Flannery O'Connor

Keiner Menschenseele kann man noch trauen

Cover: Keiner Menschenseele kann man noch trauen
Arche Verlag, Zürich 2018
ISBN 9783716027691
Gebunden, 352 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Anna Leube und Dietrich Leube. Flannery O'Connor gehört zu den bedeutendsten Erzählerinnen der amerikanischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Bis heute sind ihre Storys Schul- und Universitätslektüre, der wichtigste Short-Story-Preis des Landes trägt ihren Namen. Ihre Welt sind die Südstaaten, der sogenannte Bible Belt, Kernland des konservativen Amerika. Die Figuren sind engstirnige, selbstgerechte Provinzler, deren gottesfürchtige kleine Existenz durch Eindringlinge gestört wird, die Böses im Schilde führen. Präzise und mitleidlos sind ihre Geschichten, aber zugleich von allen Facetten des schwarzen Humors durchzogen. Mit einem unbarmherzigen Blick für groteske Situationen und mit beißender Ironie näherte sich diese einzigartige Schriftstellerin den Konflikten ihrer Zeit, die heute wieder höchst aktuell sind: Bigotterie, Rassismus, Krieg, Flucht, Armut und eine diffuse Angst vor dem Fremden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 31.03.2018

Rezensent Olaf Velte lässt sich immer wieder gern von Flannery O'Connor mit zu deren "beschränkt fundamentalistischen" Figuren im Süden der USA mitnehmen. Entsprechend erfreut ist der Kritiker, dass nun dieser neu übersetzte und mit einem Nachwort von Willi Winkler versehene Band mit zehn Erzählungen vorliegt. In den ebenso witzigen wie rohen, präzise konstruierten Geschichten staunt der Rezensent einmal mehr über die "alttestamentarische Wucht" und das "Gespür fürs Vulgäre", mit der die Autorin den Rassismus in ihrer Heimat, dem Bible Belt, zerlegt. Eine neue Übersetzung von weiteren Werken der 1964 früh verstorbenen Autorin ist unbedingt zu wünschen, schließt Velte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.03.2018

Brillant und mit Blick in die USA zugleich äußerst aktuell scheinen Rezensent Nicolas Freund diese sechzig Jahre nach ihrem Erscheinen von Anna und Dietrich Leube neu übsetzten short Stories der Schriftstellerin Flannery O'Connor. Wenn die streng katholische Südstaatlerin in den zehn Kurzgeschichten die Dummheit, die Ressentiments und den Rassismus ihrer Mitbürger "aufspießt", zündet sie laut Freund "ein Feuerwerk an Absurditäten und Kurzschlüssen". Dass die Übersetzer Begriffe wie "nigger" nicht durch "Afroamerikaner" ersetzen, wird dem nur gerecht, fügt er hinzu. Herrlich teuflische short stories in der Tradition von Nathaniel Hawthorne, meint er.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.03.2018

Für Rezensentin Sandra Kegel sind Flannery O'Connors Storys alles andere als erbaulich, auch wenn die Autorin sehr katholisch war. Die in den ländlichen Südstaaten der 50er und 60er spielenden Texte bestechen laut Rezensentin durch Abgründigkeit, einen unbestechlichen Blick und ein von Armut, Arbeitslosigkeit, Einsamkeit und Brutalität geprägtes Milieu. Nicht selten ereilt die Figur ein sinnloser Tod, gibt Kegel zu, nicht selten sind die Mutterfiguren bigott und böse, und das Erlösungsmotiv kommt in unerwartetem Gewand, etwas als Pistolenkugel. Die Übersetzung von Anna und Dietrich Leube kommt laut Kegel nicht immer ans Original heran.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 17.02.2018

Wieland Freund liest die zehn Kurzgeschichten der Flannery O'Connor in diesem Auswahlband mit großem Vergnügen. Sie entstammen größtenteils der ersten Sammlung von 1955, stellt er fest. Die neue, "wasserklare" Übersetzung von Anna und Dietrich Leube stimmt überein mit dem ebenso klaren, unnachsichtigen Blick der Autorin auf Südstaatenverhältnisse in der Ära Doris Day. Dass O'Connor ihrer Zeit weit voraus war, merkt Freund gleich beim ersten Text, der ihm wie ein Film der Coen-Brüder vorkommt, wenn ein Killer eine Südstaatenoma im Straßengraben köpft. Messerscharfe Prosa, mitleidlos komisch, empfehlenswert, meint Freund.