Barbara Ehrenreich

Smile or Die

Wie die Ideologie des positiven Denkens die Welt verdummt
Cover: Smile or Die
Antje Kunstmann Verlag, München 2010
ISBN 9783888976827
Gebunden, 254 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Gabriele Gockel und Barbara Steckhan. "Sei positiv! Optimisten leben länger! Der Erfolg ist in dir!" Seit Jahrzehnten künden Ratgeber und Motiva tionstrainer von der grenzenlosen Macht positiven Denkens. Glück, Gesundheit, Reichtum und beruflicher Erfolg so die Botschaft sind für jeden jederzeit erreichbar, eine lückenlos positive Grundhaltung vorausgesetzt. Selbst schuld, wer da noch Sorgen hat oder gar die Ursachen seiner Probleme in der Realität vermutet. Arbeitslose erfahren, einzig der Ton ihrer Bewerbung entscheide über deren Erfolg. Selbst Krebskranke werden heute gewarnt, eine "negative Haltung" könne ihre Heilung gefährden. Wie konnte aus dem harmlosen Lob einer optimistischen Lebenseinstellung eine kulturelle Glaubenswahrheit mit zunehmend zwanghaften Zügen werden? Trotz fehlender wissenschaftlicher Evidenz haben "positive Psychologie" und Glücksforschung inzwischen sogar die Universitäten erobert. Doch nirgendwo ist das Ausblenden der Realität stärker verbreitet als in der Wirtschaft: Die Weigerung, negative Entwicklungen überhaupt ins Auge zu fassen, hat, so Ehrenreich, wesentlich zum jüngsten Crash beigetragen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.10.2010

Rezensent Peter Unfried findet durchaus interessant, was die amerikanische Undercover-Journalistin Barbara Ehrenreich in ihrem Buch über die Ideologie des positiven Denkens herausfindet. Allerdings hätte es seiner Meinung nach ein "längerer Essay" wohl auch getan, das Ausmaß der Redundanzen wäre seiner Einschätzung nach vermeidbar gewesen. Am stärksten findet er die Passagen, wo Ehrenreich sich mit dem Arbeitsmarkt beschäftigt und zeigt, wie es beim positiven Denken auch darum geht, "soziale Ungerechtigkeiten zu individuellem Versagen" umzudeuten. Interessant ist für Unfried außerdem das Kapitel, in dem Ehrenreich sich mit ihrer eigenen Brustkrebserkrankung beschäftigt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.09.2010

Als wohltuend empfindet Rezensentin Renate Wiggershaus diese kritische Auseinandersetzung mit der in den USA und auch in Europa weit verbreiteten Herrschaft des positiven Denkens, die Barbara Ehrenreich vorgelegt hat. Sie attestiert der Autorin, die nach einer Brustkrebsdiagnose intensive und leidvolle Erfahrungen mit dem positiven Denkens gemacht hat, dieses als Ideologie des Zwangsoptimismus zu entlarven, die zur Leugnung der Realität führt und einseitig das Individuum für sein Schicksal verantwortlich macht. Erhellend scheint ihr vor allem die Darstellung der Entstehung des positiven Denkens in den USA als Reaktion auf den calvinistisch geprägten Puritanismus der ersten Siedler. Auch die Schilderung von Ähnlichkeiten der Tyrannei des positiven Denkens in den USA mit dem Zwang zum Optimismus unter kommunistischen Regimen findet sie aufschlussreich. Alles in allem lobt Wiggershaus das Buch als "unterhaltsam" und zugleich "differenziert".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.09.2010

Barbara Ehrenreich schreibt ein Buch gegen das Glück, und Jutta Person findet das sehr gut so. Denn es sei an der Zeit gewesen, die "gigantische Schwindelmaschine" des positiven Denkens, welcher wir uns unterworfen hätten, auseinanderzunehmen. Ehrenreich berichte in "Die or Smile", wieviel Geld der Gesundheitssektor und das Motivationsgewerbe in den USA jedes Jahr mit Ratgebern oder Coachings für ein glückliches Leben verdienten und damit letztendlich nur das Bedürfnis der Menschen nach persönlicher Optimierung ausnutzten. Person erläutert Ehrenreichs Argumentation sehr ausführlich, nach der der Ursprung der - insbesondere in Amerika - verklärten Vorstellung eines glücklichen Lebens allein durch positive Einstellung hauptsächlich im jahrzehntelangen Widerstand gegen den asketischen Calvinismus liege. Die Rezensentin lässt sich gern überzeugen, nimmt die rosarote Brille ab und rät ihren Lesern dringend, "Die or Smile" zur Hand zu nehmen, um genau dasselbe tun zu können.
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