Christiane Neudecker

Das siamesische Klavier

Unheimliche Geschichten
Cover: Das siamesische Klavier
Luchterhand Literaturverlag, München 2010
ISBN 9783630873138
Gebunden, 219 Seiten, 17,95 EUR

Klappentext

Wann sie damit anfingen, die Toten zu rufen, weiß im Nachhinein niemand so genau. Es begann doch als harmlose Jugendfreizeit auf dem Hof, aber dann wurden die Spiele der Kinder immer beunruhigender. Bis zu jener Nacht, von der sich die, die sie überlebten, bis heute noch nicht erholt haben. Ein Schatten, der sich im lichtverschmutzten Hongkong zu verselbständigen beginnt. Ein Boxer, der gegen einen teuflisch guten Gegner kämpft. Eine verhängnisvolle Begegnung mit einem Erlkönig der Neuzeit oder ein Schachspiel mit einem Toten: Christiane Neudeckers Geschichten erzählen von dem winzigen Spalt, der sich von Zeit zu Zeit in unserem hoch technisierten Dasein auftut - sie versetzen mit hypnotischer Spannungskunst das Genre der unheimlichen Erzählung von E.T.A Hoffmann bis Daphne du Maurier in unsere moderne, nur scheinbar durchrationalisierte Welt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.01.2011

Christiane Neudeckers "unheimliche Geschichten" betonen stets die Anwesenheit des Todes im Leben, wie Samuel Moser feststellt, wobei es ihn schon wundert, welche erzählerischen Mittel die Autorin auffahren muss, um das zu untermauern. Bei den ausgefallenen Handlungsorten und der geschliffenen Sprache bleibt das Unheimliche allerdings auf der Strecke, findet er, und es stört ihn, wie restlos in diesen Gespenstergeschichten am Ende alle Rätsel aufgeklärt werden. Und so ist ihm eigentlich nur die Versiertheit, mit der Neudecker ihre Geschichten abspult, ein wenig unheimlich.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.05.2010

Hach, endlich mal kein Harry-Potter-Kitsch! Martin Halter ist ganz aus dem Häuschen angesichts einer Autorin, die, wie er versichert, an die deutsche Tradition der fantastischen Erzählung für Große anknüpft. Deren Leitmotive beherrscht Christiane Neudecker spielend, schreibt Halter, und sie hat so eine Hand frei, um gleich noch eins draufzusetzen. Nämlich moderne Mythen und Medien. Wie sich Unheil und Grauen mit Handy, Computer, Internet etc. noch besser herstellen lassen, als mit schwarzer Magie, bringt Neudecker dem Rezensenten bei. In den virtuellen Raum hängt sie Modergirlanden und lehrt ihn das Gruseln vor Computer-Schach mit Toten und vor rasender Selbstentfremdung, Damenbart inklusive. Für Halter entsteht so, lakonisch und sachkundig vermittelt, eine reich orchestrierte Sinfonie des Grauens.
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