Miljenko Jergovic

Sarajevo Marlboro

Erzählungen
Cover: Sarajevo Marlboro
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783895613920
Gebunden, 200 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Miljenko Jergovic erzählt aus dem belagerten Sarajevo: Seine Helden sind die kleinen Leute, beschädigt und zerstört von den Schrecken des Krieges, der ihren Alltag und das Zusammenleben im Vielvölkerstaat völlig aus den Fugen hebt. Er erweist sich als Meister des Details: der Kaktus der Geliebten, der während des Bombardements im Keller vertrocknet; der Apfelbaum zwischen zwei Grundstücken, der in der schlimmsten Phase des Krieges die prächtigsten Äpfel trägt und zerstrittene Nachbarn in ihrer Not wieder zusammenbringt; der Tontopf für ein typisches bosnisches Gericht, der im Exil sehnlich vermisst wird - die einfachen Dinge des täglichen Lebens spiegeln die große Tragödie im Kleinen und lassen Schrecken und Verzweiflung unmittelbar spürbar werden.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.10.2009

Rezensent Nico Bleutge ist sehr beeindruckt von den Erzählungen von Miljenko Jergovic, der "atmosphärisch genau" und dabei doch nüchtern bis skeptische Sicht von der Liebe in Zeiten der Jugoslawien-Kriege erzählt. Mit der "ihm eigenen Ironie" distanziert er sich von der "nach Eigentlichkeit schielenden Sichtweise von Kriegsreportern und Politikern" und hält in eher beiläufigen Beobachtungen und Fragmenten den finsteren Teil der balkanischen Historie fest. Allerdings findet der Rezensent Jergovics Geschichten gelungener, wenn sie ein offenes Ende haben, und der Autor eine "brüchige Stimmung schafft", die nicht nur von der Gegenwart erzählt, sondern auch von der "Erinnerung". Insofern stört es ihn ein wenig, dass sich Jergovic bisweilen "manche Pointe nicht nehmen lässt".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.05.2009

Sandra Kerschbaumer freut sich sehr, dass nun Miljenko Jergovic' meisterhafter Erzählband "Sarajevo Marlboro" in einer neuen Übersetzung wiederzuentdecken ist. In den Kurzgeschichten, die während der Belagerung von Sarajevo entstanden und 1994 erstmals erschienen, ist der Krieg stets gegenwärtig und gibt den Blick in das Leben von Menschen frei, die sich angesichts der Kriegsschrecken vor allem um eine stoische, die "innere Freiheit" mit aller Macht aufrechterhaltende Haltung und die Abwehr von bedrückenden Emotionen bemühen, stellt die Rezensentin fest. Die souveräne Sprachbeherrschung des Autors lässt seine Anfänge als Lyriker deutlich hervortreten, findet die begeisterte Rezensentin, die von der "schlichten, rauen Sprache", die auch Pathos nicht fürchtet, hingerissen ist. Der Autor verteidige in seinen Geschichten das "Humane gegen den Krieg", so Kerschbaumer berührt, die dem Buch bleibende "ästhetische und moralische" Wirkung zuspricht.
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