Aris Fioretos

Der letzte Grieche

Roman
Cover: Der letzte Grieche
Carl Hanser Verlag, München 2011
ISBN 9783446236332
Gebunden, 415 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Schwedischen von Paul Berf. Jannis Georgiadis, Sohn eines Bauern aus Griechenland, verlässt seine Heimat Mitte der sechziger Jahre, um seiner Jugendliebe nach Schweden zu folgen. Vorübergehend findet er dort das Paradies: Er träumt von einem Studium der Hydrologie und verliebt sich in das schwedische Kindermädchen. Doch als sich viel zu früh ein Kind einstellt, scheitert nicht nur eine der Zukunftsvisionen des griechischen Gastarbeiters. Aris Fioretos' Geschichte über Familie, Migration, Erinnerungen und Lebenslügen ist ein virtuoser Roman über das 20. Jahrhundert in Europa.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.04.2011

Manuel Gogos wurde die Lektüre von Aris Fioretos' Aus- und Einwandererepos "Der letzte Grieche" nicht immer leicht, dafür sieht er sich in den Bann der großen Sprachgewalt des Autors gezogen. Im Zentrum des Romans steht der nordgriechische Bauer Jannis Georgiadis, der nach Schweden emigriert, dort heiratet und eine Tochter bekommt. Daneben wird vom Schicksal der Großmutter erzählt, die einst aus Smyrna nach Mazedonien deportiert wurde, erklärt der Rezensent. Er bewundert die kunstvolle Sprache Fioretos', der sein Thema hochpoetisch bearbeitet und mitunter geradezu ins "Singen" gerät, wie Gogos preist. Als Kern dieses "inspirierenden" Romans macht Gogos die "heilsgeschichtliche Vision" aus, die sich in dem Projekt der Großmutter verbirgt, nämlich eine Enzyklopädie aller in der Welt verstreuter Exilgriechen zu schaffen und so wieder zusammenzubringen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 20.04.2011

Rezensent Helmut Böttiger ist von diesem Roman einfach hingerissen. Leider versteht der Leser nicht ganz, warum. Fioretos erzählt die Geschichte einer griechischen Familie, nach der Vertreibung durch die Türken von Smyrna nach Mazedonien und schließlich nach Schweden auswanderte. Der geografischen Splitterung scheint die literarische Umsetzung zu entsprechen. Böttiger spricht von oralen Erzähltraditionen, postmodernen Techniken und Poesie, die alle Fioretos alle gleich kunstvoll einsetze. Was dies bedeutet, sagt der Autor, von Böttiger zitiert, selbst: "Literatur konnte aus allem möglichen zusammengesetzt werden, solange es mit Liebe geschah."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.03.2011

Als "ungemein vokabelreichen und klugen Autor" empfiehlt uns Rezensent Christoph Schröder den Schriftsteller Aris Fioretos, dessen neuer Roman genau das einlöst, was Schröder sich von einem in Schweden aufgewachsenen und in Berlin lebenden Griechen verspricht: Welthaltigkeit. Und zwar nicht nur eine erlebte, sondern auch eine intellektuell durchdrungene. "Der letzte Grieche" erzählt eine recht vertrackte, vielleicht sogar ausufernde Familiengeschichte über mehrere Generationen von Auslandsgriechen, erklärt Schröder und warnt vorsichtig, dass Fioretos einerseits lineare Erzählstrukturen ablehnt, andererseits sich die Freiheit zu Pathos und Stilblüten nimmt, was dem Rezensenten tatsächlich die Lektüre nicht immer ganz leicht machte. Die "Lektionen in Sachen Glück, Verlust und Schmerz", die ihm Fioretos dabei erteilte, machen die Mühen allerdings mehr als wett, versichert der eingenommene Schröder.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.03.2011

Sandra Kegel möchte das Buch am liebsten gleich noch einmal lesen. Mit Aris Fioretos' Roman ginge das, beteuert sie, weil er ein überraschendes, erschütterndes und kluges Buch ist. Was das Thema der Diaspora angeht, fühlt sich Kegel bei Fioretos bestens aufgehoben. Sein eigener, gut verzweigter Stammbaum und sein Lebenslauf scheinen ihr Garant dafür, dass er über Migration, Erinnerung und das Fremdsein Bescheid weiß. Fioretos' Musikalität und Experimentierfreude wiederum, kongenial übersetzt von Paul Berf, wie Kegel erklärt, sowie die Anlage des Textes nicht als historische Analyse, sondern als postmodernes Spiel sorgen dafür, dass aus dem Familienepos trotz aller Wehmut ein Buch wird, das die Rezensentin auch zum Lachen bringt. Angesichts der hier mit der griechischen Diaspora verhandelten Grausamkeiten des 20. Jahrhunderts, keine Kleinigkeit, findet Kegel. Nicht zuletzt überzeugt sie das Vordringen in "tiefere Schichten". Existentielle Fragen nach dem Menschsein stellt Fioretos nämlich auch.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.03.2011

Ein einziges großes Vergnügen bedeutete die Lektüre dieses jüngsten Romans des schwedischen Griechen Aris Fioretos für die Rezensentin Jutta Person. Schon die Form tut es ihr an: Aus den Zettelkästen einer obskuren Vereinigung, die die Schicksale aller Auslandsgriechen der Welt festhalten will, ist die Geschichte des Helden Jannis Georgiadis gezogen, von dessen Liebes- und anderen Fährnissen zettelweise erzählt wird. Der Protagonist ist das Gegenteil einer Monade, einer, der alle Trennwände und Membrane zwischen den Menschen durchlöchern will (und es gelingt). Es geht vor und zurück zwischen Gegenwart und Geschichte, sich Ereignetes und Erfundenes geraten dem Erzähler virtuos durcheinander. Wie überhaupt für die Rezensentin der Reichtum des Erzählens nur die eine Hälfte des Vergnügens ist: vor allem sei Fioretos auch ein brillanter Sprachexperimentator, dem zum Glück sein Verdeutscher Paul Berf an Einfallsreichtum in nichts nachstehe.
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