Giorgio Agamben

Das Geheimnis des Bösen

Bendikt XVI. und das Ende der Zeiten
Cover: Das Geheimnis des Bösen
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2015
ISBN 9783957570970
Broschiert, 69 Seiten, 10,00 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Andreas Hiepko. Der Band vereint zwei Texte, in denen Agamben ein und derselben Frage nachgeht: Welche politische Bedeutung hat das messianische Thema vom Ende der Zeiten? In "Das Geheimnis der Kirche" nähert er sich dem Problem mit einer Rekonstruktion des eschatologischen Kontexts, in dem der Amtsverzicht Benedikts XVI. steht, ohne die Bedeutung dieses unerhörten Schritts für die politische Lage der Gegenwart aus den Augen zu verlieren. Anlässlich der Verleihung der theologischen Ehrendoktorwürde der Universität Freiburg (Schweiz) im November 2012 - drei Monate vor der Erklärung des Papstes, sein Amt zum Monatsende aufzugeben - hatte sich Agamben schon einmal mit dem Ende der Zeiten auseinandergesetzt: in einem Vortrag über die dunkelste Stelle des 2. Paulusbriefs an die Thessalonicher. Die überarbeitete Fassung "Mysterium iniquitatis. Geschichte als Geheimnis" bildet den zweiten Teil von Agambens Anlyse christlicher Endzeitpolitik.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.08.2015

Rezensent Jan Heiner Tück findet in diesem Vortrag Giorgio Agambens über den Amtsverzicht Benedikts XVI. Stoff zum Nachdenken. Dass der Autor die Entscheidung Benedikts als exemplarischen Vorgang deutet, der auf die politische Lage unserer Demokratien verweist, scheint Tück bemerkenswert. Agambens Argumentation sieht der Rezensent allerdings durchaus kritisch. Auch wenn er dem Autor darin beipflichtet, dass der Papst durch seine Entscheidung, aus der Logik des Machterhalts auszuscheren, auf die schmutzigen Seiten der Kirche aufmerksam gemacht und die Autorität seines Amtes gestärkt hat, eine exemplarische Bedeutung für das Politische vermag der Rezensent nicht zu erkennen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 23.05.2015

Tim Caspar Boehme hat am Ende der Lektüre von Giorgio Agambens kleinem Buch über das Geheimnis des Bösen und die Abdankung Benedikt XVI. das Gefühl, dass der Autor zwar elegant eine Handvoll Thesen formuliert, die eigentliche Arbeit jedoch noch gar nicht getan ist. Arbeit woran? An der Frage, ob der Papst mit seinem Rücktritt den Legitimitätsanspruch der Kirche infrage gestellt hat. Oder ob es der Demokratie wirklich an Mitteln und Wegen fehlt, der Nivellierung von Legitimität und Legalität entegegenzuwirken, wie es der Autor erklärt. Auch die Fragen der Eschatologie und des Konfliktes zwischen Gut und Böse streift Agamben für Boehme allzu kursorisch.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.03.2015

Giorgio Agamben sieht in seinem neuen Buch "Das Geheimnis des Bösen" das Abdanken des Papstes Benedikt XVI. als politische Stellungnahme wider die "Ökonomisierung der Kirche" und vergleicht den Verlust metaphysischer Tiefe im praktizierten Katholizismus mit jenem der modernen Gesellschaften, deren Legitimation nur mehr "das dürre Gerippe reiner Legalität" sei, fasst Thomas Assheuer zusammen. Der Rezensent will aber weder Benedikt als den Verfechter transzendenter Gerechtigkeit noch die Kirche als "Miniaturversion der liberalen Demokratie" anerkennen, was von Agambens Argumentation nur den hochtrabenden Ton übrig lasse, der Assheuer nicht behagt.