Hartmut Soell

Helmut Schmidt

Band 1: Vernunft und Leidenschaft. 1918-1969
Cover: Helmut Schmidt
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2003
ISBN 9783421053527
Gebunden, 958 Seiten, 39,90 EUR

Klappentext

Helmut Schmidt zählt zu den bedeutendsten Kanzlern des 20. Jahrhunderts. Er erlebte als Offizier den Zweiten Weltkrieg, war in britischer Gefangenschaft und trat 1946 in die SPD ein. Als Hamburger Innensenator erwarb er bei der Flutkatastrophe 1962 durch herausragendes Krisenmanagement höchstes Ansehen. Dies war der Durchbruch zu einer steilen politischen Karriere. Seit 1967 Vorsitzender der SPD-Fraktion, war er im Bundestag als scharfzüngiger Redner bekannt. Schmidt hat maßgeblich zur Prägung der SPD als Volkspartei und zu ihrer Regierungsfähigkeit beigetragen. Gestützt auf eine breite Quellenbasis, darunter bisher verschlossene Akten und Korrespondenzen, schildert Hartmut Soell Jugend und Aufstieg von Helmut Schmidt, seine familiären und geistigen Wurzeln und fördert dabei durchaus Unbekanntes zutage.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.12.2003

Hartmut Soell habe die "ultimative" Biografie im Sinn gehabt, vermutet Johano Strasser. Und Respekt zollt der Rezensent dem Autor durchaus für dessen 900-seitiges Werk, das noch einer ebenso umfangreichen Fortsetzung harrt. Mit "großer Sachkenntnis" beschreibe Soell den zeitgeschichtlichen Horizont. Die Schwäche des Bandes folgt aber auf dem Fuße. Da Soell "jede noch so marginale Aussage" mit Zitaten aus den Akten belegt, verliere der Leser inmitten der Details den Überblick und bliebe verwirrt zurück. So sei dieses Buch wegen des zähen Stils weniger für den gebildeten Leser als für Soells Historikerkollegen und professionelle Zitateverwerter geschrieben. "Eines jener Bücher", schließt Strasser, "die man respektiert, aber nach den ersten hundert oder zweihundert Seiten ziemlich frustriert ins Bücherregal stellt".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.10.2003

Rezensent Heinrich August Winkler zeigt sich vom ersten Band von Hartmut Soells Biografie Helmut Schmidts, der bislang "umfangreichsten", außerordentlich beeindruckt - auch wenn er eine Reihe kritischer Anmerkungen anzubringen hat. Für Soell spricht seines Erachtens, dass er - bei aller Sympathie für den ehemaligen Kanzler - immer Distanz wahre, Schwankungen und Widersprüche Schmidts heraus arbeite, und auch Fehlurteile und Fehlentscheidungen nicht verschweige. Als einziger Biograf habe Soell das umfangreiche Privatarchiv des Ex-Kanzlers auswerten können, mit dem erfreulichen Ergebnis, das er mit einigem Neuen aufwarte - etwa über die familiären Prägungen und den Freundeskreis Schmidts, seine geistigen und musischen Interessen, über sein Verhältnis zu Kurt Schumacher, Erich Ollenhauer, Herbert Wehner, Willy Brand usw. Insgesamt zeichnet sich Soells Biografie nach Einschätzung Winklers durch eine "bewundernswerte Gründlichkeit" aus. Darin sieht Winkler zugleich den Schwachpunkt des Buches. Allzu oft habe sich Soell von der Fülle des Materials überwältigen lassen, wenn er etwa über Seiten Reden, Aufzeichnungen und Schriften Schmidts referiere. Andererseits vermisst Winkler einiges, was seines Erachtens wichtig gewesen wäre, etwa eine Erörterung des Godesberger Parteitages von 1959. Zudem hätte er es gern gesehen, wenn Soell Schmidts intellektuelle und politische Entwicklung mit der der Bundesrepublik verknüpft und sie so in einen größeren historischen Kontext gestellt hätte. Nichtsdestoweniger freut sich Winkler schon auf den zweiten Band, der eine abschließende Beurteilung des historischen Rangs dieser Schmidt-Biografie erst ermöglichen werde.