Jacques Le Goff

Geld im Mittelalter

Cover: Geld im Mittelalter
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2011
ISBN 9783608946932
Gebunden, 279 Seiten, 22,95 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Caroline Gutberlet. Den Menschen des frühen Mittelalters war die Idee des Geldes als eines flexiblen, dauerhaften und leicht teilbaren Zahlungsmittels unbekannt. Nach dem Zusammenbruch des antiken Geldsystems entstanden zwar an einigen Orten regional gültige Kleinwährungen,und im Hochmittelalter kamen auch Bauern gelegentlich mit Münzgeld in Kontakt. Doch vor dem 13. Jahrhundert wäre ein Bauer nicht auf die Idee gekommen, Münzen als Wertvorrat zu vergraben - was in der Antike auch auf dem Land nicht ungewöhnlich gewesen war. Nicht zwischen materiell Armen und Reichen verläuft im Mittelalter zunächst der entscheidende soziale Unterschied, sondern zwischen hohem und niederem Stand.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.11.2011

So packend wie aufschlussreich findet Rezensent Michael Schweizer dieses Buch über die Rolle des Geldes im Mittelalter von Jacques Le Goff. Der französische Historiker schildert seines Erachtens höchst detailreich die verschiedenen Phasen in der Geschichte des mittelalterlichen Geldes, den wirtschaftlichen Aufschwung im 13. Jahrhundert, den Wandel im Geschäftsleben, die Erfindung von neuen Steuern, Krediten, doppelter Buchführung usw. Deutlich wird in seinen Augen auch, warum Geld im Mittelalter einerseits begehrt, andererseits verrufen war. Das Werk liest sich für ihn wie eine spannende Erzählung, lässt sich aber auch als Nachschlagewerk verwenden.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.08.2011

Jacques Le Goffs Geldgeschichte des Mittelalters reißt den Rezensenten Michael Stallknecht nicht gerade vom Hocker. Die Kernthese besagt, dass das Mittelalter aufgrund chronischen Mangels an Edelmetallen von Münzknappheit geplagt war, wie Stallknecht zu Protokoll gibt. Die Geldwirtschaft sei zwar spätestens seit dem 13. Jahrhundert in Schwung gekommen, aber der Aufstieg in der gesellschaftlichen Hierarchie sei nach wie vor durch Macht und nicht aufgrund von Reichtum erfolgt. Dass gerade die Kirche die wenigsten Berührungsängste mit Münzgeschäften besaß, Le Goff aber den daraus resultierenden Kontrast zwischen christlicher Lehre und alltäglicher Praxis kaum beachte, enttäuscht den Rezensenten. Denn Stallknecht hatte, auch aufgrund des Klappentextes, eine Fokussierung auf die "Heils- und Gabenökonomie des Mittelalters" erwartet. Insgesamt findet er das Buch trotz der Menge des präsentierten Quellenmaterials "deutungsschwach" und wirft Le Goff zudem vor, über die Forschungsliteratur "grandseigneural hinwegzuwischen".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.08.2011

Jacques Le Goffs Buch über das Geld im Mittelalter ist längst ein Klassiker, dass der französische Historiker es jetzt in revidierter Fassung neu herausgegeben hat, freut den Rezensenten Michael Borgolte, selbst Mittelalterhistoriker, auch wenn er immer noch Einwände geltend macht. Als wichtigste Neudeutung benennt der Rezensent, dass Le Goff das Geldsystem des Mittelalters nicht mehr als kapitalistisch bezeichnet. Denn auch wenn die Geldwirtschaft zunehmend an Bedeutung gewann, Kreuzzüge, Kathedralen und Städtebau  Finanzmittel in bis dahin unbekanntem Maße nötig machten und auch die Kirche mit ihrer Akzeptanz des Zinses ein neues ökonomisches System erlaubte, war die mittelalterliche Ökonomie trotz allem noch ein feudales Wirtschaftssystem, findet Borgolte. Nicht verändert hat Le Goff zum Bedauern des Rezensenten seine Auffassung, wonach das Mittelalter ein eigenes Wesen gehabt habe, das es von anderen Epochen klar abgrenze.
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