John von Düffel

Beste Jahre

Roman
Cover: Beste Jahre
DuMont Verlag, Köln 2007
ISBN 9783832180355
Gebunden, 249 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Ein Schauspieler stellt fest, dass das Dramatische aus seinem Leben verschwunden ist. Mit Anfang Vierzig muss er nicht mehr jedem Rock hinterherlaufen. Zusammen mit seiner Frau Lisa genießt er die ruhiger gewordene Zeit. Da taucht im Grundriss der neuen Wohnung das Wort Kinderzimmer auf. Die beiden gestehen sich ein, dass sie mit einem Kind noch glücklicher wären. Doch auf Kommando ist da nichts zu machen. Also lassen sie sich helfen - und das Dramatische kehrt in ihr Leben zurück.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.11.2007

Thomas Laux hatte sich mit John von Düffels Roman über eine späte Vaterschaft und eine Samenspende als Freundschaftsdienst gut amüsiert und glaubt, dass die darin angeschnittenen Tabuthemen jede Menge Stoff für "moralinsaure" Fernseh-Talkshows bieten würden. Zunächst aber ist er beeindruckt, wie tief der Autor in die Veränderungen zu blicken vermag, die ein sehnlich erwünschtes und nur mit Hilfe der Fertilisationsmedizin zu realisierendes Kind für die Befindlichkeit des Helden, eines Schauspielers über 40, und die Beziehung zu seiner ebenfalls im 5. Lebensjahrzehnt stehenden Frau hervorruft. Noch nie hat man wohl derart variantenreich über die Gefühlswelt eines werdenden Vaters gelesen, preist der Rezensent, der nur mitunter über den ihm nicht recht erklärlichen Wechsel der Erzählperspektive stolpert. Dass der Autor seine Hauptfigur dagegen mit einer guten Portion "Selbstironie" ausstattet, lobt der Rezensent ebenfalls.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.10.2007

Julia Bähr macht als einen unseligen Trend bei Väter werdenden Schriftstellern aus, diese Erfahrung literarisch zu verarbeiten. Das Ergebnis ist, wie sie feststellen muss, nicht immer das Beste. John von Düffel erzählt jetzt in "Beste Jahre" von einem Paar um die Vierzig, das mit medizinischer Hilfe zu einer Schwangerschaft kommt, und leider geraten dem Autor die emphatischen Anrufe an das ungeborene Kind und die hymnische Beschwörung der Liebesbeziehung der werdenden Eltern zu Gefühlskitsch, der im schlimmsten Fall auch noch ganz schön "verschwurbelt" daherkommt, so die Rezensentin streng. Überhaupt, Liebesbeteuerungen als Buch zu publizieren - spätestens hier offenbart sich, dass Bähr dieses Buch wohl vor allem autobiografisch gelesen hat - lehnt die Rezensentin kategorisch ab. Kurz schöpft sie Hoffnung auf mehr Spannung, wenn ein Freund mit der Bitte in die Idylle eindringt, der Erzähler solle, da er selbst zeugungsunfähig ist, ihm und seiner Frau zu Nachwuchs verhelfen, aber auch hier ist Bähr mit der argumentativen Lösung der Situation nicht wirklich zufrieden. Zudem zeigt sie sich vom ständigen Perspektivwechsel der Erzählerstimme ziemlich verwirrt und so kommt sie zu dem Schluss, dass nicht alles, was aus einem großen Gefühl heraus entsteht, auch unbedingt publiziert werden sollte.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.10.2007

Aus einem Guss erscheint Rezensent Burkhard Müller John von Düffels Roman. Nur dass Müller so gar nichts Gutes an diesem "Kosmos später Elternschaft" finden kann. "Infantil", "lächerlich" und "taktlos" sind die Eigenschaftswörter, die ihm einfallen, wenn der Autor über Frühvergreisung und "Muttermundschwäche" schreibt. Wie genau sich das anhört, zitiert der Rezensent ausgiebig, auch, um zu illustrieren, wie viele Lichtjahre Düffel von Woody Allen entfernt ist. Da helfen auch wohltuende Momente von Scharfblick und Sarkasmus nichts, findet Müller.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.10.2007

Von John van Düffels jüngstem Roman ist Martina Meister schwer enttäuscht und das, obwohl darin ein absolut zeitgemäßes Thema abgehandelt wird, wie sie findet. Es geht um ein Schauspielerpaar, das sich mit über 40 ein Kind wünscht und sich nun mit Fertilitätsschwierigkeiten konfrontiert sieht. Schließlich ist "Obsklappt" - so der sprechende Name des Paares für das ungeborene Kind - unterwegs, wobei die Schwangerschaft nicht nur zu einer Art "Krankheit" wird, sondern sich zur ernsthaften Gefahr für die Beziehung auswächst. Obwohl dieser Plot das Potenzial zum tragikomischen Lesevergnügen hätte, lässt sich Meister nachhaltig vom ständigen, ihr nicht recht plausiblen Wechsel zwischen auktorial-allwissender und Ich-Erzähler-Stimme irritieren, ebenso von zahlreichen Stilblüten. Die Angst vor weiteren sprachlichen Missgeschicken jedenfalls macht die Rezensentin zunehmend nervös, dabei wartet der Roman am Ende mit einer beeindruckenden Bettszene auf, die nach Erachten der Rezensentin zu den wohl "traurigsten Sexszenen der Gegenwartsliteratur" gehört, was sie als Lob verstanden wissen will.