Elger Esser

Combray 2005-2016

Cover: Combray 2005-2016
Schirmer und Mosel Verlag, München 2016
ISBN 9783829607513
Gebunden, 224 Seiten, 68,00 EUR

Klappentext

Combray ist ein fiktiver Ort. Zwar heißt eine französische Kleinstadt Illiers-Combray, aber auch dieser Name ist eine literarische Konstruktion: Marcel Prousts Vater stammte aus Illiers nahe Chartres, die Familie verbrachte viel Zeit dort. Aus Anlass von Prousts hundertstem Geburtstag legte sich die Gemeinde 1971 den Zweitnamen zu. Combray existiert nur in Marcel Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit - das Ich seines Jahrhundertromans wächst hier auf, Kindheitserinnerungen verbinden sich mit diesem Namen. Für Elger Esser, einen der seinerzeit jüngsten und letzten Becher-Schüler, ist Combray überall dort, wo Frankreich noch so aussehen mag wie zu Prousts Zeiten. Die fotografische Ausbeute seiner Reisen durch die französische Provinz ist reich: In allen Regionen des Landes, das er in den letzten zehn Jahren von Norden nach Süden und von Osten nach Westen durchstreifte, fand er, was er nicht auf den Spuren, aber im Geiste Prousts suchte: verwunschene, oft auch verlassene Dörfer, Gehöfte an Flussläufen, Monets Garten in Giverny, alte Klöster und Kirchenruinen, eingebettet in scheinbar unberührte Natur, Orte und Landschaften, die wie aus der Zeit gefallen wirken. "Esser spürt im Heute das Gestern und Vorgestern auf, zeigt dessen randständiges Andauern, das uns schroff oder malerisch überrascht und Gegenwart relativiert…", schreibt Kirsten Voigt in ihrem begleitenden Text. Esser nahm seine Combray-Serie analog in Schwarzweiß auf und fertigte von den Negativen Heliogravüren, ein veraltetes Verfahren, das die Schönheit und die latente Melancholie seiner real existierenden Vision noch deutlicher hervortreten lässt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.03.2016

Kurz, aber doch hymnisch bespricht Rezensent Gottfried Knapp Elger Essers neuen Bildband "Combray", der schon im Titel die Assoziation zu Marcel Prousts "Suche nach der verlorenen Zeit" suggeriert. Entsprechend eingestimmt begibt sich der Kritiker mit dem deutschen Fotokünstler auf eine anspruchsvolle Reise durch die französische Provinz vom Department Ain bis zum Department Yonne und betrachtet faszinierende Aufnahmen verlorener Orte, etwa gestrandete Schiffe, Klosterruinen, verlassene Ortschaften oder verwunschene Gärten. Auch Essers Entscheidung, die Aufnahmen in Duotone zu drucken, um die "subtilen" Zwischenwerte der Heliogravüren zu erhalten, hat dem Rezensenten gefallen. Mit diesem Band holt Esser seine Kollegen aus der Schule Bernd und Hilla Bechers ein, versichert der Kritiker.
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