Emily Dickinson

Emily Dickinson: Sämtliche Gedichte

Zweisprachig
Cover: Emily Dickinson: Sämtliche Gedichte
Carl Hanser Verlag, München 2015
ISBN 9783446247307
Gebunden, 1408 Seiten, 52 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen übersetzt und mit einem Nachwort von Gunhild Kübler. Die erste deutsche Gesamtausgabe von Emily Dickinsons rund 1800 Gedichten zeigt die ganze Vielfalt ihrer Themen, ihren Einfallsreichtum im Formalen und ihre überraschende Entwicklung. Ihr lyrisches Werk kam zu früh für ihre engstirnige puritanische Umgebung in den USA. Kein Wunder, dass Dickinson ihre Zeitgenossen auf Distanz und ihre Lyrik unter Verschluss hielt - ihre Gedichte sind voller Ketzerei und Spottlust, ihr Werk mutig, frei und radikal im Nachdenken über die Grundfragen unserer Existenz. Die Übersetzerin Gunhild Kübler zeichnet im Nachwort ein Bild vom Leben dieser großen amerikanischen Dichterin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.07.2015

Viel Leidenschaft für das Werk der amerikanischen Lyrikerin Emily Dickinson habe die Übersetzung aller ihrer 1800 Gedichte ins Deutsche verlangt - und viel Passion benötige auch deren Lektüre, meint Harald Hartung. Er zeichnet kurz die Geschichte der deutschsprachigen Dickinson-Übertragungen nach, beginnend bei Paul Celan, und gelangt so zum Mammutprojekt der Schweizerin Gunhild Kübler: 15 Jahre Arbeit habe sie investiert, ein Werk auf Bibeldruckpapier sei das Ergebnis. Der Kritiker zeigt sich tief beeindruckt von der "beherzten poetischen Übertragung" des lyrischen Gesamtwerks. Solch eine Leistung sei nur mit "sprachlichem und philologischem Eros" möglich, glaubt Hartung und ist von den Übersetzungen selbst genauso angetan wie von den Anmerkungen und dem umfangreichen Nachwort. Dort werde Dickinsons Lebens- mit der amerikanischen Zeitgeschichte verquickt. Jedem interessierten Leser sei nun endlich die vollständige Lektüre der "hochkonzentrierten, betörend rätselhaften Verse" möglich - ganz ohne Vorsortierung.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 20.07.2015

Mehr als lauwarmes Lob kann man Stephan Wackwitz' Rezension der von Gunhild Kübler "umsichtig übersetzten und klug kommentierten" Gesamtausgabe der Gedichte Emily Dickinsons nicht entnehmen. Da ist von "seelenvoller" Korrespondenz die Rede, einer radikalisierten Form des Poesiealbumeintrags und einer gewissen Unfertigkeit der Gedichte. Andererseits vergleicht er sie mit Hölderlin, Benn und Goethe, hebt ihren Einfluss auf Whitman, Salinger und Roth hervor und stellt sie als Vertreterin des New England Transcendentalism an die Seite von Emerson und Thoreau. Am besten gefallen hat Wackwitz wohl die Musikalität ihrer Gedichte, die ihn beim Lesen zum mitsingen inspirieren. Man fragt sich allerdings, welche "traditionelle Melodie" ihm zu diesem Vers einfiel: "Hier ein Stern und da ein Stern,/ Mancher irrt ab!/ Hier ein Dunst - und da ein Dunst -/ Und dann - der Tag!"

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.05.2015

Gunhild Küblers Übertragung und Kommentierung von Emily Dickinsons "Sämtlichen Gedichten" ist für den Rezensenten Jürgen Brôcan ein Fest. Selbst wenn Detailfragen betreffend das Metrum in den hier zweisprachig präsentierten Texten für den Rezensenten weiterhin strittig bleiben, vermag ihm Kübler Dickinsons Werk in seiner Gesamtheit zu erschließen. Dazu gehören laut Rezensent auch kleine Preziosen, die in Auswahlen oft unter den Tisch fallen, wie er bedauernd feststellt. An Dickinsons mentaler Zerrissenheit laut Brôcan erstaunlich angemessener Sprache und an ihrer eigentümlichen, auf Konzentration zielenden Interpunktion kann sich der Rezensent in den 1789 Gedichten erfreuen, auch wenn er das ein oder andere Faksimile zur besseren Anschauung verschiedener Textfassungen im Band vermisst.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.04.2015

Arno Widmann hebt ab und fliegt mit den Gedichten von Emily Dickinson. Das geht unversehens, wenn der Rezensent in den 1400 Seiten dieser zweisprachigen Ausgabe ihrer sämtlichen Gedichte blättert. Widmann meint noch, das seien einfache Wörter und Sätze, und schon fängt er das Denken an und hebt ab, höher und höher, bevor er sicher wieder auf der Erde landet. So geht es dem Rezensenten mit diesen Gedichten. In der beschriebenen Bewegung aber erkennt er eine Verwandtschaft zum Haiku. Wie bei Dickinson gelingt in dieser Form die Erschaffung einer Atmosphäre mit wenigen Silben, staunt Widmann.
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