Das Asyl in der Schweiz nach den Revolutionen von 1848

Cover: Das Asyl in der Schweiz nach den Revolutionen von 1848
Paul Haupt Verlag, Bern 1999
ISBN 9781420872521
Kartoniert, 334 Seiten, 22,50 EUR

Klappentext

Worauf beruht das Asyl in der Schweiz? Gibt es in der Eidgenossenschaft ein Recht auf Asyl? Wie ist die Praxis in diesem Bereich? Wie haben die Kantone und der junge Bundesstaat die politisch Verfolgten von 1848 in Basel, Genf und im Tessin aufgenommen? Diese Veröffentlichung des Schweizerischen Bundesarchivs gibt Antworten auf diese Fragen. Sie bietet auch einen Überblick über die entsprechenden Quellen beim Bund und den Kantonen zwischen 1848 und 1870.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.07.2000

In einer Sammelbesprechung beschäftigt sich der Rezensent mit dem Kürzel "tmn" mit mehreren Büchern, die die Umbrüche um 1848 zum zentralen Thema haben.
1.) Alexandra Binnenkade/Aram Mattioli (Hrsg.): "Die Innerschweiz im frühen Bundesstaat (1848-1874)" (Chronos-Verlag)
An diesem Buch weiß der Rezensent besonders zu schätzen, dass hier nun das Hauptaugenmerk einmal nicht auf die "liberalen Sieger" von 1848 gerichtet wird, sondern auf die unterlegenen katholischen Sonderbündler, die - aus verständlichen Gründen - nur wenig Interesse daran hatten, ihre Niederlage schriftlich zu dokumentieren. Entsprechend spärlich ist die Quellenlage. Nicht einverstanden ist der Rezensent allerdings mit der Formulierung des Herausgebers Mattioli, wenn dieser von einen `nationalen Einigungskrieg` spricht. Er selbst würde dem Begriff `Vereinheitlichungskrieg` bevorzugen, da die Neukonstruktion der Schweizer `Nation` wesentlich unblutiger als in anderen Ländern vonstatten gegangen sei. Ansonsten hebt der Rezensent verschiedene Beiträge als besonders gelungen hervor, etwa den Peter Schniders, der auf die wirtschaftliche Schwäche als Ursache für den Bürgerkrieg eingeht, oder auf den Text von Evelyn Boesch und Sibylle Omlin, die sich mit den Bildungsmöglichkeiten bürgerlicher Frauen zu dieser Zeit beschäftigen.
2.)"Das Asyl in der Schweiz nach den Revolutionen von 1848" (Verlag Paul Haupt)
Besonders interessant an diesem Band scheint dem Rezensenten die Erkenntnis von Thomas Busset, dass sich "liberale Oppositionelle auch gegenüber Gesinnungsgenossen als restriktive Realpolitiker entpuppen konnten" wenn sie an die Macht gekommen waren, wofür er mehrere Beispiele aufzählt. Hermann Wichers habe dabei in seinem Beitrag die Bemühungen um Konsens nicht nur in ihrer innerpolitischen Bedeutung beleuchtet, sondern auch hinsichtlich ihrer Außenwirkung, bei der die "Bemühung um die prekäre internationale Anerkennung" von nicht unerheblicher Bedeutung war. Nicht zuletzt gibt der Band nach Ansicht des Rezensenten über die Praxis der damaligen Asylpolitik Aufschluss, dass nach damaliger Auffassung in erster Linie ein Recht des Staates war und weniger ein "individueller Anspruch".
3.) Johann Jakob von Tschudi: "Wiens Oktobertage 1848" (Wiborada, Schellenberg)
Der Rezensent weist zunächst darauf hin, dass diese tagebuchähnlichen Aufzeichnungen (kombiniert mit einer "illustrativen Sammlung von 163 Manifesten und Flugblättern") bereits 1849 veröffentlicht worden waren und nun in einer Neuauflage vorliegen. Interessant findet er dieses Aufzeichnungen vor allem deshalb, weil von Tschudi als Schweizer sich hier auf die Seite der Monarchie stellt, was ihm äußerst ungewöhnlich erscheint. Zwar habe von Tschudi durchaus mit einzelnen Revolutionären sympathisiert. Allerdings missfiel ihm - wie der Leser erfährt - die von ihm diagnostizierte Heuchelei und Eitelkeit, so dass er schließlich sogar die äußerste Brutalität der "Retter der Monarchie" tolerierte.
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