Bernadette Conrad

Die vielen Leben der Paula Fox

Cover: Die vielen Leben der Paula Fox
C.H. Beck Verlag, München 2011
ISBN 9783406612596
Gebunden, 344 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Alles begann mit einem eher erfolglosen Künstlerpaar, das sein Kind kurz nach der Geburt weggab: Für Paula Fox war 1923 ein Findelhaus in Manhattan die erste Station einer dramatischen Lebensreise, die sie in den folgenden zwanzig Jahren zu wechselnden Orten und Ersatzeltern einmal quer durch Amerika führen sollte. Viel später entstand aus dem verstörenden Abenteuer dieser Jahre ein schriftstellerisches Werk, dem niemand Geringerer zur Wiederentdeckung und zum internationalen Durchbruch verhalf als Jonathan Franzen. Bernadette Conrad, Autorin und Literaturkritikerin, die sich mit Paula Fox und ihrem Werk intensiv beschäftigt hat, geht mit Jonathan Franzen auf Cape Cod spazieren, sie trifft Paula Fox' Tochter in Oregon und sucht in New Orleans nach Schauplätzen des Romans "Der Gott der Alpträume". In San Francisco besucht sie das Krankenhaus, in dem Paula Fox zwanzigjährig ihr erstes Kind bekam - und zur Adoption freigab. Vor allem aber sitzt sie immer wieder mit Paula Fox am Tisch ihres Brooklyner Hauses und forscht einem Leben nach, das selbst wie ein Roman ist. Einmal quer durch Amerika und bis nach Europa hat sich die Autorin auf die Spur eines Lebens und Werks begeben, das nicht nur von einer persönlichen Geschichte Zeugnis ablegt, sondern vom Leben in Amerika im 20. Jahrhundert.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.12.2011

Bernadette Conrads Biografie von Paula Fox macht deutlich, warum die amerikanische Schriftstellerin selbst griechischen Tragödienschreibern Respekt abgenötigt hätte, und für Verena Auffermann ist ihr Leben gar ein Paradebeispiel für die enge Verknüpfung von Leben und literarischem Werk. Was Conrad an frühkindlichen Traumata zusammengetragen hat, scheint auch die Rezensentin ziemlich zu erschüttern, und sie findet ihre Beschreibung vom "Leben im Durchgangszimmer", das die Existenz des vernachlässigten, abgeschobenen und enttäuschten Kindes beschreiben soll, ziemlich auf den Punkt gebracht. Die Biografin konnte zwar für ihre Lebensbeschreibung aus Fox' Prosawerk und deren eigenen Lebenserinnerungen "In fremden Kleidern" von 1999 schöpfen. Dafür musste sie sich damit abfinden, dass Fox selbst sich nicht gern zu ihrem Leben äußert. Conrads Abschreiten der vielen Lebensorte der Schriftstellerin findet die Rezensentin allerdings nicht besonders ergiebig. Auffermann ist entschieden dankbar, dass Conrad dieses Leben nachgezeichnet hat, das doch maßgeblich das Werk Paula Fox' prägte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.06.2011

Beeindruckt und berührt zeigt sich Anja Hirsch von dieser Biografie über die große amerikanische Schriftstellerin Paula Fox, die Bernadette Conrad vorgelegt hat. Die Autorin wagt in ihren Augen viel - und gewinnt. "Die vielen Leben der Paula Fox" scheint ihr nämlich alles andere als eine Nullachtfünfzehn-Biografie, sie sieht darin vielmehr eine "sehr persönliche Spurensuche" Conrads, die zahllose Orte besuchte, die in Fox' Leben eine Rolle gespielt haben, und sie hebt die "wilde Form" des Werks hervor, einen poetischen Mix aus Reportage, Zitat, Interpretation, Fakten, Selbstbildmontage.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.05.2011

Angetan zeigt sich Rezensentin Susanne Messmer von dieser Biografie über die Schriftstellerin Paula Fox, die Bernadette Conrad vorgelegt hat. Aus dem Werk spricht für sie die Faszination der Autorin für die Einsamkeit von Fox' Figuren. Wie es Fox nicht darum geht, die Verzweiflung und Einsamkeit ihrer Figuren zu erklären, geht es Conrad ihres Erachtens nicht darum, das Leben der bedeutenden amerikanischen Schriftstellerin zu erklären. Im Vordergrund sieht sie vielmehr die "erzählerische Annäherung" an Fox. Dass Conrad darüber bisweilen etwas "gefühlig" wird, nimmt ihr Messer nicht weiter übel, zumal sich die Autorin nie anmaße, über die Gefühle von Fox, die von ihren Eltern weggegeben wurde, zu mutmaßen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.05.2011

Wie sehr die Texte von Paula Fox geprägt sind von der Erfahrung der Autorin als Findelkind, kann Ulrich Rüdenauer ermessen anhand der biografischen Annäherung an die Autorin durch Bernadette Conrad. Heikel findet Rüdenauer Conrads emphatische Herangehensweise, die geradezu selbst zur Literatur wird, wo sie Verbindungen zwischen Werk und Biografie herstellt. Allerdings gelingt es ihr offenbar anhand der eigens aufgesuchten Lebensstationen der Autorin von New York bis New Orleans ein angemessenes Bild zu zeichnen und auch die Dringlichkeit in Fox' Texten biografisch zu begründen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.02.2011

Auch wenn Paula Fox ihre Lebensgeschichte in ihren eigenen, teilweise autobiografischen Werken bereits verarbeitet hat, lohnt sich diese Biografie allemal, findet Rezensentin Angela Schader. In "Die vielen Leben der Paula Fox" berichte die Literaturwissenschaftlerin Bernadette Conrad nicht nur von dem dramatischen Leben der Schriftstellerin: von ihren lieblosen Eltern zunächst ins Findelhaus gebracht, befindet sie sich lange auf der verzweifelten Suche nach Halt und Geborgenheit, um schließlich selbst als mittellose Jugendliche ihr Kind zur Adoption freizugeben. Darüber hinaus - und gerade das zeichne dieses mitreißende Porträt aus - verwebe Conrad ihre aus Romanen und autobiografischen Texten gewonnenen Einblicke in Fox' Vergangenheit immer wieder mit eigenen, aktuellen Erlebnisberichten der beschriebenen Schauplätze. So vergleicht sie beispielsweise das von Fox "genial" skizzierte, verlotterte Brooklyn der sechziger Jahre mit dem heute bürgerlichen New Yorker Stadtteil. Schader lobt nicht zuletzt, dass Conrad die Ergebnisse ihrer Recherchen in regelmäßigen Gesprächen mit Fox selbst überprüft. Die Kritikerin legt nicht nur eingefleischten Fox-Lesern diese leidenschaftliche und "persönliche Hommage" sehr ans Herz, sondern empfiehlt sie auch als Leseanreiz für mit dem Werk bisher nicht Vertraute.