Hans G. Kippenberg

Gewalt als Gottesdienst

Religionskriege im Zeitalter der Globalisierung
Cover: Gewalt als Gottesdienst
C.H. Beck Verlag, München 2008
ISBN 9783406494666
Broschiert, 272 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Hans G. Kippenberg beschreibt anhand zahlreicher Fälle, weshalb Religionsgemeinschaften gerade im Zeitalter der Globalisierung so mächtig geworden sind und warum sich in den letzten Jahrzehnten religiös begründete Gewalt ausgebreitet hat. Er deckt dabei überraschend ähnliche Muster in den großen Religionen auf. Christliche, islamische und jüdische Gemeinschaften sehen sich durch Mächte des Bösen bedroht; kleine aktivistische Gruppen rufen zum blutigen Kampf für die gottgefällige Ordnung auf. Dabei kommen Gewaltakte und kollektiver Selbstmord christlicher Gruppen in den USA ebenso zur Sprache wie Selbstmordoperationen von Muslimen im Nahen Osten, die Gewalt zionistischer Siedler, der Kriegszug junger Muslime gegen die USA am 11. September 2001 und der Krieg gegen den Terror. Gewalt, so das Fazit dieses provozierenden Buches, ist keine fremde und störende Zutat zur Religion, sondern kann selbst zum Gottesdienst werden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.03.2008

Ein wichtiges Buch sieht Rezensent Detlef Junker in Hans G. Kippenbergs "Gewalt als Gottesdienst". Die vergleichenden Analysen verschiedener Religionen tragen in seinen Augen sehr zum Verständnis von religiös motivierter Gewalt und Terrorismus bei. Junker unterstreicht, dass Kippenberg Religion nicht einfach als Ursache von Gewalt betrachtet, sondern die komplexe Wechselbeziehungen von politischen, sozialen und kulturellen Faktoren einbezieht. Zugleich leugne er nicht, dass Religionen ihre Mitglieder in Konflikt mit der sozialen Ordnung, den Menschenrechten usw. und zur Gewalt führen können. Instruktiv scheint Junker insbesondere die Analyse von verschiedenen Eigenschaften religiöser Gemeinschaften, die als "Brandbeschleuniger" wirken können.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.02.2008

Hans G. Kippenberg attestiert sich in seinem Buch über Religionskriege, für das umstrittene Thema ein "neues Forschungsparadigma" zu liefern, und während er damit durchaus Neues zutage fördert, bleibt er mitunter doch hinter seinem eigenen Anspruch zurück, stellt Friedrich Wilhelm Graf nicht völlig zufrieden fest. Der Autor untersucht acht Krisenherde im Nahen und Mittleren Osten und definiert mit Hilfe von Max Webers Handlungstheorie religiös motivierte Gewalt als "komplexes Drama", in dem verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen "Weltbildern" in spezifischen Situationen gegensätzlichen "Handlungsskripten" folgen, erklärt der Rezensent. Der Clou bei dieser These ist, dass bei Kippenberg daraus folgt, dass auch vermeintlich neutrale Beobachter, wie beispielsweise Historiker, die Gewalt fördern, weil sie sich als Kommunikationspartner anbieten, so Graf fasziniert. Schade nur, dass der Autor diese Erkenntnis nicht auf seine eigene Arbeit richtet und beispielsweise bei der Untersuchung der religiösen Rhetorik der Bush-Regierung ganz unreflektiert davon ausgeht, dass diese auch "handlungsleitend" ist. Insgesamt aber findet der Rezensent den Band mit seinen acht Einzelstudien, die wie er herausstreicht, teilweise schon anderswo publiziert wurden, zwar unterschiedlich gewichtig aber durchaus bedenkenswert. Allerdings, warnt Graf, brauche der Leser einen langen Atem bei der Lektüre, werde dann aber mit Einblicken in "bizarre Eigenwelten" belohnt.
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