Beate Rothmaier

Caspar

Roman
Cover: Caspar
Nagel und Kimche Verlag, Zürich 2005
ISBN 9783312003679
Gebunden, 192 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Der kleine Caspar wird in einem Gasthaus bei Exenheim in Württemberg ausgesetzt. Zunächst mag niemand das Kind bei sich aufnehmen, schließliche reicht es kaum, um die eigenen Mäuler zu stopfen. Als sich aber herausstellt, dass der verschwundene Vater des Jungen, der Porzellanmaler Michael Schwartz, einiges Vermögen beim Amtmann hinterlegt hat, wird der Junge plötzlich zum Spielball aller möglichen Interessen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.08.2006

Beate Rothmaier habe zwar einen so genannt historischen Roman geschrieben, erläutert Rezensent Heribert Kuhn, doch sei er ganz anders, als man darunter so allgemein verstehe. Keine aus der zeitlichen Distanz heraus wohl wissend und zudem wohlfeil geschriebene Opfer-Geschichte, die gewissermaßen fürs Genusslesen geeignet sei. Statt dessen, lobt der Rezensent, sei der Roman über ein Findelkind im 18. Jahrhundert konsequent aus der beschränkten Perspektive der Hauptfigur Caspar geschrieben, und häufig noch beschränkter am "Leitfaden des Leibes". Dies leiste die Autorin mit einer großen Genauigkeit der Worte und Wahrnehmungsbeschreibungen, der sich der Leser kaum entziehen könne und sein Mitleiden fast schon erzwinge. Ein Hoch auf eine solche Art von historischem Roman, resümiert der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.08.2006

Angetan berichtet Rezensentin Verena Mayer von diesem Ende des 18. Jahrhunderts in einem süddeutschen Dorf angesiedelten illusionslosen Roman über den steinigen Weg des ungeliebten Bastards Caspar, den Beate Rothmaier vorgelegt hat. Anfängliche Befürchtungen, hier bekomme man staubtrockene historische Kost oder, noch schlimmer, Kitsch nach Art von "Schlafes Bruder" geboten, zerstreuen sich zur Freude Mayers augenblicklich. Sie würdigt nicht nur Rothmaiers stilistische Eigenständigkeit, sondern auch ihre gelungene Verarbeitung von klassischen Motiven der romantischen Literatur, die etwa bei Gotthelf oder Eichendorff anzutreffen sind. In diesem Zusammenhang bescheinigt sie der Autorin auch, Motive wie das des Findelkinds, der Wanderschaft, der Natur als Rückzugsraum und ähnliches weiter zu entwickeln. Die Natur erscheine bei Rothmaier etwa nicht als Quelle der Regeneration sondern als ebenso feindlich wie die Menschen. Eindrucksvoll findet Mayer insbesondere die anschauliche Sprache der Autorin, die das "Archaische" des "ländlich grausamen Universums" des Romans adäquat abbilde.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.08.2005

Dieses Romandebüt, in dem Beate Rothmaier das Schicksal des historisch verbürgten Caspar Schmid erzählt, hat Beatrice Eichmann-Leutenegger ganz in den Bann gezogen. Berichtet wird von einem Ende des 18. Jahrhunderts lebenden "Verdingkind", das, von der Mutter weggegeben, seit früher Jugend in einer Porzellanfabrik arbeiten muss und das ohne jede Zuwendung aufwächst, fasst die Rezensentin zusammen. Das Aufwachsen ohne Liebe ist auch der Umstand, der die Autorin am meisten interessiert, meint Eichmann-Leutenegger, die dem Roman große "Sogwirkung" attestiert. Vor allem dort, wo Rothmaier von einem wahren "Höllenbrand" erzählt, der bei dem Versuch Porzellan zu brennen, ausbricht, sieht die eingenommene Rezensentin das "präzise Erzähltalent" und den "Furor" der Autorin eindrücklich unter Beweis gestellt.
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