Beppe Fenoglio

Eine Privatsache

Roman
Cover: Eine Privatsache
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783803133397
Kartoniert, 192 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Heinz Riedt. Mit einem Nachwort von Francesca Melandri. Der Partisan Milton besucht während eines Erkundungsgangs die inzwischen verlassene Villa, in der Fulvia zu Beginn des Kriegs von ihrem Vater untergebracht worden war, um sie vor der drohenden Bombardierung Turins zu schützen. Gemeinsam haben sie dort Musik gehört und über Literatur geredet. Durch einen Zufall erfährt Milton, dass Fulvia damals mit seinem Freund Giorgio ein Verhältnis hatte. Er will Giorgio sofort zur Rede stellen, doch er muss erfahren, dass die Faschisten ihn geschnappt haben. Milton will ihn befreien und plant einen Gefangenenaustausch. Dazu muss er aber erst eine passende Geisel in seine Gewalt bringen. Das Vorhaben läuft vollkommen aus dem Ruder, die blutigen Ereignisse eskalieren. Fenoglio zeigt schmerzhaft, wie untrennbar das Private mit dem Politischen verbunden ist.
Für viele italienische Autoren ist dieser Roman ikonisch. Italo Calvino nannte ihn das Buch, das eine ganze Generation von Autoren gern geschrieben hätte, und verglich es mit Ariosts "Orlando furioso". Es wurde dreimal verfilmt, zuletzt 2017 von den Brüdern Taviani.Beppe Fenoglio verknüpft schicksalhaft eine Liebes- und Eifersuchtsgeschichte mit den aufreibenden und verzweifelten Kämpfen der Partisanen in Norditalien gegen Faschisten und Nationalsozialisten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.09.2021

Rezensentin Christiane Pöhlmann bedauert das schlechte Lektorat von Beppe Fenoglios Partisanen-Roman. Das hat der Text nicht verdient, findet sie. Erstens, weil Fenoglio hier erstmals den Neorealismo mit expressionistischer Bildlichkeit transzendiert, und zweitens weil er die Resistenza auf menschliche Bedürfnisse und Regungen wie Liebe und Hass herunterbricht und sie damit in ihrer Heterogenität erahnen lässt. Der Held auf der Suche nach einem vermeintlichen Nebenbuhler wird für Pöhlmann zum Inbegriff der Sinnlosigkeit des Krieges. Die verwirrende Atmosphäre des letzten Kriegsjahres scheint ihr im Text gut eingefangen.
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