György Dalos

1956

Der Aufstand in Ungarn
Cover: 1956
C.H. Beck Verlag, München 2006
ISBN 9783406549731
Gebunden, 247 Seiten, 19,40 EUR

Klappentext

Deutsche Bearbeitung von Elsbeth Zylla. Mit 16 Aufnahmen des Magnum-Photographen Erich Lessing. György Dalos' Buch über den Aufstand in Ungarn verleugnet nicht, das Werk eines Schriftstellers zu sein. Er erzählt aus der Sicht der Protagonisten - der führenden Politiker wie der einfachen Leute - den Verlauf des Aufstandes bis zu seinem tragischen Ende.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.11.2006

György Dalos' Analyse des Aufstandes von 1956 zeichnet sich für Rezensent Reinhard Olt durch eine doppelte Perspektive aus. Einerseits ist er als dreizehnjähriger Junge unmittelbarer Zeuge der Ereignisse gewesen, andererseits hat die im Rückblick geschriebene Studie des Historikers und Schriftstellers die nötige "Tiefenschärfe". Auch die Erfahrung des Autors, 1968 aus der Partei ausgeschlossen worden zu sein, gehört für den Rezensenten zum fruchtbaren Erfahrungsschatz, von dem Dalos zehrt. Die umfassenden Quellenstudien erhöhen den Informationswert weiterhin. Erstaunlich und lobenswert findet Olt zudem, dass der Schriftsteller auf alle fiktiven Rekonstruktionsversuche verzichtet und seine Fähigkeiten ganz in den Dienst des Historikers gestellt hat. Ergänzt werde die gelungene Darstellung, so der durch und durch zufriedene Rezensent, durch Fotografien von Erich Lessing, eine Zeittafel und ein hilfreiches Personenregister.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.10.2006

Ulrich Teusch betont das zarte Alter, in dem der Autor den Aufstand in Ungarn erlebt hat. Möglich, dass sich György Dalos' wechselnde Haltungen zu den Geschehnissen damit erklären lassen. Der "kühlere Blick", zu dem Dalos schließlich gelangt ist, scheint Teusch jedenfalls zu gefallen. In der Skepsis und der Ironie des Autors erkennt er den Nährboden für Selbstkritik und einen differenzierten Blick auf Personen und Umstände. Obgleich oder gerade weil diese Qualitäten nicht auf den ersten Blick sichtbar sind, hält Teusch das Buch für "klug und reflektiert".
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.10.2006

Mit dem ungarischen Volksaufstand von 1956 kennt Gerd Koenen sich aus. Weit um die historischen Ereignisse kreisend nähert er sich György Dalos' "offener" von "leicht distanzierter Empathie" geprägter, "schlanker" Darstellung mit Sympathie. Angemessen erscheint Koenen sowohl die collagenartige Erzählweise, die für ihn die "überstürzenden Ereignisse" des 23. Oktober 1956 widerspiegelt, als auch ihre Darstellung als eine durch ein Machtvakuum ausgelöste "tragische Verkettung". Allzu empathisch kommt dem Rezensenten dagegen Dalos' Blick auf die Bürgerrechtsbewegung vor. Ganz so friedlich wie in diesem Buch möchte Koenen sie sich mit Blick auf die blutigen Resultate dann doch nicht vorstellen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.10.2006

Rezensent Andreas Oplatka ist beeindruckt von diesem "groß angelegten zeitgeschichtlichen Essay" über den Ungarnaufstand 1956, den György Dalos vorgelegt hat. Vor allem die sprachliche Gestaltung des Essays hat es ihm angetan. Als "kunstvoll, geistreich und oft witzig" würdigt er den Text. Darüber vergisst er nicht, dem Autor fundierte Kenntnisse der Materie zu bescheinigen, die er bei Beschreibung der damaligen Ereignisse gelungen zur Geltung bringt. Mehr noch als die atmosphärischen Beschreibungen haben es ihm allerdings die sie begleitenden oft aphoristischen Reflexionen von Dalos angetan.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.10.2006

Als Schüler ist György Dalos noch Augenzeuge des Ungarnaufstandes gewesen, um dann später ins Exil zu gehen. Rezensent Peter Steinke vermutet in dieser Distanz den Grund für eine doch "betont objektive" Darstellung der Ereignisse. Dalos liefere nicht nur eine "faktenreiche" Rekonstruktion des eigentlichen Aufstandes, er stelle auch die Hauptakteure eingehend dar. Neben Interviews und Sitzungsprotokollen könne der Autor auch auf bisher geheime Archivdokumente zurückgreifen. Eine Besonderheit aus Sicht des Rezensenten sind die vielen kleinen "Details" aus dem Alltagsleben, die György Dalos gewissermaßen als Schriftsteller in seine historische Darstellung einbezieht.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 05.10.2006

"Klarsicht" bescheinigt Rezensent Klaus Harpprecht diesem "lebhaften" Bericht über den Ungarnaufstand von 1956. Zu dessen außerordemtlicher Glaubwürdigkeit trägt aus Sicht des Rezensenten außerdem György Dalos? "Geständnis" seiner wechselnden Beurteilung der Ereignisse dieses Jahres im Laufe seines Lebens bei. Harpprecht schätzt an Dalos' Buch nicht nur die historischen Nahaufnahmen, sondern auch das "kritisch und zugleich sympathisch-differenzierte Porträt" Imre Nagys als eines "tragischen Zauderers" und die Tatsache, dass Dalos selbst Janos Kadar mit Gerechtigkeit begegne, dessen liberale Gulasch-Variante des Kommunismus schließlich die Öffnung der Grenzen vorbereitet habe. Auch weiche Dalos in seinem Buch "beklemmenden Wahrheiten" nicht aus.