Houda Youssef (Hg.)

Abschied vom Harem?

Selbstbilder - Fremdbilder muslimischer Frauen
Cover: Abschied vom Harem?
Orlanda Frauenverlag, Berlin 2004
ISBN 9783936937145
Kartoniert, 368 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Vielehe, Verschleierung und Steinigung solche und ähnliche Schlagwörter assoziieren WestlerInnen gemeinhin mit dem Frausein in muslimischen Gesellschaften. Die Autorinnen dieser Anthologie mit einer Ausnahme alles Frauen, die in islamisch geprägten Ländern leben oder muslimisch sozialisiert sind entwerfen ein vielschichtigeres Bild. Die Bandbreite ihrer Beiträge reicht von sehr persönlichen Berichten bis zu theoretischen Texten, in denen die Autorinnen sich u.a. mit Sexualität im Islam, Feminismus, Zwangsverheiratung und Jungfrauenkult, Kriegsalltag sowie der Stereotypisierung der muslimischen Frau auseinandersetzen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 30.07.2005

Angesichts des traurigen Zustandes westlicher Debatten über muslimische Frauen kann Heide Oestreich diese Aufsatzsammlung nur begrüßen. Der von der ägyptischstämmigen Soziologin und Islamwissenschaftlerin Houda Youssef herausgegebene Band versammelt Beiträge von muslimischen Autorinnen über Fremd- und Selbstbilder muslimischer Frauen. Zu Oestreichs Bedauern fehlen wichtige Autorinnen etwa aus Pakistan oder dem Iran, die feministische Positionen innerhalb des Islam entwickelt haben. Aber das will sie der Herausgeberin nicht ankreiden, da diese dort ansetze, wo die deutsche Debatte nun einmal stehe. So befasst sich die Mehrzahl der Texte nach Auskunft Oestreichs vor allem damit, das vom Westen generierte Fremdbild zurückzuweisen. Oestreich hebt insbesondere Leila Ahmeds Beitrag hervor. Ahmed zeige, wie Kolonisatoren die Emanzipation der arabischen Frau mit der Negierung der islamischen Kultur verknüpften, und halte dem westlichen Feminismus vor, noch immer in der Tradition dieses "kolonialen Feminismus" zu stehen, der den Kampf um Rechte für Frauen mit dem Kampf gegen die Kultur des Islam verwechsle. "Wer das Unbehagen der Musliminnen mit dem Westfeminismus bisher nicht verstand", resümiert die Rezensentin, "wird diesen Band mit großem Gewinn lesen."

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.05.2005

In diesem von Houda Youssef herausgegebenen Band wird die Frage nach Sexualität und Situation muslimischer Frauen vor dem Hintergrund einerseits westlicher Klischees und andererseits muslimischer Selbstwahrnehmung diskutiert, wobei sich die Autoren nicht nur mit Orient und Okzident, sondern auch mit Gegenwart und Vergangenheit beschäftigen, wie die "as" zeichnende Rezensentin erfreut feststellt. Obwohl manchmal zu einseitig argumentiert werde, auch von Seiten arabischer Autorinnen, enthalte der Band so viel Aufklärendes, auch so viel Provokantes, dass auf jeden Fall klar werde, wie viel es eigentlich noch zu lernen und zu begreifen gibt, bevor man "mit einem gewissen Maß an Kompetenz über die 'Situation der muslimischen Frau' nachdenken könnte".

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