Mikael Torfason

Der dümmste Vater der Welt

Roman
Cover: Der dümmste Vater der Welt
Tropen Verlag, Köln 2003
ISBN 9783932170652
Gebunden, 256 Seiten, 18,80 EUR

Klappentext

Aus dem Isländischen von Tina Flecken. Marteinn Mani Saevarsson ist 28 Jahre alt und steckt, gelinde gesagt, in der Krise. Nach seiner Krankschreibung findet sich der völlig verunsicherte Sportjournalist plötzlich in der Rolle des Familienvaters und Hausmanns wieder. Doch seine Kinder begegnen ihm mit Desinteresse. Nur die mittlere der drei Töchter liebt ihn abgöttisch, aber die, so vermutet Marteinn, entstammt der Affäre seiner Frau mit einem Schauspieler. Zu allem Überfluss wurde ihm ein künstlicher Darmausgang gelegt und nun beschleicht ihn auch noch das beunruhigende Gefühl, die Ärzte hätten dabei etwas in seinem Inneren vergessen. Kein Wunder, dass er jegliche Lust auf Sex verloren hat. In dieser Situation ringt Marteinn darum, sich selbst zu finden und die Fehler der Elterngeneration nicht zu wiederholen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.01.2004

Oliver Jungen äußert sich recht abfällig über Mikael Torfasons Roman, der in Island ob seiner Angriffe auf die "liberalen Grundsätze des Landes" zum Bestseller wurde: von "Bierlaunensyntax" ist die Rede, von "Plattitüdentrompeterei" und einem erzählerischen Tourette-Syndrom, womit Jungen darauf anspielt, dass sich der Roman des Vulgären so wenig enthält, dass er irgendwann leider nur noch "banal" sei. Antiheld und Icherzähler ist ein Journalist und "dilettierender Autor" (das hat er mit seinem Schöpfer gemein, stänkert Jungen), der krank, depressiv und im Stile gescheiterter Künstlerfiguren Gift verspritzt, "genüsslich exkrementell" sowie "stellenweise amüsant", aber literarisch katastrophal. "Formal wie intellektuell unterbietet Mikael Torfason souverän jede Daily Soap", schreibt Jungen und scheint erleichtert darüber, auf das "Meer der simulierten Sinnlosigkeit" nur noch vom trockenen Ufer der Literaturkritik aus blicken zu müssen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.11.2003

Konsequent umgesetzt ist dieser Roman, der in seinem ursprünglichen Erscheinungsland Island bei Erscheinen einen Skandal auslöste, meint Wolfgang Müller. Allerdings auch fragwürdig findet der Rezensent die Botschaft der Geschichte eines 28-jährigen jungen Vaters, der "etwas mondsüchtig durch die Landschaft der kaputten Beziehungen, der Sinnesfreuden und des Lebenssinns" taumelt und dabei hinter seinen nihilistischen und aggressiven Reden eine "unheimliche Sehnsucht nach Festigkeit und Ordnung" offenbare: "Er wettert gegen die Scheidung, würde diese am liebsten abschaffen und hält ein engagiertes Plädoyer für ein grundsätzliches Verbot der Abtreibung." Dass dem Leser diese Tiraden auf die Nerven gehen, ist vom Autor beabsichtigt, vermutet Müller. Gang egal, was man von dem Buch halte: "Den Faden bei dieser Generalabrechnung verliert der Erzähler indes nicht. Er hält die Spannung mal mit beißendem Humor, mal mit gnadenloser Bösartigkeit aufrecht" - verspricht der Rezensent.
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