Christian Schüle

Das Ende unserer Tage

Roman
Cover: Das Ende unserer Tage
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2012
ISBN 9783608939620
Gebunden, 466 Seiten, 22,95 EUR

Klappentext

In der ehemals reichen Kaufmannsmetropole Hamburg werden Kirchen in Eventagenturen umgebaut. Die legendäre Kammfabrik im Süden Hamburgs wird von chinesischen Investoren übernommen und von Bürokraten abgewickelt. Skrupellose Manager des Verfalls frönen ihrer Überspanntheit in elitären Salons, vereinsamte Individualisten suchen nach Sinn und Wert. Christian Schüle erzählt die Geschichte zweier Männer, die in dieser Welt treiben und von ihr getrieben werden: Charlie Spengler, ein gefeuerter Fabrikdirektor, der zur Gallionsfigur einer Arbeiterrebellion wird. Und Jan Philipp Hertz, ein Jungunternehmer, der auf den Stoßwellen des Umbruchs dem allgemeinen Verhängnis seiner Stadt entgegensurft.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.12.2012

Christian Metz lässt kaum ein gutes Haar an Christian Schüles Roman "Das Ende unserer Tage", in dem er den Prototypen eines neuen belletristischen Genres erkennt, mit dem er wenig anfangen kann: "Event-Literatur". Entscheidend für diesen neuen Typ Buch ist die Orientierung an einem massenwirksamen Ereignis und eine "perfekte Schreib- und Veröffentlichungsökonomie", die Vorträge, Artikel und Sachbücher umfasst, glaubt Metz und fände das alles halb so schlimm, wenn dabei gute Literatur herauskäme. Schüle bleibt diese aber schuldig, urteilt er. Im Mittelpunkt des Romans steht der Logistikfachmann Jan Philipp Hertz, der sowohl die Hamburger Banken-Klientel wie auch einen katholisch-sozialistischen Aktivisten bedient. Aber dem Rezensenten scheint wirklich gar nichts gefallen zu haben: die Sprache sieht er zwischen dem "Informationsduktus von mittleren Verwaltungsangestellten" und heftigstem Kitsch hin und her schwanken, die Orte und Charaktere sind ihm zu überzeichnet, die Geschichte zu flach. Bissig stellt sich Metz am Ende nur noch die Frage, ob bald ein Drama folgt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.09.2012

Schon wieder Chinesen, stöhnt Rezensent Hubert Winkels. Immer wenn im deutschen Roman einer zeigen will, wie sinnentleert westliche Kapitalisten sind, dann lässt er Chinesen auftreten, die gerne kaufen, was die Kapitalisten ihnen anzubieten haben. Das ist nicht gerade im Sinne der Völkerverständigung! In Christian Schüles Roman scheint es jedenfalls nur Sinnentleerte zu geben, glaubt man Winkels: von den Sprüchen der Manager zu denen der Esoteriker ist es nur ein Katzensprung. Aber Schüle findet für das alles keine Form, so der Rezensent. Er reiht Bild an Bild, Handlung an Handlung, doch er "findet keine Modulation, keine Dramaturgie". Am Ende findet Winkels das Buch keinen Deut weniger oberflächlich als die darin beschriebene Welt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.04.2012

Ein bisschen zu pessimistisch und getuned auf das Genre des Untergangsromans erscheint Till Briegleb der auf Kalkül gebürstete unsympathische Universalcharakter in Christian Schüles Kapitalismus-Abbild-Satire. Dass sich der Autor nicht so recht zu entscheiden vermag, ob er die Verhältnisse nun übertrieben oder einfach zeigen soll, wie sie sind, findet Briegleb schwierig. Ebenso die etwas planlose Detailverliebtheit, die zu Lasten echter Charakterdarstellungen und Handlungsmotivationen gehen. Den Schauplatz Hamburg, das bei Schüle in naher Zukunft schier unglaubliche Vorkommnisse (Revitalisten übernehmen die Macht, Kleinunternehmer starten die Rebellion) ereilt, nimmt der Rezensent dem Autor dagegen ab.
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