Hans Georg Behr

Fast ein Nomade

Cover: Fast ein Nomade
Zsolnay Verlag, Wien 2009
ISBN 9783552053922
Gebunden, 204 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Hintergründig-komisch erzählt Hans-Georg Behr in seiner Autobiografie ein Stück verrückt-phantastischer Zeitgeschichte. Sie beginnt, wo Behrs "Fast eine Kindheit" (2002) endete, nämlich Anfang der fünfziger Jahre, als der einstmalige "Stottertrottel" vom Rektor der Akademie höchstselbst eine Kammer als Bleibe zugewiesen bekommt. Und sie endet, als das Landgut des wunderbar kakanischen Großvaters abbrennt: Dazwischen erfahren wir von einer unsentimentalen Reise zu Hermann Hesse ins Tessin und einem Volontariat bei Bert Brecht am Berliner Ensemble, von den Umtrieben im legendären Cafe Hawelka in Wien, einem einjährigen Orient-Trip und dem Beginn einer neuen Ära in London, die im Zeichen von Sex, Drugs und Rock 'n' Roll steht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.06.2009

Das "ansehnliche Stück pikaresker Literatur", als das Hans-Jürgen Schings den autobiografischen Vorgänger dieses Romans ("Fast eine Kindheit") preist, hat er nun leider nicht in Händen. Zwar bleibt Schings nicht verborgen, wie sich Hans-Georg Behr bemüht, den alten Ton, die Mittel und die Perspektive wiederzubeleben. Den juvenilen Charme von damals, da macht Schings sich und uns nichts vor, erreicht das Buch nicht. Die notorische Bekifftheit von Text und Hauptfigur wirkt nunmehr penetrant auf ihn. Und die Onkelei (früher Nazis, jetzt Boheme), erscheint als "Prominentenfimmel". Ob der Held bei Hesse im Tessin vorbeischaut, bei einem "gewissen John" im Swinging London oder in Berlin bei "Jan-Carl (man weiß schon)" - das Jungkünstlertum, um das es hier zu gehen scheint, erschließt sich dem Rezensenten nicht so sehr. Das liegt am rigorosen Gebrauch des sperrigen Pronomens "man" und mangelnder Innensicht, sagt Schings.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.05.2009

Die Fortsetzung von Hans-Georg Behrs Erinnerungsband "Fast eine Kindheit" hat Andreas Breitenstein großes Vergnügen bereitet. In "Fast ein Nomade" erzählt der österreichische Reisejournalist, Dramatiker und Satiriker nun von seinen Jahren im Wien der Nachkriegszeit, seinen Steifzügen durch die Künstlerszene und seinen Reisen nach Afghanistan, Indien und Nepal, lässt der Rezensent wissen. Das Buch als schlichte Autobiografie zu lesen, dies verhindert schon das von Behr anstelle von "ich" verwendete, allerdings manchmal etwas "gestelzte" "man", konstatiert Breitenstein, der die "listige" Mixtur aus Erfundenem und Erlebtem, Anekdoten und Analysen, parodistischen und satirischen Einlagen angetan hervorhebt. Er jedenfalls rät unbedingt zum Lesen dieses an "traurig-komischen" und schrägen Passagen überfließenden Buches, nicht zuletzt, weil dieser "frühe Poet des Pop" auch über Hermann Hesse und Bertolt Brecht, die Beatles und die Rolling Stones so manches mitzuteilen hat, wie Breitenstein verrät.
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