Jabbour Douaihy

Morgen des Zorns

Roman
Cover: Morgen des Zorns
Carl Hanser Verlag, München 2012
ISBN 9783446238527
Gebunden, 352 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Arabischen von Larissa Bender. Ein Sohn begibt sich auf die Suche nach seinem ihm unbekannten Vater, der bei einer Blutfehde zwischen Familienclans erschossen wurde. Zwanzig Jahre nachdem ihn seine Mutter in die USA geschickt hat, kehrt Elija in den Libanon zurück. Er ist ein zerrissener Mensch, der ständig Geschichten über die eigene Herkunft erfindet. Getrieben von der Frage nach seinen Wurzeln, sucht Elija in seinem Heimatdorf Nachbarn, Freunde und ehemalige Feinde seines Vaters auf. Doch wer immer ihm seine Geschichte von jenem Massaker im Jahr 1957 erzählt, es ist eine andere.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.10.2012

Nein, mit dem Syrienkonflikt hat das Buch nichts zu tun, versichert Stefan Weidner, das Erscheinen des ersten Buches des libanesischen Autors Jabbour Douaihy auf Deutsch zu diesem Zeitpunkt sei rein zufällig. Die Geschichte dreht sich laut Weidner zuallererst um den Ehrbegriff, nicht um den Kampf gegen eine Diktatur. Dem Autor gehe es vor allem um die Bewältigung der eigenen Vergangenheit, einer Blutfehde der eigenen Familie, die er hier literarisch verarbeite. Dass die im Roman entfaltete Spirale aus Hass und Rache in einem libanesischen Bergdorf auch politische Implikationen hat, steht für Weidner indes außer Frage, für ihn weist sie bereits auf den späteren Bürgerkrieg im Libanon voraus. Die Behandlung aus individueller Perspektive gefällt Weidner gut. Ein Buch, das er dem am Nahen Osten interessierten Leser empfiehlt. Mit einer Einschränkung allerdings: So splitterhaft die Erinnerung, aus der hier erzählt wird, auch sein mag, eine überzeugende literarische Form, schreibt Weidner, hat der Autor dafür nicht gefunden. Der Rezensent fühlt sich des Öfteren mit losen Handlungsfäden allein gelassen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 31.07.2012

Von dramatischer Aktualität erscheint Angela Schader dieser nun auf Deutsch vorliegende, 2008 für den Arabischen Booker-Preis nominierte Roman von Jabbour Douaihy. Über die bei Douaihy behandelte Libanonkrise von 1958 weiß Schader wenig, aber dass Syrien die arabische Einheitsbewegung mittrug, die die libanesische Gesellschaft tief spaltete, scheint ihr bemerkenswert. Diesen Konflikt stellt der Autor laut Schader in kaleidoskopisch aufgefächerter Erzählweise dar, was ganz gut der Zersplitterung des Landes entspricht, wie sie findet. Douauhys Protagonist ist für sie mehr ein Spiegel der Verhältnisse, denn ein Individuum, wenn auch das Heimatdorf des Helden und ein die Dorfgemeinschaft spaltendes Massaker das Zentrum des Romans bilden, wie Schader erläutert. Im Ganzen ist sie beeindruckt von Douaihys Charakterskizzen, mal anrührend, mal schillernd, wie sie schreibt, doch immer die tiefe konfessionelle, politische und gesellschaftliche Spaltung bedeutend. Trotz einiger Längen empfiehlt sie das Buch als humanen Einblick in die dörfliche Heimat des Autors.
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