Elizabeth Strout

Die langen Abende

Roman
Cover: Die langen Abende
Luchterhand Literaturverlag, München 2020
ISBN 9783630875293
Gebunden, 352 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem amerikanischen Englisch von Sabine Roth. In Crosby, einer kleinen Stadt an der Küste von Maine, ist nicht viel los. Und doch enthalten die Geschichten über das Leben der Menschen dort die ganze Welt. Da ist Olive Kitteridge, pensionierte Lehrerin, die sich auch mit siebzig noch in alles einmischt, so barsch wie eh und je. Da ist Jack Kennison, einst Harvardprofessor, der ihre Nähe sucht. Beide vermissen ihre Kinder, die ihnen fremd geworden sind, woran Olive und Jack selbst nicht gerade unschuldig sind … Ein  Roman, der von Liebe und Verlust erzählt, vom Altern und der Einsamkeit, von Momenten des Glücks und des Staunens.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.05.2020

Rezensentin Catrin Lorch scheint wenig angetan von Elizabeth Strouts Fortsetzungsroman aus der Provinz in Maine. Die lose verbundenen Kapitel, die Menschen vor Veranden und an Supermarktkassen zeigen, ergeben für Lorch nicht das angepeilte Gesellschaftsdrama. Dafür bleibt das Existenzielle, das die Geschichten über Missbrauch und familiäre Zerrüttung transportieren wollen, für Lorch zu anekdotisch, die Figuren stecken zu tief im Klischee, und die Dialoge sind zu hastig. Den mitunter "ungelenk" klingenden Ton möchte die Rezensentin allerdings nicht der Autorin anlasten, sondern der Übersetzerin Sabine Roth.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.04.2020

Rezensentin Sylvia Staude hält Elizabeth Strouts Rückkehr zu ihrer Romanheldin Olive Kitteridge für eine blendende Idee und den neuen Roman für großartig. Zum alten Eisen gehört die Heldin nun zwar durchaus, aber sie erlebt noch allerhand, von der späten Liebe bis zum Tod. Der Leserin rät Staude, die Figur lieber nicht mit Klischees von der alten Kratbürste mit weichem Kern zu verwechseln oder die Handlung auf die Lieben im Alter zu reduzieren. Tragik und Bitternis grundieren die Handlung, warnt sie. Wie Strout das arrangiert, wie sie vom späten Frühling erzählt, realistisch, alltäglich und in pointierten Kapiteln, findet Staude stark.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 20.03.2020

Große Literatur sei Elizabeths Strouts Roman vielleicht nicht, aber wirklichkeitsnah und feinsinnig beobachtet, meint Rezensentin Gabriele von Arnim. Die amerikanische Autorin widmet sich hier wieder der Protagonistin aus ihrem Vorgängerroman, der kaltschnäuzigen Olive, die nach dem Tod ihres Mannes eine neue Beziehung eingeht und Neues lernt. Das verkomme aber keinesfalls zu einer Schmonzette über Liebe im Alter, stellt von Arnim klar; dafür sei Strout viel zu nüchtern, auch in sprachlicher Hinsicht - so setze die Autorin nicht auf poetische Zier, sondern auf knappe Dialoge, in denen sich aber trotzdem oft ganze Gefühlswelten und die "hilfsbedürftige Verstocktheit" der Figuren offenbaren, meint die Rezensentin anerkennend. Vielleicht keine große Literatur, aber eine "feinnervige Entzifferung der Spezies Mensch", schließt sie.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 19.03.2020

Rezensent Michael Watzka gibt die Hoffnung nicht auf, dass Veränderung naht, auch im hohen Alter. Elizabeth Strouts episodisch erzählter Roman über eine spröde alte Frau, zynisch und ziemlich asozial, doch mit dem Herz am rechten Fleck, konfrontiert ihn allerdings zunächst mit Gedanken übers Alleinsein und an den Tod. Aufgebrochen wird diese trübe Sicht laut Rezensent allenfalls durch eine Menge Nebenfiguren, allesamt Bewohner des fiktiven Handlungsorts an Maines Atlantikküste. Was sie alle gemeinsam haben, ist die Einsamkeit, stellt Watzka fest. Das macht die biestige Protagonistin wiederum zu einer unter vielen und trotz allem sympathisch, staunt der Rezensent.