesänge erinnernde "betörende" Klang von Fosses Prosa gefangen. Die Gottesgedanken und Erinnerungsszenen, in denen ein älterer Mann sein Leben rekapituliert, erscheinen Greiner wie sich überlagernde Träume. Mystische Anklänge sind gewollt, erklärt er mit Verweis auf Fosses Faible für Meister Eckhart. Die Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel findet der Rezensent tadellos.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.02.2022

Rezensent Thomas Steinfeld hält Jon Fosses siebenbändiges Werk, dessen Teile 3-5 nun vorliegen, für ein Ereignis. Wie der Autor der Zeit entkommt, indem er die äußere Handlung um einen Maler am Fjord immer weiter reduziert und zu elementaren Wahrheiten vordringt, findet Steinfeld einzigartig. Sprachlich an Beckett erinnernd, führt Fosses "Kammerspiel" den Rezensenten in eine norwegische Landschaft und, "im Innern der Geschichte", zurück zur Kindheit und zu allerhand Suchterfahrungen des Protagonisten. Der Leser braucht vielleicht eine Weile, um in diesen Gedankenfluss ohne Punkt und Absatz einzutauchen, doch es lohnt sich, versichert Steinfeld.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 28.01.2022

Rezensent Enno Stahl ergibt sich dem Sog von Jon Fosses Geschichte um einen alten norwegischen Maler und seinen Doppelgänger. Oder handelt es sich doch um ein und dieselbe Person? Stahl vermag das nicht zu entscheiden. Viel wichtiger scheint ihm ohnehin, wie Fosse das Vexierspiel um Identität inszeniert: ohne Satzpunkte, so wie ein langer norwegischer Fluss. Sich diesem Mäandern zwischen der ereignislosen, von wenigen menschlichen Begegnungen geprägten Gegenwart des Protagonisten und seiner Vergangenheit zu stellen, verlangt dem Leser einiges an Geduld ab, findet Stahl. Lohnend wie eine Meditation aber findet der Rezensent die Lektüre.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 26.01.2022

Rezensent Peter Urban-Halle freut sich über die Fortsetzung von Jon Fosses Heptalogie. Der neue Band enthält die Teile III-V und erzählt vor allem die Vorgeschichte der Figuren, klärt der Kritiker auf, der sich gern wieder auf die Spuren des Malers Asle, seinem Doppelgänger und seinem Freund Asleik begibt. Das Romantische des Werks erkennt der Rezensent nicht nur am Doppelgänger-Motiv dieses Malerromans, sondern auch an der religiösen Grundierung. Vor allem aber erliegt er einmal mehr dem Bann von Fosses "atemloser" Sprache: Ein Buch "wie ein Gebet", schließt er.