Iris Hanika

Tanzen auf Beton

Roman
Cover: Tanzen auf Beton
Droschl Verlag, Graz 2012
ISBN 9783854207993
Gebunden, 167 Seiten, 19,00 EUR

Klappentext

Solange es währt, fühlt sie sich in einem fort glücklich, doch tatsächlich ist es ein bizarres Liebesverhältnis, das da gerade gescheitert ist. Das Scheitern ist nichts Neues, immerhin endeten auch alle früheren Verhältnisse unglücklich, aber warum das Unglück gerade diesmal so unendlich groß ist, verwundert sie nun doch. Immerhin war das ein Verhältnis, in dem sie in Wirklichkeit gar nicht existierte. Noch größer aber ist die Frage, warum sie sich auf dieses Verhältnis überhaupt eingelassen hatte warum sie sich überhaupt seit vielen Jahren nur auf heimliche Verhältnisse eingelassen und geglaubt hatte, darin "a whole lotta love" zu finden. Aber ebenso brachial wie das Stück von Led Zeppelin war auch jeweils die Liebe.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.02.2013

Tendenz: prima. Leider ist die Autorin noch nicht da angekommen, wo sie sich selbst und vor allem die Rezensentin sie gerne sähe: beim Romanschreibenkönnen nämlich. Ein Roman, wie der Verlag es annonciert, ist das Buch von Iris Hanika für Kristina Maidt-Zinke nun wirklich nicht, eher so eine Art Gemischtwarenladen, in den die Autorin außer ihrer scheinbar endlosen Therapiegeschichte noch längst überfällige Pubertätsschübe packt, aber zum Glück auch einige feine Landschaftsbilder, Reiseberichte und Feuilletons, die der Rezensentin den Band überhaupt erst erträglich machen. Von dem in einem der hier enthaltenen essayistischen Texte herausposaunten Ideal des Absoluten in der Literatur, das Hanika vorschwebt, sieht Maidt-Zinke die Autorin, abgesehen vom Versäumnis des Lektorats, den Passus stillschweigend zu streichen, jedenfalls noch weit entfernt.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 04.12.2012

Ob dies ein Roman ist, mag Rezensentin Eva Behrendt nicht entscheiden, möglicherweise ist es die Kehrseite von einem, schreibt sie, und meint den Gesellschaftsroman, den die Autorin hier gewissermaßen herausfordert. Außerdem berühre das Buch den Essay, das Feuilleton, den Bericht, die Chronik. Was Behrendt daran so wüst findet, ist zugleich faszinierend für sie. Das Beobachten des Alltags, Ausflüge, Nachtleben etc. Dann aber kommt plötzlich die Selbstanalyse ins Spiel, die Behrendt bereits aus früheren Büchern der Autorin kennt. Es geht um eine kaputte Langzeitaffäre, um viel Erkenntnisinteresse an der eigenen Person und um das Ringen um Zusammenhänge. Für Behrendt tragisch, aber auch wieder schön, weil von Hanika zwar mit strenger Logik verfolgt, wie sie feststellt, doch nicht gefeit gegen Brüche. Die Autorin kennt sie nun als Meisterin der "Unglücksversprachlichung", die Neurose als probaten Motor des gewieften Schreibens.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.11.2012

Es kommt Christian Metz vor, als hätte Iris Hanika für "Tanzen auf Beton" ihre ersten beiden Romane verkuppelt: eine Geschichte über die Liebe und eine über das Erinnern. Das Ergebnis gefällt dem Rezensenten sehr und er tauft es ein "Liebesgedächtnishybrid". Die etwa fünfzigjährige Ich-Erzählerin erinnert sich darin an eine vergangene Liebschaft, fasst Metz zusammen. Diese Beziehung erscheint dem Rezensenten reichlich merkwürdig: Körperlich hatten die beiden sich nichts zu geben und schlimmer war nur das miteinander reden. Die Erzählerin macht sich auf die Suche nach dem verborgenen Sinn dieser Affäre - die sie immerhin zwanzig Jahre begleitet hatte. Für diese Reflektion macht Hanika die Psychoanalyse poetisch raffiniert fruchtbar, lobt der Rezensent. Er fühlt sich an die Ödipus-Sage erinnert, weil auch Ödipus alles verstehen konnte - außer sich selbst. Metz ist beeindruckt, wie wortmächtig die Autorin "an der Sprache verzweifelt". Hanikas ganzes Gewicht wird spätestens im Zusammenspiel ihrer drei Romane deutlich, verspricht der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.11.2012

Schwer zu sagen, worum es in den Buch geht, Rezensentin Barbara Weitzel macht es einem nicht gerade leicht, dies herauszufinden. Es hat auf jeden Fall etwas mit Analyse, Berlin, Led Zeppelin und der unglücklichen Liebe zu tun. Weitzels Begeisterung ist dagegen offensichtlich. Denn Iris Hanika schreibt in diesem neuen Buch irgendwie ganz genau wie in ihren großen Erfolgen "Treffen sich zwei" oder die "Die Wette auf das Unbewusste", aber eigentlich auch ganz anders, etwas albern, aber auch sehr hart gegenüber sich selbst oder "voller Erfahrungslust". Oder wie Weitzel weiter das poetische Konzept umreißt: Manche Sätze sind in Stein gemeißelt, andere "watteleicht", nichts wird ausgelassen, vieles Weggelassen. Hanika eben: irritierend und beglückend.
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