Gabriele Hammermann (Hg.), Andrea Riedle (Hg.)

Der Massenmord an den sowjetischen Kriegsgefangenen auf dem SS-Schießplatz Hebertshausen 1941-1942

Begleitband zur Open-Air-Ausstellung und zur Gedenkinstallation "Ort der Namen"
Cover: Der Massenmord an den sowjetischen Kriegsgefangenen auf dem SS-Schießplatz Hebertshausen 1941-1942
Wallstein Verlag, Göttingen 2020
ISBN 9783835336483
Kartoniert, 208 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Mit Abbildungen. Historische Hintergründe der Verbrechen und Biografien der Opfer. Auf dem SS-Schießplatz Hebertshausen, zwei Kilometer nördlich des Häftlingslagers des KZ Dachau, ermordete die Lager-SS 1941 und 1942 über 4000 sowjetische Kriegsgefangene. Die Opfer waren zuvor in den Kriegsgefangenenlagern der Wehrkreise München, Nürnberg, Stuttgart, Wiesbaden und Salzburg von Einsatzkommandos der Gestapo nach ideologischen und rassistischen Kriterien "ausgesondert" worden. Insbesondere kommunistische Funktionäre, Angehörige der "Intelligenz" sowie Juden fielen der Massenmordaktion zum Opfer, aber auch ein hoher Prozentsatz ganz einfacher Soldaten. Der 2014 neugestaltete Gedenkort ehemaliger "SS-Schießplatz Hebertshausen" informiert mit einer Open-Air-Ausstellung über die historischen Ereignisse und erinnert mit einer Gedenkinstallation an die bislang bekannten Opfer. Der reich bebilderte Begleitband enthält Aufsätze zu verschiedenen Aspekten der Mordaktion, zur Zusammenarbeit von Wehrmacht, Gestapo und Lager-SS, zum Ablauf der Hinrichtungen, zu den Biografien der Opfer, der Motivation der Täter und zur Reaktion der Bevölkerung. Außerdem behandelt der Katalog die eher unbekannte Geschichte des Schießplatzes als Hinrichtungsort für Verurteilte der SS- und Polizeigerichte sowie den Umgang mit dem Gelände nach 1945.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.06.2020

Rezensent Helmut Zeller findet, dass durch diesen Sammelband eine wichtige und bisher weitgehend versäumte "Auseinandersetzung" tatsächlich "voran" gebracht worden ist. Es handelt sich, so erfahren wir, bei dem Schauplatz des Massenmordes an sowjetischen Kriegsgefangenen um einen der "zentralen Exekutionsorte auf deutschem Reichsgebiet"; erstellt wurde der Band als begleitende Veröffentlichung für die 2014 eingerichtete Gedenkinstallation vor Ort. Die Erinnerung an die Ermordung der sowjetischen Kriegsgefangenen ist wenig und nur sehr spät gepflegt worden, schreibt Zeller, erst Gauck habe sich vor fünf Jahren bei den Feiern zum Ende des Krieges dazu geäußert, Steinmeier jetzt wiederum kein Wort zu ihnen verloren. Auch die Dachauer, so erfährt man in diesem Band, die in unmittelbarer Nähe dieses Exekutionsortes lebten, behaupteten nach dem Krieg, nichts von den Verbrechen gewusst zu haben. Hier weisen ihnen die HistorikerInnen das Gegenteil nach. Das "Herzstück" des Bandes aber sind die Biografien von neun Ermordeten und einem Überlebenden, meint Zeller. Überhaupt sei der Versuch, die Opfer-Perspektive einzunehmen, so zitiert er Saul Friedländer, endlich einmal "integrierte Geschichte" auf der Ebene von Lokalgeschichte.
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