Ernst Troeltsch

Spectator-Briefe und Berliner Briefe (1919-1922)

Kritische Gesamtausgabe Band 14
Cover: Spectator-Briefe und Berliner Briefe (1919-1922)
Walter de Gruyter Verlag, Berlin 2015
ISBN 9783110418330
Gebunden, 719 Seiten, 229 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Gangolf Hübinger in Zusammenarbeit mit Nikolai Wehrs. In insgesamt 56 "Briefen" kommentiert der Theologe und Politiker Ernst Troeltsch zwischen Februar 1919 und November 1922 eindringlich die Zeitlage. Kritisch beobachtet er Revolution, Bürgerkrieg und staatliche Neuordnung Deutschlands unter den Bedingungen der Weltpolitik und des Versailler Friedensvertrages. Alle Probleme rückt er in einen "Welthorizont". Engagiert liefert Troeltsch dem Bürgertum eine Orientierung, um die demokratische Republik mit Leben zu erfüllen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 17.11.2016

Zwei Neuerscheinungen - Ernst Troeltschs "Spectator-Briefe und Berliner Briefe (1919-1922)" sowie  Wolfgang Neugebauers Biografie des Berliner Historikers Otto Hintze - stellt der hier rezensierende Sozialphilosoph Hans Joas vor, die zeigen, dass unter den Geistes- und Sozialwissenschaftlern Max Weber nicht der einzige brillante Kopf seiner Zeit war. Die Briefe, die der protestantische Theologe und Kulturphilosoph Ernst Troeltsch schrieb, darunter auch Briefe, die er unter dem Pseudonym "Spectator" an eine Zeitschrift schrieb, zeigen für Joas anschaulich und beispielhaft, wie ein vom Kaiserreich geprägter Gelehrter lernt, die Weimarer Republik und damit die Demokratie zu bejahen. Die Argumente rechter und linker Utopisten überzeugen ihn einfach nicht, so Joas, der hier auch wunderbar scharf belegt findet, wie hart sich Troeltsch seinen Liberalismus erkämpfen musste. Von wegen liberales Weichei!

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.10.2015

Die als Teil der Gesamtausgabe zu lesenden "Spectator"-Briefe von Ernst Troeltsch klingen für Tim B. Müller aktueller denn je. Als engagierten Demokraten der ersten deutschen Republik, der stets gegen die Rechte anschrieb, lernt Müller hier den Autor kennen. Und auch wenn ihm Troeltschs Attacken gegen den Versailler Vertrag heute schwer verdaulich scheinen, immer besticht der Blick des linksliberalen Theologen und Geschichtsphilosophen übers Nationale hinaus. Spannend findet Müller an den Kolumnen vor allem das Situative, auf Alltagserfahrungen Basierende. Und wenn der Autor sich dem Schicksal Deutschlands und der Demokratie zuwendet, kann der Rezensent sicher sein, dass er eine erfrischende, kluge, manchmal auch etwas geschwätzige Meinung erhält.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.04.2015

Breite Leserschaft wünscht Rezensent Alexander Gallus den Brief-Essays des Soziologen Ernst Troeltsch. Von mehr als bloß von antiquarischem Wert scheinen ihm die Texte des liberalen Gelehrten, der gerne Grenzen überschritt, wie Gallus weiß. Was Troeltsch zwischen 1919 und 1922 aufschreibt, sind für Gallus Kleinodien der Gesellschaftsdiagnostik. Hier erkennt einer früh die Probleme aus Weimars Anfängen, meint er, zeigt politische Urteilskraft, wenn er Oktober 1921 den neuen Nationalismus geißelt, und bringt die ganze Dynamik jener Zeit schriftstellerisch gekonnt auf den Punkt. Die vollständige, laut Rezensent wissenschaftlich vorbildlich erarbeitete Ausgabe der 56 Briefe zum 150. Geburtstag des Autors ist für Gallus ein Ereignis.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.02.2015

Thomas Meyer empfiehlt eine solide Edition der Briefe von Ernst Troeltsch. Lange genug hat er darauf warten müssen, nun, zum 150. Geburtstag des Autors, bietet ihm zwei neue Bände der kritischen Gesamtausgabe die Möglichkeit, den Theologen Troeltsch und seine Fähigkeit zur differenzierten, selbstkritischen Aussage neu kennenzulernen. Meyer erkennt das Unbehagen des Autors an der Dogmatik, ist Zeuge seiner Debatten mit Kollegen und seiner akademischen Etablierung ab 1914. Ein Ereignis ist die erstmalige vollständige Edition der Briefe für Meyer nicht zuletzt aufgrund ihrer Einleitung und ihrer Kommentierung. Der mal dünkelhaft polternde, mal ganz leise Ton des Verfassers bleibt ihm noch lang im Gedächtnis, und Troeltsch' Gedanken zum Antisemitismus seiner Zeit scheinen ihm aktueller denn je.
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