Danilo Kis

Familienzirkus

Die großen Romane und Erzählungen
Cover: Familienzirkus
Carl Hanser Verlag, München 2014
ISBN 9783446246799
Gebunden, 912 Seiten, 34,90 EUR

Klappentext

In seiner Heimat Jugoslawien zunächst heftig bekämpft, wurde Danilo Kiš bald als einer der größten Erzähler der europäischen Nachkriegsliteratur anerkannt. Mit seinem einzigartigen literarischen Werk schrieb er gegen das Vergessen und den Tod an. In seiner Trilogie "Frühe Leiden", "Garten, Asche", "Sanduhr", die er selbst auch "Familienzirkus" nannte, hat er dem in Auschwitz ermordeten Vater und der Kultur Mitteleuropas ein Denkmal gesetzt. Seine "Enzyklopädie der Toten", die jetzt endlich in einer Neuübersetzung vorliegt, ist sein bekanntestes Buch geworden. Zu seinem 25. Todestag erscheinen seine wichtigsten Werke in einem Band - eine Einladung, diesen Autor immer wieder und immer neu zu lesen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.03.2015

Gegen das Vergessen im doppelten Sinn empfiehlt Karl-Markus Gauß den serbischen Schriftsteller Danilo Kis, dessen wichtigste Bücher jetzt in einem Band auf Deutsch vorliegen. Dass der Autor nach einer kurzen Renaissance wiederum beinahe aus dem Blick des Lesers verschwunden ist, kann Gauß nicht begreifen. So wie der Autor in seinen Texten die Vaterfigur und mit ihr eine versunkene Welt (wieder-)entdeckt, jenseits von Nationalitäten, sollen wir, so wünscht es sich der Rezensent, diesen Autor entdecken, einen Autor, der laut Gauß auf künstlerisch überwältigende Weise und in präzisen Bildern ein Archiv der Erinnerung erschaffen hat, das untrennbar mit der Geschichte Mitteleuropas verbunden ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.01.2015

Rezensent Jochen Schimmang ist dankbar, dass unter dem Titel "Familienzirkus" nun drei Erzählungen des jugoslawischen Schriftstellers Danilo Kis wieder in neuer Auflage auf Deutsch erhältlich sind. Die drei Werke, die der Kritiker als äußerst aktuelle "Weltliteratur" würdigt, erzählen auf verschiedene Weise von der Familiengeschichte des Autors, der Suche nach Identität vor dem Hintergrund ethnischer Ausgrenzung und nicht zuletzt der Welt der Lager. Zugleich bewundert der Kritiker die Erzählweise des Schriftstellers, die ihn bisweilen an Proust erinnert. Zwar ist Schimmang nicht mit jeder Übersetzung der im Band versammelten Erzählungen restlos zufrieden, der außergewöhnlichen Qualität von Kis' Texten tut dies aber keinen Abbruch, urteilt der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.10.2014

Als Schlüssel für den Zugang zur Geschichte Jugoslawiens und ästhetisches Monument sinnlicher Sprache bezeichnet Helmut Böttiger das Werk des 1989 verstorbenen jugoslawischen Schriftstellers Danilo Kiš. Den Band, der die Hauptwerke des Autors vereint, könnte Kiš vor dem Vergessen bewahren, mutmaßt Böttiger, auch wenn er das Debüt des Autors darin vermisst und die Neuübersetzungen mitunter für unnötig modern hält. Den Zwischenzustand zwischen autobiografischem und fiktivem, symbolischem Erzählen, den der Autor immer wieder herstellt, wenn er in den drei großen Romanen seine Familiengeschichte erzählt, findet Böttiger bemerkenswert. Wie Kiš die Vaterfigur in den drei Büchern ganz unterschiedlich beleuchtet, mal aus Sicht des kleinen Jungen, dann aus Sicht des erwachsenen Autors, dann scheinbar objektiv, erinnert Böttiger an Proust, nur dass die memorierenden, mäandernden Sätze bei Kiš mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts durchtränkt seien und einen schmerzlichen Ton erhielten, wie er schreibt. Einzigartig scheint dem Rezensenten an dieser Prosa, wie sie Reales mit Groteskem, Surrealem und der mythischen Vaterfigur verwebt und die historische Katastrophe so eindringlicher vor Augen stellt.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 18.10.2014

Als große Einladung, Danilo Kiš wieder zu lesen oder ihn überhaupt erst zu entdecken, begreift Claus-Ulrich Bielefeld die in diesem Band versammelten Romane und Erzählungen des jugoslawischen Erzählers, der vor 25 Jahren starb. Bielefeld beschreibt seine Faszination mit den Texten des Autors mit ihrer dunklen Poesie und einer Verzauberung, herrührend von der Durchdringung von Realem und Surrealen. Dass Kiš dabei stets treffsicher auf die neuralgischen Punkte kommunistischer Ideologie und Praxis anspielt oder die Toten des Holocaust beschwört, macht die Texte für den Rezensenten lesenswert. Kritik an der literarischen Verfahrensweise des Autors, seine Geschichten aus dokumentarischen Quellen zu speisen, lässt Bielefeld nicht gelten. Dagegen stehen für ihn die Genauigkeit der Beschreibung in den Texten, unvergessliche Figuren und die radikale, auf eine ferne Utopie ausgerichtete Sprachmagie des Autors.
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