Christoph Reuter

Mein Leben ist eine Waffe

Selbstmordattentäter. Psychogramm eines Phänomens
Cover: Mein Leben ist eine Waffe
C. Bertelsmann Verlag, München 2002
ISBN 9783570006467
Gebunden, 448 Seiten, 23,90 EUR

Klappentext

Gegen Selbstmordattentäter gibt es keinen Schutzschild und keine Sicherheitsszenarien. Davon ist der Autor Christoph Reuter überzeugt. Ihre wahre Zerstörungskraft liegt in einem komplizierten Koordinatensystem von politischer Wirklichkeit, Wahn und mythischen Vorstellungen begründet. Reuter widerspricht den schnellen Begründungen, die sich auf die Biografien der Attentäter stützen und sie als psychopathische Ausnahmeerscheinungen abtun. Aus seiner langjährigen Erfahrung vor Ort in verschiedenen Ländern islamischer Kultur und aus einer Vielzahl von Begegnungen mit Menschen aus dem Umfeld von Selbstmordattentätern entwickelt Reuter die kulturellen Hintergründe und das Psychogramm eines Phänomens, das erst vor 20 Jahren mit der islamischen Revolution im Iran entstand.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.12.2002

Trotz geringerer Kritikpunkte ist Volker Foertsch voll des Lobes für dieses Buch von Christoph Reuter. Verwirrend sei die Menge der Fragen, die hier zu stellen seien, und viele davon blieben offen. Dennoch mache sich der Autor daran, Ansätze für die Beantwortung zu finden, wobei er sich dem Thema historisch nähere, über den schiitischen Ursprung der Selbstmordattentäter, die sich an den ismailitischen Assassinen ein Vorbild nahmen, was dann von Ayatollah Khomeini fortgeführt worden sei. Der Schwerpunkt seines Buches sei jedoch eindeutig Palästina, wobei sich Reuter kritisch und distanziert mit der Politik Scharons und der Vereinigten Staaten beschäftige. Eindringlich gehe Reuter auch der Frage nach, wie sich die Verklärung des Märtyrertodes mit dem islamischen Suizidverbot vereinbaren lasse beziehungsweise wie diejenigen, die ihn propagieren, den Koran umdeuten, um diese Vereinbarkeit zu erzwingen. Die Kapitel über Selbstmordattentäter in anderen Ländern wie Japan oder Tschetschenien seien ein wenig knapp geraten, so der Rezensent. Was den arabischen Raum angehe, sei der Autor allerdings überaus firm und könne seine Ansätze hervorragend belegen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.11.2002

In einer Dreifachbesprechung von Büchern über Selbstmordattentate begrüßt Angela Gutzeit den Ansatz von Christoph Reuter, über die "moralische Entrüstung" hinaus eine Analyse der Motive von Selbstmordattentätern zu versuchen. Die Rezensentin räumt ein, dass die Ergebnisse der Studie "gallebitter" sind. Der Autor weist nämlich nach, dass die Täter nicht einfach wahnsinnige Fanatiker sind, wie gern behauptet wird, sondern nachvollziehbare Gründe für ihr Handeln haben. Außerdem mache er deutlich, dass durch staatliche Gewalt nicht weniger, sondern letztlich mehr Selbstmordattentate verübt werden würden, so die Rezensentin beklommen. Sie findet es sehr lobenswert, dass Reuter es unternimmt, genau auf die Beweggründe der Selbstmordattentäter zu sehen, anstatt lediglich die Ablehnung dieses unmenschlichen Handelns zu artikulieren. Sie preist den Journalisten und Islamwissenschaftler dafür, "frei von ideologischen Scheuklappen" zu argumentieren, und sie folgt ihm in seinen "klaren und deutlichen" Darlegungen, dass es nur ein Ende der Selbstmordattentate geben kann, wenn an der "Beseitigung von Ungerechtigkeiten" gearbeitet werde.