Gaito Gasdanow

Das Phantom des Alexander Wolf

Roman
Cover: Das Phantom des Alexander Wolf
Carl Hanser Verlag, München 2012
ISBN 9783446238534
Gebunden, 192 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Übersetzt von Rosemarie Tietze. Ein ehemaliger Weißgardist erinnert sich an ein tragisches Erlebnis im Bürgerkrieg in Russland, als er einen Reiter niederschoss. Jahre später, im Exil in Paris, findet er den Vorfall in einem Buch beschrieben. Er versucht den Autor namens Alexander Wolf zu treffen, doch stattdessen begegnet er der rätselhaften Jelena und verliebt sich in sie. Eines Tages erzählt sie ihm von ihrem früheren Geliebten, der dachte, bald sterben zu müssen, weil er dem Tod schon einmal entronnen war. In einem brillanten Spannungsbogen erzählt Gaito Gasdanow, der mit Nabokov, Proust und Camus verglichen wurde, diesen 1947 erschienenen Roman, in dem Liebe und Tod aufs engste verwoben sind. Sein Protagonist Alexander Wolf ist eine der geheimnisvollsten und unvergesslichsten Figuren der Weltliteratur.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.10.2012

Andreas Breitenstein jubelt über die Wiederentdeckung eines Stars der Exilliteratur durch die "geschmeidige" Übertragung von Rosemarie Tietze. Den Vergleich mit Nabokov bemüht Breitenstein mehr als einmal. Snobismus und Sentimentalität, Verzweiflung und Verspieltheit, das Überbordwerfen des Realismus' des 19. Jahrhunderts, das Setting der Pariser Emigrantenszene, die Spiegelung der Geschichte, die einen Weißgardisten auf die Suche nach einer lebenslangen Schuld in Person eines vermeintlich von ihm getöteten Widersachers schickt, der sich aber als höchst lebendig entpuppt, all das erinnert den Rezensenten an den ungleich erfolgreicheren Landsmann dieses Autors. Gaito Gasdanows 1948 vollendeter Roman jedoch steht laut Breitenstein kaum hinter Nabokov zurück, stilistisch, atmosphärisch nicht. Nur gegen Ende verliert die Handlung etwas an Plausibilität, meint er. Breitensteins Freude über diese neue alte literarische Stimme schmälert das nur geringfügig.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.10.2012

Rezensentin Iris Radisch freut sich, dass dank der brillanten Übersetzung Rosemarie Tietzes nun auch hierzulande Gaito Gasdanows bereits 1947 veröffentlichter Roman "Das Phantom des Alexander Wolf" entdeckt werden kann. Das Werk des russischen Autoren erinnert die Kritikerin neben Tschechow insbesondere an die französischen Existentialisten, auch wenn ihr dieses Buch noch "warmherziger" und auf beeindruckende Art und Weise skurriler erscheint. Sie liest hier die Geschichte eines ehemaligen Weißgardisten, der nach der zufälligen Lektüre einer englischsprachigen Erzählung nicht nur erkennt, dass der Soldat, den er glaubte, in Notwehr erschossen zu haben, überlebt hat, sondern auch, dass ihre Lebenswege miteinander verbunden sind. Mit einem bewundernswerten Gespür für die menschliche Seele erzähle Gasdanow von dem Zusammentreffen der beiden Männer, lobt die Rezensentin, die selten einen so feinsinnigen und bewegenden Roman gelesen hat wie dieses viel zu lange vergessene "Meisterwerk des 20. Jahrhunderts".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 27.08.2012

Nicht von ungefähr kommt es, dass sich Mathias Schnitzler bei diesem Roman von Gaito Gasdanow an Nabokov erinnert fühlt. Schließlich kommt ein gewisser Gasdanow schon in einem von Nabokovs Romanen auf dem Büchersims vor. Und dann ist auch hier alles so verflixt verspiegelt, ja die ganze Identität ist so. Darüber hinaus ist für Schnitzler auch etwas Existenzialismus dabei und Moralphilosophie und eine Liebesgeschichte auch. Dass es dem Leser nicht zu viel wird, liegt an Gasdanows begnadeter Erzählkunst, wie wir mal annehmen, und an Rosemarie Tietzes Übertragung, wie Schnitzler betont. Das sehr späte Erscheinen des bereits 1947 veröffentlichten Romans bei uns hält er für ein Geschenk, das man nicht ablehnen sollte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.08.2012

Jens Bisky hat einen neuen Lieblingsautor. Dabei war ihm Gaito Gasdanow gerade noch völlig unbekannt. Dank der Übersetzerin Rosemarie Tietze kommt er in den Genuss eines Romans von Liebe, Tod und Zufall, eines Thrillers der metaphysischen Art, der ihn auch mit Physischem beglückt und mit Rhythmik. Alles unter einem Hut? Bisky schwört Stein und Bein. So klug ist der 1903 in St. Petersburg geborene Autor, so begabt im Umgang mit Spiegeln und Wiederholungen. Das Schönste aber, Bisky nennt es beim Namen, ist die Unbestechlichkeit des Ich-Erzählers. Ein Moralist in französischer Tradition, meint Bisky. Und alle Vergleiche von Camus bis Nabokov zählen kaum, so Bisky, denn dieser Autor ist ein Original.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.08.2012

Rezensent Tilman Spreckelsen kann sich nur wundern, dass der 1971 verstorbene Autor Gaito Gasdanow auch nach seiner Wiederentdeckung in Russland hierzulande bisher völlig unbekannt ist. Umso mehr freut sich der Kritiker, dass mit "Das Phantom des Alexander Wolf" nun ein erstes Werk des meisterhaft erzählenden Schriftstellers in brillanter Übersetzung von Rosemarie Tietze vorliegt. Selten hat Spreckelsen eine derart "elegante", tiefgründige und tröstende Geschichte über die Macht und Formbarkeit von Erinnerungen gelesen: Er folgt hier im Paris der zwanziger Jahre einem 31-jährigen russischen Journalisten, dessen Leben durch einen aus Notwehr begangenen Mord an einem Soldaten im russischen Bürgerkrieg bestimmt wird. Als diesem Jahre später das Buch eines gewissen Alexander Wolf in die Hände fällt, muss Gasdanows Protagonist nicht nur feststellen, dass sein vermeintliches Opfer überlebt hat, sondern auch, dass an den Platz der quälenden Erinnerung nun eine Leere getreten ist, berichtet der Kritiker, der dieses Buch mit Nachdruck empfiehlt.
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