Anna Weidenholzer

Weshalb die Herren Seesterne tragen

Roman
Cover: Weshalb die Herren Seesterne tragen
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2016
ISBN 9783957573230
Gebunden, 192 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Karl, ein pensionierter Lehrer, macht sich eines Tages auf, herauszufinden, was das Glück sei. Einen nur leicht veränderten Fragebogen im Gepäck, mithilfe dessen das 'Bruttonationalglück' in Bhutan ermittelt wird, lässt sich der Glücksforscher in einem schneelosen Skiort nieder, dessen Bewohner er nun in unbekanntem Auftrag nach ihrer Lebenszufriedenheit befragen will. Das Hotel Post, in dem Karl als einziger Gast unterkommt, wird bewirtschaftet von einer namenlosen Frau und ihrer Hündin Annemarie. Von hier aus beginnt er seine Forschungen, unterbrochen von konfliktgeladenen Telefongesprächen mit seiner Frau Margit. Bald erhält seine Reise Züge einer Flucht, und der Fragende wird unmerklich zum Objekt der Befragung anderer.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.12.2016

Einen Hauch von Jonathan Franzen, vor allem aber einen sehr eigenen und zugleich genuin österreichischen Ton vernimmt Rezensentin Ursula März in Anna Weidenholzers neuem Roman "Weshalb die Herren Seesterne tragen". Schon der skurrile Titel verspricht eine Melange aus "Tiefsinn und Verblödelung", fährt die Kritikerin fort, die sich von der Autorin einmal mehr in den "Abgrund des Fatalismus" mitnehmen lässt: Mit größtem Vergnügen - schon allein wegen der zahlreichen trockenen Pointen - folgt März Weidenholzers pensioniertem Lehrer Karl, der sich, ausgestattet mit Fragebögen, in einem Skiort niederlässt, um das Bruttonationalglück seines Landes zu vermessen. Vor allem aber gelingt der Autorin das Kunststück, in ihrer Parodie von pseudowissenschaftlichen Glücksratgebern ernste kulturkritische Themen mit originellem Humor zu verknüpfen, schwärmt die Kritikerin und versichert: Dieses Buch ist alles andere als literarischer Einheitsbrei.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 26.11.2016

Hymnisch bespricht Paul Jandl Anna Weidenholzers neuen Roman, der ihn an Werke des frühen Handke erinnert. Sätze von "spröder Zuneigung" entdeckt der Kritiker in diesem Buch der jungen Österreicherin, der es kunstvoll gelingt, das Menschliche ihrer Figuren mit "exakter Härte" zu modellieren. Und doch geht es hier um nicht weniger als das Glück, klärt der Rezensent auf, der sich mit Weidenholzers Helden Karl auf die Suche nach den existentiellen Dingen des Lebens begibt. Wie die Autorin Innen- und Außenwelt verknüpft, Sprache in Bilder verwandelt und dabei nie banal oder kitischig wird, ringt Jandl größte Anerkennung ab.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.11.2016

Am liebsten würde Rezensentin Sabine Vogel jeden einzelnen Satz aus Anna Weidenholzers neuem Roman zitieren - so hingerissen ist die Kritikerin von der Sogkraft, der "pulsierenden Zartheit" und "subtilen Wucht" dieses Buches. Und so rät die Rezensentin zu äußerst "behutsamer" Lektüre der Geschichte um den einsamen und schrulligen Rentner Karl, der auf einer Autofahrt zu seiner Margit in Gedankengängen die Bedingungen des Glücks auslotet. Beeindruckende Lakonie, feinsinnige Beobachtungen und pointierte, witzige Details machen diesen Roman für Vogel zu einem Kunstwerk.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.10.2016

Mit gemischten Gefühlen hat Burkhard Müller Anna Weidenholzers Roman "Weshalb die Herren Seesterne tragen" gelesen. Dem kauzigen, hilflosen Helden Karl, der im Rentenalter den Grad des Glücklichseins der Österreicher erforschen will und nebenbei etwas ungelenk um seine Ehe mit der nicht minder absonderlichen Margit kämpft, folgt der Kritiker durchaus mit Sympathie. Beeindruckt stellt der Rezensent zudem fest, wie es der Autorin gelingt, die Idylle zunehmend ins Unheimliche gleiten zu lassen. Leider löst sich die Spannung nirgends auf, bemängelt Müller: Nach all dem erzählerischen Aufwand bleibt nur ein "hübsches Nichts" zurück, seufzt er.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.09.2016

Kunst ist für Christoph Schröder so manches in Anna Weidenholzers neuem Roman. Vor allem die Fähigkeit der Autorin, ihren Text in der Schwebe zu halten, sein Geheimnis nicht anzutasten und statt eines gut verzahnten Plots auf Abschweifungen, feine Beobachtungen und die genaue Schilderung von alltäglichen Skurrilitäten zu setzen. Und dann der Protagonist! Ein Glücksforscher auf Feldforschungsreise in einem eher glücklosen Kaff, eine Gestalt wie von Loriot, meint Schröder.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.09.2016

Sandra Kegel findet Anna Weidenholzers feinsinnig versponnene Parabel um einen Glücksforscher toll. Wunderbar wirkt der Roman auf sie durch die Kontrastierung von allerhand skurrilen Situationen und laut Kegel hinreißenden Beobachtungen mit der nüchternen Sprache der Autorin. Auch die Offenheit des Textes gefällt ihr. Und der traurige Ernst, der die Hauptfigur umgibt, verweist Kegel auf ein weiteres Thema des Buches: Angst.
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