Christoph König

Hofmannsthal

Ein moderner Dichter unter den Philologen. Habil.
Cover: Hofmannsthal
Wallstein Verlag, Göttingen 2001
ISBN 9783892444848
Gebunden, 499 Seiten, 39,00 EUR

Klappentext

Hugo von Hofmannsthal (1874-1929) wollte der Repräsentant einer neuen Kultur sein, die er gegen die bestehenden, eklektisch zerfallenden Werte und Traditionen des Historismus konstruiert. Die Einheit dieser Kultur, für die er Goethe zum Vorbild nimmt, kann er in seinen Werken nicht mehr artistisch schaffen. Er suggeriert sie und muss sein Publikum sowie, in einem weiteren Sinn, die Forschung bezaubern. Hofmannsthal steuert die eigene Rezeption, indem er das Wissen und die Begriffe der Gelehrten seiner Zeit aufgreift. Er knüpft an eine alte Tradition der Verbindung von Dichtung und Wissenschaft an, die er für seine Moderne aktualisiert. Diesen Prozess, in welchem Hofmannsthal sowohl als Dichter als auch als Philologe agiert, deckt König auf und interpretiert zum ersten Mal kritisch Hofmannsthals "Autophilologie", ihre Rolle im ästhetisch-kulturellen System seiner Werke und - darauf bezogen - die Hauptlinien der Hofmannsthal-Forschung.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.07.2002

Rezensentin Franziska Meier ärgert sich über diese Studie. Während König Hofmannsthals Grundgedanken in einer "Aporie" findet, die in Gestalt der "ästhetisch-epistemologischen Norm" "die Wahrheit ist unsagbar" auftrete, erblickt Meier in der von König verkündeten "Aporie" eine "spezifische Problematik" der Moderne, die längst und sehr viel präziser anderswo herausgearbeitet wurde. Sie verweist diesbezüglich auf Hofmannsthals Erfahrung vom Verlust der Selbstverständlichkeit des Lebens und der Einsicht, dass jedes Streben nach Ganzheit zu Fragmentarität verurteilt ist. Um das "Unsagbare" gleichwohl zu sagen, griff Hofmannsthal statt auf die Sprache auf Gesten, Balletteinlagen und Musik zurück, berichtet Meier, in diesem Punkt mit König wieder einer Meinung. Neu an Königs Studie ist für Meier, dass König von der Unsagbarkeit der Wahrheit, vom Zerfall der Werte und der Fragmentarität eine Brücke zur Geschichte der Philologie schlägt, wo er ähnliche Phänomene ausfindig macht. Leider ergeben sich daraus keinerlei neue Einsichten zum poetischen Schaffensprozess bei Hofmannsthal, kritisiert Meier. Sie findet die Studie deshalb "schlicht überflüssig". Auch die "verquere Sprache" des Autors ärgert sie und seine Verstöße "gegen das logische Denken".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.06.2002

Rezensent Alexander Honold zeigt sich recht angetan von Christoph Königs "großer Studie" über das Verhältnis Hugo von Hofmannsthals zur modernen Philologie. "Methodisch ingeniös" findet Honold dabei Königs Idee, die Ausbildung dieser im Entstehen begriffenen Disziplin anhand der schriftstellerischen Entwicklung Hofmannsthals darzustellen. Für den Rezensenten wirft diese Gegenüberstellung von Poet und Philologenzunft ein neues Licht in beide Richtungen. So könne König zum Beispiel die diversen Wandlungen und Verwerfungen in Hofmannsthals Schaffen als Reaktion auf "jenes Auseinanderbrechen von Bildung und Wissen, das auch die Einheit der Philologie zerstörte", überzeugend erklären. Honold lobt insbesondere, dass König die künstlerische Entwicklung Hofmannsthals "systematisch" ins Verhältnis zur Krise der Kultur nach dem ersten Weltkrieg setzt. Im Unterschied zu vielen verklärenden Darstellungen Hofmannsthals hebe König hervor, dass Hofmannsthal die "Zustimmung des Publikums und der gelehrten Welt zugleich erringen wollte". Königs "gründlich recherchiertes", im Duktus teils "sprödes", teils "überraschend schnippisches" Buch zeigt sich, so der Rezensent abschließend "mit diesem wenig spektakulären Fazit resistent gegenüber jeder philologischen Anbiederung an Glanz und Größe".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.03.2002

Die Habilitationsschrift von Christoph König nähert sich ihrem Gegenstand über den Umweg seiner Interpreten. Es geht also, in der Formulierung des Rezensenten Hans-Albrecht Koch, um eine "Kritik der Hofmannsthal-Kritik". Insbesondere widmet sich König dem bedeutenden Literaturwissenschaftler und Hofmannsthal-Kenner Richard Alewyn, der, so das Ergebnis von Königs Untersuchung, in "poetische Konkurrenz zum Autor" tritt und so "eine neue Gattung" erschafft. Mehr als die Beschreibung dieses Sachverhalts kann König freilich nicht leisten, einen Ausweg kann er nicht weisen. Und das ist vielleicht gar nicht so schlimm, meint Koch, denn die denkbare Alternative einer "strikten Fachterminologie", auf die die Literaturwissenschaft sich zurückziehen müsste, läge wohl kaum im Interesse des an der Literatur Interessierten.
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