Bernard Wasserstein

Jerusalem

Der Kampf um die heilige Stadt
Cover: Jerusalem
C.H. Beck Verlag, München 2002
ISBN 9783406488719
Gebunden, 432 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Jochen H. Bußmann. Keine andere Stadt der Welt trägt so schwer an der Last ihrer Geschichte wie Jerusalem. Die heilige Stadt ist für Christen, Juden und Muslime von großer religiöser Bedeutung, und sie liegt im Fadenkreuz der politischen Konflikte zwischen Arabern, Palästinensern und Israelis. Ohne eine Einigung über Jerusalem gibt es keinen Frieden im Nahen Osten. Bernard Wasserstein schildert den dramatischen Kampf um Jerusalem vom 19. Jahrhundert, als dort die europäischen Mächte erstmals auf den Plan traten, bis hin zu den blutigen Ereignissen der letzten Wochen und Monate. Er entwirrt für den Leser das Knäuel der rivalisierenden Kräfte und Interessen in der Stadt, und er erklärt, warum so viele Friedensbemühungen gescheitert sind.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 12.11.2002

Beate Seel würdigt Bernard Wassersteins "Jerusalem. Der Kampf um die heilige Stadt" als einen "hintergründigen Essay", der erkläre, warum das Problem Jerusalem nicht zu lösen ist. Die "am tiefsten gespaltene Hauptstadt der Welt" war insbesondere nach der israelischen Eroberung des arabischen Ostteils im Juni 1967 Schauplatz von Anschlägen, Unruhen, Rebellionen und Unterdrückung. Seit dem Ausbruch der Al-Aksa-Intifada im Herbst 2000 sei sie geteilter denn je, notiert die Rezensentin. Dem britischen Historiker geht es Seel zufolge nicht primär um einen weiteren Abriss der wechselvollen und komplexen Geschichte der Stadt, sondern um die Rolle, "die sie in der internationalen Diplomatie spielt." Als "bemerkenswert" lobt sie Wassersteins Darstellung der Entwicklung auf jüdisch-israelischer und muslimisch-arabischer Seite, die zu der heutigen symbolischen Bedeutung Jerusalems geführt hat, eine Entwicklung, die sie in ihrer Rezension auch detailliert nachzeichnet. Wassersteins Bilanz fällt letztlich düster aus, hält Seel fest, auch wenn er mit der "sympathischen, aber etwas hilflosen Hoffnung, die Stadt müsse früher oder später mit sich ins Reine kommen" schließe. Wer eine erste Einführung in die Problematik sucht, dem empfiehlt Seel ein anderes Buch. "Wer es aber genauer wissen möchte", so die Rezensentin, "kommt hier auf seine Kosten."

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.06.2002

Tatsächlich - Gisela Dachs ist erstaunt -: Hier wäre ein lesenswertes Buch über Jerusalem, das noch nicht geschrieben wurde. Keines für Anfänger zwar (es geht um die internationale Diplomatie), aber dafür ein höchst quellen- und fußnotenreiches, das trotz seines akademischen Tons auch die persönliche Note nicht scheut, wenn der Autor nämlich seine Enttäuschung durchblicken lässt über die jüngste Entwicklung im Nahostkonflikt. Zuvor allerdings zeigt der Historiker Wasserstein, wie die Stadt im Lauf ihrer Geschichte als "ein Gefühl" von Politikern aller Glaubensrichtungen instrumentalisiert worden ist und zeichnet nach, wie die drei Religionen einander auszustechen versuchten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.04.2002

Ein Buch zum Ungläubigwerden ist das, stöhnt Gustav Seibt in seiner Rezension, und einen Namen will er nach der Lektüre erst mal nicht mehr hören: "den Namen Gottes". Das Buch Bernard Wassersteins aber, dessen Erkenntnisse er ausführlich referiert, nennt er so "gründlich wie gerecht". Es schildert nicht die ganze Geschichte dieses "goldenen Bassins voller Skorpione", sondern setzt erst im 19. Jahrhundert ein, führt Seibt aus und erzählt dann die ganze quälende Geschichte einer Stadt - von der "müden Endzeit des Osmanischen Reichs", als man einen modus vivendi unter den Religionen gefunden hatte, bis zum irren religiösen und nationalen Hass der heutigen Tage. Dabei entnimmt Seibt dem Buch, dass es in der Vergangenheit durchaus vernünftige Vorschläge für die Verwaltung Jerusalems gab. 1948 wollte die UNO die Stadt zur internationalen Zone erklären, konnte sich aber nicht durchsetzen. Auch die frühen Zionisten wären demnach einer solchen Neutralisierung des heißen Bodens nicht abgeneigt gewesen. Erst nach 1967, "im Siegestaumel", kam die Wende, und die angegriffenen Israeli begingen den Sündenfall der Besetzung und Besiedelung der eroberten Gebiete. Ob es Lösungen gibt, fragt Seibt am Ende seiner faszinierten Wasserstein-Lektüre - ihm fällt aber keine ein: "Religionskriege werden nicht beigelegt, sie bluten aus." Wassersteins Buch aber empfiehlt er zur Lektüre: als eine "unerschütterlich trockene Studie", die es zumindest gestatte, sich ein Bild von diesem Konflikt zu machen.
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