Jean Echenoz

Ich gehe jetzt

Roman
Cover: Ich gehe jetzt
Berlin Verlag, Berlin 2000
ISBN 9783827003676
Gebunden, 187 Seiten, 18,41 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Hinrich Schmidt-Henkel. Félix Ferrer ist Kunsthändler, aber seine Galerie läuft nicht, und seine Ehe ist in grotesker Pedanterie erstarrt. Er sucht sein Heil in der Flucht und verlässt kurz nach Neujahr seine Frau. "Ich gehe jetzt, sagte Ferrer, ich verlasse dich. Ich lasse alles hier, aber ich gehe weg." Er hat von den Koordinaten eines im Packeis gefangenen Schiffswracks gehört, auf dem prähistorische Kunstgegenstände von unermesslichem Wert lagern sollen. Ferrer besteigt ein Flugzeug, dann einen Eisbrecher, der ihn in die Arktis bringt. Was als Ehekrise und humorvolle Darstellung des Kunstbetriebs beginnt, wird zur Abenteuerreise im hohen Norden, samt Schlittenhunden, Eskimo-Führern und Begegnungen mit Eisbären.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.10.2000

Richtig deutlich wird nicht, was der Rezensent Bruno Steiger von Jean Echenoz` neuem Roman "Ich gehe jetzt" hält. Er bewundert dessen literarischen Ansatz, der sich so an gar keine Regeln zu halten scheint und schätzt den "verführerisch provisorischen Charakter" von Echenoz` Erzählungen. Andererseits erscheint ihm des Autoren Antrieb auch etwas beliebig, denn er konstatiert, dass Echenoz` "Erzählmechanik ? kein anderes Ziel hat, als die Sache in Gang zu halten". Mit seinem neuem Buch "Ich gehe jetzt" knüpft Echenoz Steigers Ansicht nach am ehesten an seinen, auf deutsch bereits 1987 erschienen Erstling "Das Puzzle des Byron Caine" an. Er beschreibt die Schatzsuche von Félix Ferrer im Packeis, die zu nichts von Bestand führt, und die für Steiger "eine klug austarierte Entstellung aller einschlägigen Muster des Abenteuerromans" ist.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.10.2000

Eine merkwürdige Rezension: man hat ständig das Gefühl, dass nach dem freigiebig, aber etwas halbherzig verteilten Lob für die große "Leichtigkeit" dieses Buches noch ein großer Einwand kommen müsste. Der aber bleibt aus, nur etwas versteckt klingt immer wieder der Vorwurf heraus, dass es an ästhetischer Reflexion und tieferer Bedeutung mangelt. Diese sind, so die Rezensentin Katharina Döbler - als wäre es an die eigene Adresse -, aber auch gar nicht das Ziel des Romans. Viel eher ist das "die gute alte Spannung", zu der die Verbindung von einem "versteckten Schatz, einer abenteuerlichen Reise, Kunst" und einem Herzinfarkt hier führt. Dabei fallen "viele hübsche marginale Beobachtungen" ab und doch weiß man nicht, ob die von ihr konstatierte Geheimnislosigkeit des Ganzen die Rezensentin nicht letztlich doch verärgert hat.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.09.2000

Ein Egomane ist der Protagonist, so erfährt man schon in der Titelunterschrift der Besprechung von Christoph Vormweg. Und nähme man nur die Handlung und diesen Kerl, "für den nur die pekuniäre und sexuelle Bequemlichkeit zählt", würde der Aufwand sich wohl nicht lohnen. Aber so ist es nicht. Vielmehr lobt Vormweg den oft als reinen "Sprachvirtuosen" gescholtenen Autor für seine Entlarvung der" Ansprüche des psychologischen Romans auf Welt- und Daseinserklärung als maßlos, ja hybrid". Und amüsant, wenn auch irritierend hat er die Geschichte des in der Arktis nach einem Kunstschatz suchenden Pariser Galeristen Félix Ferrers auch gefunden, eben weil "die Leseerwartungen unauffällig, doch systematisch in die Irre" geführt werden. Man fühlt, so Vormweg, dass der Autor sich womöglich nicht nur über Félix und seine Gegenspieler, sondern auch über "den Leser mokiert", urteilt jedoch achtungsvoll: "diese scheinbar schwerelose dahingleitende Prosa steckt voller Widerhaken".
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