Dzevad Karahasan

Sara und Serafina

Roman
Cover: Sara und Serafina
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2000
ISBN 9783871344091
gebunden, 192 Seiten, 15,24 EUR

Klappentext

Karahasan erzählt von einer Frau, die keine Wahl hatte, mit sich selbst im Einklang zu leben. Verfolgung und Tod stellen sie vor einen unlösbaren Konflikt: einer Liebe treu bleiben oder sie verraten, man selbst sein oder am Leben bleiben.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.05.2000

Dieser Roman ist "genau und ergreifend" lobt Ilma Rakusa. Sie beschreibt anschaulich die Verwobenheit des Ich-Erzählers mit der Selbstmörderin Sara/Serafina. Sara ist eine Träumerin. Sie verabscheut Serafina, die Praktische, ihr anderes Ich, aber weil die Träumerin ohne die Praktische nicht leben kann, sucht sie den Tod. Der Ich-Erzähler gehe, während er über Sara/Serafina nachdenkt, "mit sich selbst kritisch ins Gericht", referiert Rakusa und vermutet, dass er Sara/Serafina um ihren Mut beneidet. Karahasan zeige mit "viel psychologischem Scharfsinn", dass im Krieg die Gefühle nicht abgestumpft, sondern "im Gegenteil überreizt" sind. Rakusa lobt auch die vielen Beobachtungen des Autors über den Krieg, Denkmäler, das Sarajevoer Herbstlicht und eine "wunderbare essayistische Abschweifung" über Türen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.04.2000

Andreas Breitenstein begrüßt in seiner Rezension zunächst, dass der Autor einen Versuch unternommen hat, den Bildern, die der "neuvölkische Wahn in Ex-Jugoslawien produzierte" eine Sprache zu geben. Dabei profitiere das Buch vor allem davon, dass Karahasan nicht nur Romanautor, sondern auch gleichzeitig ein politischer Mensch sei. Breitenstein betont vor allem die transparente, bewußt einfach gehaltene Sprache, mit der der Autor die verschiedenen Charaktere und ihre Erlebnisse gezeichnet habe. Die Schilderung extremer Gefühlsschwankungen der Figuren, die sich vor allem durch Reden Luft machen ("denn solange man redet, ist man nicht tot") verknüpft der Autor mit "philosophischen und kulturgeschichtlichen Exkursen", in dem er sie in die Diskussionen in "Küche und Keller" integriert. Besonders beeindruckt zeigt sich der Rezensent von der Haltlosigkeit des Überlebenden, dem die Wertvorstellung von Leben und Tod zunehmend abhanden kommt, der als "Untoter" durch die Straßen zieht. Breitenstein sieht darin die "Scham" des Überlebenden, der es geradezu bedauert, nicht ebenfalls ermordet worden zu sein. Und diese Scham scheint ihm auch beim Autor selbst spürbar zu sein.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.03.2000

Ein Roman über den Krieg in Sarajewo. Harald Eggebrecht verhaspelt sich in seiner Rezension ein wenig in der Nacherzählung, um dann zu konstatieren, dass Karahasan Meister einer verschachtelten Erzählweise sei. "Ein Gefühl von untilgbarer Schuld liegt über dem Ganzen", schreibt Eggebrecht. Am tiefsten beeindruckt hat ihn die Geschichte der resoluten und kämpferischen Sara, die als Jüdin den Zweiten Weltkrieg überlebte und die - so scheint es - im Bosnienkrieg von Heckenschützen erschossen wird. Das Buch sei "eine Geschichte der Untröstlichkeit" über diesen Verlust.
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