Friederike Kretzen

Übungen zu einem Aufstand

Roman
Cover: Übungen zu einem Aufstand
Stroemfeld Verlag, Basel - Frankfurt am Main 2002
ISBN 9783878778141
Gebunden, 195 Seiten, 15,00 EUR

Klappentext

Eine studentische Theatergruppe mitten in den siebziger Jahren. Fünf Frauen, vier Männer, renitent, unerbittlich. Sie wollen aufstehen, sagen sie, den Aufstand üben. Und sie üben mit den Mitteln des Theaters alles, was ihnen widersteht. So üben sie ein wenig Traurigkeit, oder Familie, sie üben aber auch eine Übung für Mond, und eine, Indianer zu sein. Diese in einem Übungsbuch festgehaltenen Übungen sind das Herzstück der hier auftretenden Theatergruppe und ihrer aberwitzigen Praxis des Aufstehens. Wer sie sind, erfahren wir von ihnen selbst. Ihre Berichte über das bisherige Leben ergeben eine geheime, vielfach zerstückelte Landschaft deutscher Nachkriegsgeschichte.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.12.2002

Angelika Overath findet dieses Buch über die Studentengeneration der siebziger Jahre beeindruckend. Es gehe in diesem autobiografisch gefärbten Roman um die Kinder der Elterngeneration, die durch das Leugnen der Nazi-Zeit nicht nur sich selbst, sondern dadurch auch ihre Kinder der Vergangenheit berauben. Diese Kinder seien daher, wie auch im Roman beschrieben, gezwungen gewesen, sich ständig selbst zu erfinden und sich zu spielen, um sich eine Realität und eine Existenz zu schaffen, sei es durch politisches Engagement, durch eine gewissen Radikalität oder ähnliches. Wie zur Illustration dessen lasse die Autorin das Treffen am Beginn des Romans, bei dem sich die Protagonisten nach Beendigung des Studiums treffen, auch bei einer Theateraufführung stattfinden. Das trostlose Thema dieser ihrer Vergangenheit beraubten Generation und damit auch "den Mief des deutschen Wirtschaftswunders" auf Seiten ihrer Eltern verstehe die Autorin mit "radikalem Stil" und "kühlem Humor" zu durchbrechen, lobt die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.10.2002

Ein "maßlos anspruchsvolles Buch" nennt Sabine Peters diesen Roman, - und findet, dass es der Autorin gelungen ist, ihren Anspruch einzulösen. Es geht in den "planmäßigen, halluzinatorischen Sätzen" dieses Werkes um eine Theatergruppe in den siebziger Jahren, die den "Aufstand übt", schreibt Peters, und die Schreibweise der Autorin, "wiederholt den Gestus des 'Aufbrechens' in seiner doppelten Bedeutung". Damit gelingt der Autorin, so die Rezensentin, "etwas Seltenes", und Peters stellt sie haushoch über jeden, der etwa versucht hat "im Sinn des Heldengesangs" dieselbe Vergangenheit heraufzubeschwören. Sabine Peters wünscht diesem Text, dem "nicht immer leicht" zu folgen sei, und der einen "Eindruck von etwas Flirrendem, Schwebendem" hinterlasse, Leser, die den Bahnungen der Autorin "nachgehen".