Claudia Brosseder

Im Bann der Sterne

Caspar Peucer, Philipp Melanchthon und andere Wittenberger Astrologen. Dissertation
Cover: Im Bann der Sterne
Akademie Verlag, Berlin 2004
ISBN 9783050038537
Gebunden, 429 Seiten, 64,80 EUR

Klappentext

Die Astrologie spielte unter den europäischen Gelehrten des 15. und 16. Jahrhunderts eine herausragende Rolle. Dank grundlegender Studien hat die Astrologie im Italien der Renaissance klare Konturen erhalten. Ein vergleichbares Bild für Deutschland fehlte bislang. Unklar war, wie viele deutsche Astrologen dieser Zeit den Blick zum nächtlichen Himmel richteten und vor allem, was sie dort sahen, welche Erkenntnisse sie gewannen, mit welchen Kategorien sie diese bewerteten und für welche Zwecke sie sie verwendeten. Nicht minder unklar waren der wissenschaftliche Diskurs über Astrologie, ihre anthropologische und naturphilosophische Legitimierung, ihr universalhermeneutischer Anspruch, ihre Präsenz in der Politik und in den Universitäten, ihr Gebrauch in der ärztlichen Praxis, ihr Konflikt mit der Theologie. Das Buch von Claudia Brosseder geht neben anderen diesen Fragen nach und rekonstruiert, ausgehend vom Wittenberger Kreis, das Phänomen der deutschen Astrologie im 16. Jahrhundert in seiner Komplexität.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.07.2004

In ihrer Dissertation, so der mit "lx" zeichnende Rezensent, beschäftigt sich Claudia Brosseder mit dem umstrittenen Status der Astrologie im Wittenberg des 18. Jahrhunderts. Ausgehend von Marsilio Ficinos Standpunkt, der Astrologie komme eine "lebenspraktische Orientierungsfunktion" zu, zeichne sie die Geschichte eines Wandels auf, vom regen wissenschaftlichen Interesse des 16. Jahrhunderts für die "Sternenkunst", mit der sich ein "beachtlicher 'universalhermeneutischer Anspruch' " verband, bis zum Vorwurf des "Pseudowissens".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.07.2004

Beinahe überschwänglich fällt das Lob von Lorenz Jäger für Claudia Brosseders "Im Bann der Sterne" aus: "Was die Autorin mit diesem Buch geleistet hat, bedeutet für die Kulturgeschichte der Astrologie in Deutschland einen großen Schritt." Gleichwohl moniert der Rezensent, "dass manche Einzelheiten schärfer hätten beleuchtet werden können". Etwa in puncto "Jahresrevolution" gebe es Ungenauigkeiten zu bemerken. Auch bleibe manches "rätselhaft und wird in der Darstellung einer Klärung nicht nähergebracht", denn "hinter dem kulturgeschichtlichen Überblick" stehe "das Eindringen in die Sache ein wenig zurück". Brosseders Dissertation habe sich zum Gegenstand eine der Blütezeiten der Astrologie ausgewählt, "einen kleinen, aber überaus ertragreichen Ausschnitt", Deutschland im sechzehnten Jahrhundert - eine Zeit, da die Astrologie offiziell zum letzten Mal "in höchstem Ansehen" stand (trotz des astrologischen Beistands, den sich Mitterand und Ronald Reagan geholt haben). Im Mittelpunkt der Untersuchung stehe Philipp Melanchthon mit seinem Kreis. Der habe große Stücke auf die Horoskopdeutung gehalten. Die Autorin fasse "die ganze Breite der astrologischen Literatur und Praxis ins Auge", untersuche "Freundeskreise, Bindungen an politische Aufgaben, medizinische Weiterungen des astrologischen Gedankens, konfessionelle Eigenheiten und Konflikte".
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.05.2004

Lange Zeit, weiß der Rezensent Dieter Blume, war die Astrologie "die einzige Form einer Praxis orientierten Naturwissenschaft", und deshalb war sie entscheidend für die Herausbildung des neuzeitlichen Verständnisses von der Natur. Große oder kleine Ereignisse und Ängste - der Schlüssel zu ihrer Erklärung beziehungsweise Beschwichtigung oder Bestärkung lag in den Sternen. Wie man sich die Praxis der Lebensdeutung an Hand der Sterne im 16. Jahrhundert, zur Hochzeit ihrer Geltung, vorzustellen hat, wie sie hergeleitet wurde, wie sich die astrologischen Lehren mit dem neuen protestantischen Glauben vertrugen, darauf gibt die Studie von Claudia Brosseder eine aufgefächerte, also keine vereinheitlichende Antwort. Gut so, meint Blume, der das Buch uneingeschränkt empfiehlt - die Gegenüberstellung einzelner wissenschaftlicher Biografien sei überhaupt die einzige Möglichkeit, sich dem Thema zu nähern, nur so könne man der Vielzahl der Positionen, den zahlreichen Verwerfungen gerecht werden. Die Autorin zeichne ein "variantenreiches Bild" der porträtierten Wissenschaftler in ihrer Zeit.
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