Edgar Wolfrum

Welt im Zwiespalt

Eine andere Geschichte des 20. Jahrhunderts
Cover: Welt im Zwiespalt
Klett-Cotta Verlag, Suttgart 2017
ISBN 9783608943061
Gebunden, 447 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Das 20. Jahrhundert war durchfurcht von Kriegen, Ideologien, Krisen und Terror. Doch es war auch eine Epoche der Durchbrüche zur Freiheit und der Ausbildung globaler Kulturen und des Welthandels. Aus unterschiedlichen Perspektiven porträtiert Edgar Wolfrum ein zutiefst widersprüchliches Zeitalter mit all seinen dunklen und hellen Seiten. Dabei berücksichtigt er viele Ausprägungen menschlichen Daseins in Zeit, Raum und Kultur: Krieg und Frieden, Demokratie und Diktatur, Liebesglück und Geschlechterungleichheit, Wohlstand und Hunger, Säkularisierung und Rückkehr der Religionen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.03.2017

Der rezensierende Historiker Jürgen Osterhammel scheint ganz glücklich mit dieser Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts seines Heidelberger Kollegen Edgar Wolfrum. Auch wenn der Autor nicht das ganz große Rad dreht in seinem "relativ kurzen" Buch, kommt laut Osterhammel dennoch etwas Neues dabei heraus. Viel Lob hat der Rezensent für Wolfrums Kunst der Komprimierung und der treffenden Pointe zu vergeben. Langweilig wird es nie, versichert er. Und auch Wolfrums Masche, ein Standardereignis mit einer scheinbaren Nebensache zu koppeln, geht laut Rezensent auf und beschenkt den Leser mit Erkenntnis. Da fällt es kaum ins Gewicht, dass der Band "kein Nachschlagewerk" geworden ist und der Autor keinen Anspruch auf Vollständigkeit entwickelt. Im Gegenteil, findet Osterhammel, Wolfrums "offene Form" gepaart mit einem sicheren Zugriff auf Jahrhundertthemen wie Maos "Großen Sprung", Aids oder den Mikrochip ergibt für den Rezensenten eine Bilanz, die das Bedürfnis nach Kontinuität und langfristigen Prozessen gar nicht aufkommen lässt. Der philosophische Grundbefund des Ganzen ist für Osterhammel dann allerdings auch wenig überraschend.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.03.2017

Edgar Wolfrums "andere Geschichte des 20. Jahrhunderts" erscheint Rezensent Dirk van Laak wie ein "Wimmelbuch". Und das bedeutet für den Kritiker nichts Schlechtes, denn neben bekannten Ausführungen zu Krieg, Diktatur und Demokratie in den ersten Kapiteln, verdankt er dem Buch vor allem "originelle" Einsichten in die zweite Hälfte des vergangenen Jahrhunderts: Gerade hier zeigt sich Wolfrums Ansatz der Kontrastierung, erklärt der Rezensent, der etwa erfährt, wie der wachsende Wohlstand von Umweltsorgen, die Medienvielfalt von Zensur oder die freie Liebe vom Geschlechterkampf begleitet werden. Wenn der Historiker die Hungerkatastrophe von Biafra den gleichzeitig entstehenden Weight Watchers gegenüberstellt, geht van Laak das Prinzip zwar zu weit. Insgesamt hat er aber ein erhellendes Buch gelesen, das couragiert und informativ auch die Kunst des 20. Jahrhunderts mit einbezieht und erfreulicherweise auch aktuelle Themen wie Brexit, Trump, Designerbabys oder das Anthropozän berücksichtigt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.02.2017

Christoph Dorner hat Zweifel an der Tragfähigkeit des Ansatzes dieser Geschichte des 20. Jahrhunderts aus der Hand des Zeithistorikers Edgar Wolfrum. Wenn Wolfrum das Narrativ von der "Welt im Zwiespalt" wählt und die Interdependenzen von Vertreibung und Mobilität, Krieg und Frieden, Naturbeherrschung und Umweltkatastrophen makroskopisch analysiert, geht es dem Rezensenten allzu rasch und grob zu. Trotz aller Souveränität des Autors beim Überblick über politische, kulturelle und wirtschaftliche Prozesse, vermisst er Detail- und Begriffsschärfe sowie wirklich neue Sichtweisen auf das Jahrhundert. Mit der Dialektik hingegen treibt es der Autor ihm mitunter zu arg. Wer das Grausame und das Fortschrittliche der Zeit gleichermaßen herausstreicht, hat schließlich immer recht, meint Dorner.
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