Chimamanda Ngozi Adichie

Americanah

Roman
Cover: Americanah
S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 2014
ISBN 9783100006264
Gebunden, 608 Seiten, 24,99 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Anette Grube. Die große Liebe von Ifemelu und Obinze beginnt im Nigeria der neunziger Jahre. Dann trennen sich ihre Wege: Während die selbstbewusste Ifemelu in Princeton studiert, strandet Obinze als illegaler Einwanderer in London. Nach Jahren kehrt Ifemelu als bekannte Bloggerin von Heimweh getrieben in die brodelnde Metropole Lagos zurück, wo Obinze mittlerweile mit seiner Frau und Tochter lebt. Sie treffen sich wieder und stehen plötzlich vor einer Entscheidung, die ihr Leben auf den Kopf stellt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.06.2014

Nicht voll und ganz überzeugt zeigt sich Dana Buchzik von Chimamanda Ngozi Adichies drittem Roman "Americanah". Die Geschichte zweier Nigerianer, die in den USA beziehungsweise in Großbritannien ihr Glück suchen, beschreibt die Rezensentin als Balance zwischen Erzählung und politischem Diskurs. Allerdings erscheint ihr dieses Verhältnis nicht ganz ausgewogen und sie bedauert, dass die Komplexität der Gefühle und Motive der zwei Emigranten zu Gunsten der vorgeführten soziologischen Diskurse zu kurz kommt. Ebenso ist sie von der Erzählstrategie - einer Oszillation zwischen Blogeintrag und Gedankenwiedergabe auf diversen Metaebenen - auf Dauer ermüdet. Buchzik bereitet den Leser auf einen Roman mit Ecken und Kanten vor, an dem vieles außergewöhnlich ist, aber manches dennoch optimierungsbedürftig wäre.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 31.05.2014

Rezensentin Katharina Granzin hat lange nicht mehr einen so wunderbaren Roman wie Chimamanda Ngozi Adichies neues Buch "Americanah" gelesen. Was für eine herrliche Mischung aus Lifestyle und Rassismuskritik, jubelt die Kritikerin, die sich darüber hinaus noch bestens unterhalten fühlt. Sie folgt hier der Geschichte um Ifemelu, die nach 15 Jahren in den USA wieder nach Nigeria zurückkehrt, nachdem sie als Bloggerin Erfolge gefeiert hat. Zugleich liest Granzin eine ebenso schöne wie traurige Liebesgeschichte: Ifemelu begegnet ihrer großen Liebe Obinze wieder, den sie in Nigeria zurückgelassen hatte und zu dem sie während ihrer Depression den Kontakt abgebrochen hatte. Während die Kritikern hier nicht zuletzt dank der klugen essayistischen Einschübe viel über das Lebensgefühl von Afroamerikaner und eingewanderten Afrikanern erfährt, sich nicht zuletzt auch köstlich amüsiert, hätte sie sich bisweilen einen tieferen Einblick in die Psychen von Adichies Romanfiguren gewünscht.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 15.05.2014

Die gebürtige Nigerianerin Chimamanda Ngozi Adichie hat am eigenen Leib erfahren, wie unterschiedlich Schwarzsein in ihrer Heimat und in den USA wahrgenommen wird, weiß Ijoma Mangold. Die Distinktionslinien in Nigeria orientieren sich an ganz anderem als der Hautfarbe, während in Amerika die Hautfarbe automatisch "underachievement" zu markieren scheint, erklärt der Rezensent. Jetzt hat Adichie einen großartigen Roman über eine "Americanah" geschrieben, eine Afrikanerin, die in die USA ausgewandert ist also, und buchstabiert mit universaler Menschenkenntnis - die in Nigeria und London genauso greift wie in den USA - die Erfahrung der fremdverschriebenen Stereotypen aus, die ihrer Protagonistin Ifemelu auch deshalb so stark auffallen, weil sie nicht in diesem System aufgewachsen ist, berichtet Mangold. Adichies "Americanah" ist wahrlich ein Weltroman, lobt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.05.2014

Chimamanda Ngozi Adichies "Americanah" ist "einer jener weltweit gut laufenden Global-Writing-Romane anglofoner Herkunft mit hohem Identifikationswert für Minoritäre und Migranten", erklärt Rezensent Martin Zähringer. Ein Lob? Oder eher doch nicht? Auch im weiteren Verlauf der Kritik wird das nicht so recht klar. Gut findet Zäringer auf jeden Fall, dass Adichie Stellung bezieht zum alltäglichen Rassismus in den USA, den der Rezensent sehr genau beobachtet findet. Die Autorin bediene sich dazu eines literarischen Kniffs: Sie lässt ihre in die USA ausgewanderte nigerianische Protagonistin Ifemelu Ngozi Okwonke ein Blog schreiben, in dem diese das Problem deutlich zur Sprache bringt. Doch passiert in diesem Roman auch sonst noch einiges: Eine Liebesgeschichte über zwei Kontinente und eine Rückkehr nach Lagos, die ihre eigenen Probleme mit sich bringt. Für diese Komplexität sind ihre literarischen Mittel dann allerdings doch zu beschränkt, findet Zäringer.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.05.2014

Ein gutes, aber auch ein wichtiges Buch hat Rezensent Hubert Spiegel mit Chimamanda Ngozi Adichies neuem Roman "Americanah" gelesen. Denn der Kritiker liest hier nicht nur die wunderbare Liebesgeschichte um die nigerianischen Königskinder Ifemelu und Obinze und ein gewaltiges Exilanten-Epos um eine afrikanische Familie, die in Nigeria und der amerikanischen Ostküste lebt, sondern auch einen denkwürdigen Roman über Rassismus. Spiegel lernt etwa, wie sehr Anti-Diskriminierungsdiskurse und politische Korrektheit in Sprache und Gesellschaft jene belasten, die sie eigentlich schützen sollten und dass es einen verstärkten Wunsch nach einer neuen Definition des Prozesses der Assimilation gibt. Insbesondere aber erfährt der Kritiker viel über die ganz alltäglichen Erfahrungen von Adichies Figuren: Schulzeit, Freundschaften, Liebe in Nigeria, anfängliche Demütigungen und vergebliche Jobsuche in den Vereinigten Staaten. Mit viel Lob bedenkt der Rezensent auch die eindringliche Schilderung der Charaktere, muss allerdings gestehen, dass ihm die Beschreibung der unterschiedlichen Milieus bisweilen zu klischeehaft gerät.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 24.04.2014

Ganz begeistert zeigt sich Marie-Sophie Adeoso von diesem Roman von Chimamanda Ngozi Adichie. Das liegt an der Fähigkeit der Autorin, die Erlebnisse ihrer Protagonistin als Nigerianerin in den USA erzählerisch stimmig zu vermitteln und dabei postkoloniale Diskurse, Alltagsrassismen, Anpassung und all die anderen Fährnisse einer Migrationsbiografie plausibel rüberzubringen. Die Heldin gefällt Adeoso als besonders vielschichtige Persönlichkeit, deren Gefühle und Erlebnisse als durchaus erfolgreiche Migrantin ihr nahe gehen. Dass der Roman in seiner für die Rezensentin erkennbaren Intention des Brückenschlagens weder kitschig noch allzu theoretisch wirkt, macht das Buch für Adeoso zu einer bemerkenswerten Lektüreerfahrung.