Clemens Albrecht, Günter C. Behrmann, Michael Bock, Harald Homann, Friedrich H. Tenbruck

Die intellektuelle Gründung der Bundesrepublik

Eine Wirkungsgeschichte der Frankfurter Schule
Cover: Die intellektuelle Gründung der Bundesrepublik
Campus Verlag, Frankfurt am Main - New York 1999
ISBN 9783593362144
Gebunden, 649 Seiten, 50,11 EUR

Klappentext

Die Frankfurter Schule ist bekannt geworden als jene geistige Strömung, die die Studentenbewegung inspirierte. Weniger bekannt ist, daß sie schon seit den 50er Jahren prägenden Einfluß auf die intellektuelle Entwicklung in der Bundesrepublik hatte.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.11.2000

Die Zeit für die historische Einordnung der Kritischen Theorie in die Geschichte der Bundesrepublik scheint gekommen. Uwe Justus Wenzel stellt zwei Bände vor, die sich dieser Aufgabe auf unterschiedliche Weise stellen.
1) Albrecht/Behrmann u.a.: "Die intellektuelle Gründung der Bundesrepublik"
Der Anregung ihres Lehrers, des Soziologen Friedrich H. Tenbruck, folgend, versuchen mehrere Soziologen in diesem Band nachzuweisen, dass die Begründer der Kritischen Theorie Adorno und Horkheimer als "Vollstrecker des `Reeducation`-Programms" der USA so etwas wie die geistigen "Gründungsväter" der BRD wurden. An dieser Umwertung der Einschätzung - Kritische Theorie statt im ständigen außerparlamentarischen Widerstand nun geradezu von staatstragender Bedeutung - sei vielleicht sogar etwas dran, so der Rezensent Uwe Justus Wenzel. In der Absolutheit, mit der die These vorgetragen wird, habe sie jedoch "etwas leicht Forciertes". Als Korrekturmaßnahme begrüßt er den Band aber durchaus.
2) Schneider/Stillke/Leineweber: "Trauma und Kritik"
Die Autoren des Bandes sehen sich selbst in der Tradition der Kritischen Theorie - und setzen sich als 68er doch kritisch mit den Psychostrukturen der Gefolgschaft (die Theoretiker als "Ersatzeltern") wie mit den Ausdifferenzierungen der Theorie - Adorno versus Horkheimer, Habermas versus die 68er, Marcuse, der "Onkel aus Amerika", als Alternative zu den anderen - auseinander. Heraus kommt, stellt Uwe Justus Wenzel fest, ein Stück "aufgeklärter Selbstverständigungsprosa". Überzeugend findet er auch die These von der Projektion der 68er-Generation als Opfer des Naziregimes: nur so habe man womöglich "ein Bewusstsein von der Realität der Opfer" gewinnen können. Das könne denn auch das Verdienst der kritischen Theorie als "negativer Lebenslehre" bleiben: auf der "Erfahrung der Shoah als Zivilisationsbruch" insistiert zu haben, der nicht historisierbar ist.