Eirikur Örn Norddahl

Böse

Roman
Cover: Böse
Tropen Verlag, Stuttgart 2014
ISBN 9783608501438
Gebunden, 658 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Aus dem Isländischen von Betty Wahl und Tina Flecken. Für die jüdische Studentin Agnes wird der Holocaust während ihrer Abschlussarbeit zur Obsession. Dennoch beginnt sie ausgerechnet mit dem Rechtsextremisten Arnór eine Affäre. Gleichzeitig verliebt sie sich in Ómar, einen Langzeitstudenten. Die private und die zeitgeschichtliche Katastrophe beginnen sich unauflöslich miteinander zu vermischen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.11.2014

Von Eiríkur Örn Norddahl lässt sich Matthias Hannemann gern an den Abgrund führen. Was der Rezensent da erblickt, ist der nie endende Rassismus in Europa. Darüber konstruiert der Autor die verrückte Dreiecksgeschichte dreier verführbarer Menschen, die Hannemann wiederum den "dünnen Firnis" der Zivilisation bewusst macht. Irritierend kommt ihm der Roman aber vor allem wegen seines flapsigen, assoziativen Stils vor, des lockeren Umgangstons, der dem Thema unangemessen scheint. Oder doch wieder nicht, überlegt der Rezensent, denn er sorgt dafür, dass der Leser in die Geschichte hineingezogen wird. Rasant ist das Buch in jedem Fall, gibt Hannemann zu verstehen, wenn es zwischen Sorgfalt und Hast wechselt, zwischen Historiografie und Pornografie und Holocaust.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.08.2014

Aldo Keel liest den Roman von Eiríkur Örn Norddahl als aufrüttelndes Stück Gegenwartsliteratur über Xenophobie und den Holocaust. Dass der Autor den Leser mächtig fordert, indem er Gegenwart und Vergangenheit, Facts und Fiktion und philosophische Betrachtungen wild mixt, scheint Keel zu gefallen, auch wenn der Autor mitunter provokant bis zur Uerträglichkeit wird, wie er schreibt. Eine eindeutige Einordnung in ein Genre möchte Keel sich nicht erlauben. Das Buch sei Liebesroman, politischer Debattenbeitrag und Essay in einem, erklärt er.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.07.2014

Die Liebe und das Böse? Sex und Holocaust? Wie Eiríkur Örn Norddahl diese Themen in seinem neuen Roman "Böse" koppelt und zusammenbringt, erklärt Katharina Granzin in der FR. Erzählt wird die Geschichte zweier schwieriger Charaktere, Ómar und Agnes, die in einer kalten Reykjaviker Winternacht zusammenfinden, so die Rezensentin, um sich sogleich wieder zu verlieren - zumindest fast. Agnes, die ihre Masterarbeit über den Holocaust schreibt und mehr und mehr besessen von dem Thema wird, fängt eine Affäre mit dem "gut aussehenden" Rechtsradikalen Arnór an, während Ómar sich in seinem Phlegma verliert, fasst Granzin zusammen. So wie sich die beiden Protagonisten zu verlieren drohen, so hatte auch Granzin Probleme mit der Komplexität der sich anschließenden Ereignisse, den eingeschobenen Erzählsträngen und Erzählerstimmen. Dank des formalen Rahmens und des diachronen Erzählens jedoch, gelinge es dem Autor, den Leser zu fesseln. Lesenswert, urteilt Granzin entschieden.
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