Christine Lavant

Gedichte aus dem Nachlass

Werke in vier Bänden: Band 3
Cover: Gedichte aus dem Nachlass
Wallstein Verlag, Göttingen 2017
ISBN 9783835313934
Gebunden, 654 Seiten, 38,80 EUR

Klappentext

Fast 500, größtenteils unbekannte Gedichte von Christine Lavant. Herausgegeben von Doris Moser und Fabjan Hafner unter Mitarbeit von Brigitte Strasser. Mit einem Nachwort von Doris Moser. "Wer das, was er schreiben muss, zurückhält, ist vielleicht wie ein Weib, das seine Kinder vergräbt aus Angst, sie könnten dem lieben Nachbarn nicht gefallen", stellte Christine Lavant fest. Die Kärntner Dichterin schrieb zeitlebens ca. 1.800 Gedichte. Nur gut ein Drittel davon hat Lavant auch veröffentlicht. Inhaltlich kühnere, formal riskantere Gedichte hielt sie zunächst zurück, und nach der Veröffentlichung ihres dritten großen Gedichtbandes "Der Pfauenschrei" (1962), als ihre dichterische Stimme nahezu verstummt war, wollte sie von Veröffentlichung nichts mehr wissen.
Viele Gedichte aus dem Nachlass zeigen ungeschützt und zugänglich, wo Lavants bildgewaltige Dichtung ihren Ausgang nimmt. Es ist eine Lyrik, von der Monika Rinck sagt, sie sei "die ungeheure Transformation von Schmerz und Leid in ein großes, kraftvolles und zuweilen immens komisches Werk".
Der dritte Band der vierbändigen Werkausgabe enthält eine Auswahl aus den nachgelassenen Gedichten aus allen Schaffensperioden, darunter auch das lange Zeit verschollene, erst kürzlich wieder entdeckte Erstlingswerk "Die Nacht an den Tag", das 1948 zwar gesetzt, aber nie gedruckt wurde. Drei Viertel der hier versammelten Gedichte sind Erstveröffentlichungen, die übrigen wurden zuvor in diversen Nachlasspublikationen publiziert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.08.2017

Insa Wilke liest Christine Lavants Gedichte aus dem Nachlass in der "klug" kommentierten Edition von Doris Moser und Fabjan Hafner. Das Buch bringt die verdiente Kanonisierung der Autorin voran, freut sich Wilke und staunt über die Vielgestaltigkeit der Gesichter, die Lavant in den Texten zeigt, vom Gestus der Unterwerfung bis zu einer Unzartheit der Sprache, die Wilke überrascht. Anmutige Bilder und geschmeidige Reime täuschen die Rezensentin nicht darüber hinweg, dass darunter eine gewaltsame Strömung verläuft. Die Nähe zur Avantgarde ist für Wilke erkennbar, ebenso diejenige zur Volksdichtung mit ihrer häufig vorkommenden Doppelbödigkeit, findet sie. Eine Dichterin, vor der man sich in Acht nehmen sollte, rät die Rezensentin.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.05.2017

Rezensent Harald Hartung liest die rund 500 Gedichte aus dem Nachlass von Christine Lavant, davon 365 Erstveröffentlichungen, wie er anmerkt, mit verhaltener Begeisterung. Lebendig erscheinen sie ihm, ob die Dichterin nun, wie in den frühen Texten, auf Rilkes Spuren wandelt, die Gottesproblematik wälzt (in den späten) oder "kompensatorisch" einen Realismus des Alltags pflegt. Dass die Dichterin in puncto Verständlichkeit wenig Rücksicht auf ihr Publikum nahm, erkennt Hartung zwar, sieht es der Autorin aber nach.
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